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Driver

Driver

Titel: Driver
Autoren: James Sallis
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hinter ihn, ein Motorrad-Cop vor ihn. Die Jungs würden diese Geschichte auf dem Revier noch wochenlang erzählen.
    »Scheiße«, sagte Blanche neben ihm. »Hier ist erheblich mehr Geld drin, als eigentlich drin sein sollte. Gut und gern eine Viertelmillion. Oh, Scheiße!«

8
    Als Jugendlicher und noch neu in der Stadt hatte er sich bei den Studios herumgetrieben. Genau wie eine Menge anderer auch, alle möglichen Typen jeden Alters. Aber er interessierte sich weder für die Stars in ihren dicken Limousinen noch für die Nebendarsteller, die in Mercedes und BMWs eintrafen. Ihn reizten vielmehr die Burschen, die auf Harleys oder mit aufgemotzten Pick-ups anrauschten. Wie immer blieb er still, hielt sich zurück, sperrte die Ohren auf. So unauffällig wie ein Schatten. Es dauerte nicht lange und er hörte von einer Bar in einem der miesesten Teile von Hollywood, die regelmäßig von diesen Typen besucht wurde, also fing er an, dort herumzulungern. Irgendwann in der zweiten Woche, gegen zwei oder drei Uhr nachmittags, schaute er auf und sah, wie Shannon ans eine Ende der Theke trat. Der Barkeeper begrüßte ihn mit Namen und hatte ihm bereits ein Bier und einen Kurzen hingestellt, noch bevor er sich hinsetzte.
    Shannon hatte auch einen Vornamen, aber den benutzte kein Mensch. Er wurde im Abspann genannt, ziemlich weit hinten, und das war’s dann auch schon. Shannon stammte von irgendwo im Süden, aus den Bergen, sagten alle. Die irische Abstammung schimmerte wie bei so vielen dieser Leute aus den Bergen in seinen Gesichtszügen durch, in seinem Teint und seiner Stimme. Aber vor allen Dingen sah er aus wie ein typischer Redneck aus Alabama.
    Er war der beste Stuntfahrer der Branche.
    »Immer weiter so«, sagte Shannon zum Barkeeper.
    »Brauchst du mir nicht zu sagen.«
    Er hatte bereits drei Krüge geleert und ebenso viele Bourbons, bevor Driver genug Mut zusammengekratzt hatte, ihn anzusprechen. Shannon ließ die Hand mit dem Whiskeyglas mitten in der Bewegung zum Mund erstarren, als Driver neben ihm stand.
    »Kann ich dir irgendwie helfen, Junge?«
    Ein Junge, unwesentlich älter (dachte Shannon) als all die anderen, die jetzt in Bussen, Autos und Limousinen von der Schule nach Hause strömten.
    »Ich dachte, vielleicht kann ich Sie auf ein Glas einladen. Oder zwei.«
    »Dachtest du, ja?« Er machte weiter, leerte das Glas, stellte es behutsam wieder auf die Theke. »Du hast fast keine Sohlen mehr unter den Schuhen. Deine Klamotten sehen auch nicht viel besser aus, und ich wette, in dem Rucksack da steckt so ziemlich alles, was du besitzt. Scheint auch schon ’ne Weile her zu sein, dass du mit Wasser in Berührung gekommen bist. Außerdem hast du wahrscheinlich schon seit ein, zwei Tagen nichts mehr gegessen. Lieg ich damit ungefähr richtig?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Aber du willst mich auf einen Drink einladen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Du wirst hier in L.A. blendend klarkommen«, sagte Shannon und leerte in großen Schlucken ein Drittel seines Biers. Dann winkte er dem Barkeeper, der sofort kam.
    »Gib dem jungen Mann hier, was immer er trinken will, Eddie. Und lass aus der Küche einen Burger mit Fritten und Krautsalat kommen.«
    »Geht klar.« Danny kritzelte die Bestellung auf einen Block, riss das oberste Blatt ab und klemmte es mit einer hölzernen Wäscheklammer an einen Metallring, den er dann Richtung Küche schob. Von dort griff eine Hand danach. Driver sagte, ein Bier wäre in Ordnung.
    »Was willst du von mir, Junge?«
    »Ich heiße …«
    »So schwer es dir vielleicht fällt, mir das zu glauben, aber es ist mir scheißegal, wie du heißt.«
    »Ich komme aus …«
    »Das interessiert mich noch viel weniger.«
    »Das macht’s nicht leichter.«
    »Leicht ist es nie.«
    Wenig später kam Danny mit dem Essen; in Läden wie diesem dauerte es nie sehr lange. Er stellte den Teller vor Shannon, der mit dem Kopf auf Driver deutete.
    »Für den Jungen. Ich wiederum könnte zwei weitere Soldaten vertragen.«
    Der Teller wurde vor ihn hin geschoben, und Driver langte zu. Er bedankte sich bei beiden. Der Burger war fettgetränkt, die Fritten außen knusprig und innen schön fest, der Krautsalat sahnig und süß. Shannon widmete sich diesmal erst ausgiebig seinem Bier, während der Schnaps geduldig wartete.
    »Seit wann bist du schon hier draußen, Junge?«
    »Fast einen Monat, schätz ich. Man verliert das leicht aus dem Blick.«
    »Ist das die erste anständige Mahlzeit in dieser ganzen Zeit?«
    »Am Anfang hatte ich
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