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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schneller, als man denkt, als man es sich wünscht. Ich kann mir alles kaufen, alles … nur nicht die Jugend. Nicht das Aufhalten der Jahre. Nicht ein Stillstehen auf dem Höhepunkt der Kraft. Und dann fragt man sich: Hat sich dieses Leben gelohnt? Dieses verdammte, umkämpfte Leben. Was bringen die Narben, die du zurückbehalten hast? Was hast du erreicht?«
    »Du bist der reichste Mann von Mindanao. Vielleicht der reichste Mann des ganzen Landes … mit Ausnahme der korrupten Präsidenten wie Marcos. Was willst du mehr?«
    »Leben! Nicht um mein Leben kämpfen, sondern mein Leben genießen. Die kommenden zwanzig oder dreißig Jahre glücklich sein. Glücklich sein mit Jessica, deiner Schwester. Glücklich sein irgendwo auf dieser weiten, schönen Welt, die ich nicht kenne und die ich endlich kennenlernen möchte. Wie oft stehe ich vor dem Globus und drehe ihn hin und her. Und dann sage ich mir: Was hast du alles verpaßt?! Du hast nur geschuftet und Gold zusammengescheffelt, du hast nur deinen verfluchten Diwata-Berg gekannt und den Dschungel und dreißigtausend schwitzende Digger, die sich für dich in den Felsen wühlen, um dich noch reicher zu machen. Und da … da ist die übrige Welt, die du verpaßt hast. Und ich frage mich weiter: Ist es schon zu spät, das alles nachzuholen, und ich antworte mir: Nein! Es ist nicht zu spät! Du hast eine wundervolle junge Frau, du bist noch stark genug, diese ganze Welt an deine Brust zu drücken, du kannst es noch. Und nun zögere nicht. Tu es. Tu es! Stürz dich auf diese Welt, und wenn du einmal die Augen schließt, dann kannst du sagen: Diese Augen haben alles gesehen, was ein Mensch sehen kann. Du hast die Welt umarmt.« Er holte tief Atem und sah Belisa mit flackernden Augen an. »Das ist mein Ziel. Und deshalb sitzen wir jetzt zusammen.«
    »Was … was hat das mit mir zu tun?« Belisas Stimme war leise und fast erschrocken. Sie erkannte Juan Perón nicht wieder. Vor ihr saß ein fremder Mann, der ihr gestand, daß er sich innerlich zerfleischte. Ein Opfer seines Reichtums. Zugeschüttet vom Gold.
    »Um es kurz zu machen: Ich möchte die Leitung der Mine abgeben.«
    »Du willst verkaufen?«
    »Abgeben ist nicht verkaufen. Bisher habe ich alles allein gemacht. Mit ein paar Verwaltungsdirektoren, die nichts waren als mein Sprachrohr. Knechte, die blaß wurden, wenn ich hustete. Niemand, der mir eine Entscheidung abnahm. Der einen Vorschlag aus der Tasche zog. Der eine Idee entwickelte. Nur Duckmäuser, die mir in den Arsch krochen. Das habe ich alles satt, satt, satt. Seit ich Jessica liebe, weiß ich, daß es ein anderes Leben gibt. Und das will ich jetzt genießen. In vollen Zügen genießen. Unbelastet. Frei sein! Mein Gott, wie habe ich immer die Freiheit gesucht, mein ganzes Leben lang. Freiheit! Das höchste Gut des Menschen. Dafür habe ich geschuftet. Und ich wurde reicher und reicher und reicher … und verlor immer mehr den Weg in die Freiheit. Ich habe mich selbst gefesselt. Jetzt möchte ich das alles von mir werfen …«
    »Und wie denkst du dir das?« fragte Belisa. Sie spürte eine Art Krampf, der ihr das Herz zusammenpreßte. Er ist verrückt, dachte sie erschrocken. Total verrückt. Wie kann man an Reichtum zugrunde gehen? Wie kann Reichtum krank machen? Wie kann man Reichtum beklagen?
    »Wie ich mir das denke?« wiederholte er ihre Frage. »Ich übergebe.«
    »An wen?«
    »An ein Management.«
    »Ein Konsortium?«
    »Nein.«
    »An eine Bank?«
    »Um Himmels willen, nein!«
    »Gründung einer Aktiengesellschaft?«
    »Nein! Alles soll in der Familie bleiben.«
    »Eine Familienstiftung?«
    »Aus dir spricht der Bankfachmann. Denk einfacher. Ich brauche einen Manager, der für mich die Geschäfte leitet. Nicht hier in Davao, sondern vor Ort. Am Berg. In Diwata. Einen Manager, der sich nicht vor dreißigtausend Entwurzelten fürchtet. Der sie im Griff hält. Der mit dem Teufel leben kann. Jemand, der die Hölle am Kochen hält …«
    »Und wen hast du dafür ausgesucht?«
    »Dich!«
    Einen Augenblick lang hing völlige Stille zwischen ihnen. Nur Belisas Augen weiteten sich, und ihr ganzer Körper drückte Entsetzen aus.
    »Du … du bist verrückt, Juan Perón …« sagte sie dann. Ihre Stimme verlor sich in Heiserkeit und wurde fast unhörbar. »Du bist wirklich verrückt.«
    »Ich habe das lange überlegt. Ich weiß keinen besseren Manager für Diwata als dich.«
    »Ich? Unmöglich.«
    »Das Wort unmöglich habe ich nie gekannt. Ich kenne es auch jetzt
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