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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1
Autoren: PeP eBooks
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– das war nur noch eklig.« Sie schaudert.
    »So«, sagt er entschlossen und springt aus dem Bett. »Nun reicht’s. Damit hat es jetzt ein Ende, ein für alle Mal.«
    »Was hast du vor?«
    Er antwortet nicht. Wirft sich seinen Morgenrock über und läuft in den Flur. Mit aller Kraft reißt er die Leitung ab, zerrt den ganzen Apparat von der Wand und schmettert ihn zu Boden. Mahagoniverkleidung und kupferne Sprechmuschel, Wählscheibe und die »Innereien« des Geräts fliegen in alle Richtungen.
    Es ist ein ziemlicher Krach, aber in der Wohnung rührt sich nichts.
    »Wenigstens das ist vorbei!«, sagt er sachlich.
    Dann legt er den Arm um Leonie.
    »Komm, mein Leben! Ich will in dir sein. Ich will dich lieben, bis ich nichts mehr fühle außer dir. Komm, mein Leben.«
     
    Das Telefon sind wir los. Ich habe die Trümmer des Geräts beiseite- geräumt, aber an der Wand ist eine hässliche Stelle ohne Tapete und mit abgefallenem Putz. (Übrigens verlieren die Eltern am nächsten Morgen kein Wort ob des nächtlichen Vandalismus. Ist eben kein Telefon mehr da. Ist endlich Ruhe.)
    Nun beginnen die Briefe. Die kann ich meistens abfangen, ich bin ja immer als Erste wach, aber manchmal kommen sie auch getarnt in farbigem Kuvert als Verehrerinnen-Post. Wenn ich sie erkenne, gebe ich sie Schlomo gar nicht mehr in die Hand, sondern werfe sie weg, nachdem ich sie gelesen habe. Meist sind es nur ein paar Worte. Irgendetwas mit Feuer: Brennen werdet ihr, das Feuer wird groß sein. Schmoren werdet ihr, das Feuer wird euch fressen.
    Es ist immer dieselbe Handschrift. Und jedes Mal kriecht mir eine Kälte den Rücken hoch.
    Wir proben weiter im Concordia und es läuft alles gut! Wir finden neue, aufregende Details in unserm Stück, wir werden alle immer besser, und Schlomo ist bei jeder Probe in Höchstform. Während der Arbeit denke ich nicht mehr an diese entsetzlichen Briefe, an das, was sie in mir bewirken.
    Und dann geschieht es mit mir. Es .
    Zuerst war es wie ein Traum. Ein Traum von Feuer. Aber dann schrecke ich aus dem Schlaf. Das ist kein Traum. Flammen! Da sind Flam men! Der Brandgeruch. Der Rauch.
    Ich schreie gellend im Dunkeln. Schlomo neben mir fährt auf, greift nach mir. »Leonie, was ist, was hast du?«
    »Es brennt!«, schreie ich. »Riechst du es nicht .., hörst du es nicht .., das Knistern .., « Ich keuche. »Alles vergeht im Feuer!«
    Endlich Licht. Er rüttelt mich. »Leonie, Leonie, bist du wirklich wach? Da ist nichts! Da ist kein Rauch, kein Feuer, kein Gar- nichts!«
    Ich sehe mich um, die Augen weit aufgerissen, sehe mich um in diesem seinen Zimmer. Da knistert nichts und da brennt nichts und da ist alles wie immer.
    Aber es war ja kein Traum. Ich bin aufgewacht und dann erst geschah es!
    Nun kommen auch die beiden Alten herbeigestürzt. Anders als bei dem Lärm kürzlich beim Telefon, reagieren sie auf mein Geschrei. Mendel und Selde, in langen Baumwollnachthemden mit Bündchenärmeln; ich weiß nicht, ob es ihnen peinlich ist, uns beide splitternackt und eng umschlungen im Bett zu sehen – jedenfallsfragen sie, ohne sich weiter um die Umstände zu kümmern, was um Gottes willen mir denn passiert sei?
    »Leonie hat schlecht geträumt!«, sagt Schlomo, und ich nicke dazu, ziehe mir die Bettdecke bis über die Brust und lasse zu, dass mir Mame ein Glas Wasser bringt und einen Kuss auf die Stirn gibt.
    Als wir wieder allein sind, sage ich es ihm: »Es war kein Traum, Sternensohn, ich weiß es nun. Es war – ein Gesicht. Es hat mich eingeholt. Isabelles schreckliche Gabe. Damals, in Hermeneau, das war nur das erste Mal. Diese Gesichte, sie wollen sich bei mir einnisten. Ich weiß es.« Mein Herz klopft wie wild.
    Er sieht mich forschend an, die Brauen zusammengezogen. »Ich well das nicht gloiben! Hör, Duschenju, du musst dagegen angehen.«
    »Aber wie denn?« Ich kann nicht mehr an mich halten, beginne zu schluchzen.
    »Es ist nur der Druck, unter dem du gerade stehst!«, versucht er, mich zu beruhigen. »Nach der Aufführung wird alles besser.« »Und wann hört das auf ... diese Briefe ... dies ... «
    »Nach der Aufführung«, sagt er ruhig. »Du kannst ganz sicher sein. Dann läuft mir auch dieser Kerl nicht mehr hinterher.«
    Ich zucke zusammen. Den hatte ich völlig vergessen! »Gibt’s den immer noch?«
    »Aber gewiss doch!«, sagt er und streicht mir das Haar zurück. »Aber vielleicht sollte man da ebenfalls einfach zupacken. Beim Telefon hat’s auch gewirkt.«
    Noch vier Tage bis zur
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