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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden
Autoren: Deon Meyer
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Alurahmen, Shimano-Schaltung und Scheibenbremsen,
     gratis dazu eine Werkzeug-Satteltasche und ein Helm, und das Ganze »nur einen Monat alt, Neupreis 7500 Rand, aufrüstbar für
     DH«. Am Telefon erklärte der Verkäufer, DH stehe für
Downhill
, als wüsste Griessel selbstverständlich, was das bedeutete. Und da dachte er: 3500 Rand, das ist wirklich ein Schnäppchen,
     und was habe ich mir schon gegönnt, nachdem mich meine Frau rausgeworfen hat? Nichts. Die Sitzgarnitur aus dem Leihhaus von
     Mohammed »Hot Lips« Faizal. Und den Kühlschrank. Und dazu die Bassgitarre, die er Fritz zu Weihnachten schenken wollte, noch
     so ein Faizal-Glückstreffer, den er im September gelandet hatte. Das war alles. Nur das Nötigste. Der Laptop zählte nicht,
     den brauchte er, um mit Carla in Kontakt zu bleiben.
    Als er das Fahrrad gekauft hatte, hatte er allerdings nicht an Weihnachten gedacht und die Ausgaben, die im Dezember noch
     auf ihn zukamen. Er handelte den Verkäufer noch um zweihundert Rand runter, zog das Geld aus dem Bankautomaten, bezahlte das
     Rad und fuhr am nächsten Morgen los. In seiner alten Rugbyhose, einem T-Shirt, Sandalen und dem verflixten peinlichen Helm.
     Dabei stellte er fest, dass die Gegend, in der er wohnte, nicht gerade ideal zum Radfahren war. Seine Wohnung lag nämlich
     ein gutes Stück den Tafelberg hinauf. Wenn man in |25| Richtung Meer fuhr, musste man auf dem Rückweg die ganze Steigung wieder hinaufstrampeln. Oder man quälte sich erst bergauf
     in Richtung Kloofnek, um auf der Rückfahrt das Gefälle zu genießen, aber leiden musste man in jedem Fall. Schon nach knapp
     einer Woche gab er auf. Bis Doc Barkhuizen ihm den Rat mit den fünf Minuten erteilte.
    »So mache ich das immer, Bennie. Wenn ich mich nicht aufraffen kann, sage ich mir: Nur fünf Minuten! Wenn ich nach fünf Minuten
     immer noch keine Lust habe, kehre ich wieder um.«
    Griessel hatte es versucht – und war nicht ein einziges Mal wieder umgekehrt. Einmal unterwegs, fuhr man auch weiter. Ende
     November fand er allmählich Gefallen an dieser Freizeitbeschäftigung. Er hatte inzwischen eine Lieblingsstrecke. Um kurz nach
     sechs fuhr er die St. Johnsstraat hinunter und durchquerte widerrechtlich den
Kompanjiestuin,
bevor die übereifrigen Parkwächter ihren Dienst antraten. Dann bog er in die Adderleystraat ein und winkte den Blumenverkäufern
     am Goue Akker zu, die ihre Ware von den Transportern luden, fuhr bis ganz nach unten in die Duncanstraat am Hafen und sah
     nach, welche Schiffe an diesem Tag vor Anker lagen. Anschließend radelte er durch das Waterkant-Viertel bis zum Schwimmbad
     in Seepunt. Er betrachtete das Meer, den Berg und die Leute, die schönen, jungen Joggerinnen mit den langen, braunen Beinen
     und den wippenden Brüsten, die energisch marschierenden Rentner, Mütter mit Babys in Kinderwagen und andere Radfahrer, die
     ihn trotz seiner uncoolen Kleidung grüßten. Dann kehrte er um und fuhr zurück, insgesamt sechzehn Kilometer, und er fühlte
     sich gut. Wegen seiner eigenen Leistung. Wegen der Stadt, von der er so lange nur den schmutzigen Hinterhof gesehen hatte.
    Und weil er das Fahrrad so günstig erstanden hatte natürlich. Doch dann, zwei Wochen vor Weihnachten, verkündete sein Sohn
     Fritz, er wolle doch nicht Bass spielen, sondern E-Gitarre. »Leadgitarre, Papa, Mensch, Papa, wir waren Freitagabend auf dem
     Konzert von ›Wellblech‹, und die haben diesen Leadgitarristen, Basson Laubscher, einfach Wahnsinn, Papa. Virtuos. Genial.
     Das wäre mein Traum, Papa.«
    Wellblech.
    |26| Er hatte nicht mal gewusst, dass es eine Band dieses Namens gab.
    Und das, nachdem Griessel bereits zwei Monate lang die Bassgitarre versteckt hatte, die er Fritz zu Weihnachten schenken wollte.
     Da musste er erneut mit Hot Lips Faizal reden, der jedoch so kurzfristig nur eine einzige Gitarre auf Lager hatte, eine verdammte
     Fender, so gut wie neu und auch fast so teuer. Und was er Fritz schenkte, dessen Gegenwert musste er auch seiner Tochter Carla
     nach London schicken, und da war er plötzlich pleite, denn Anna zwang ihn, Unterhalt wie nach einer Scheidung zu zahlen, wobei
     ihm ihre Berechnungsgrundlage völlig schleierhaft war. Ja, er hatte das ungute Gefühl, gemolken zu werden, denn sie verdiente
     gar nicht schlecht als Anwaltsassistentin. Doch auf seine Einwände erwiderte sie nur: »Für Alkohol hattest du immer Geld,
     Bennie, das war nie ein Problem.«
    Die moralische Keule. Sie saß auf dem
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