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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition)
Autoren: Alexandra Bullen
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ihrem Hals kam und manchmal fast wie ein Schnarchen klang.
    Aber trotzdem – keine Tränen.
    Und dann, als Olivia erfuhr, dass sie ihr Zuhause, ihre Schule, all ihre Freundinnen auf einmal verlieren würde, wusste sie, dass die normale Reaktion irgendein Widerstand gewesen wäre. Doch so sehr sie es versuchte, sie konnte nichts in sich aktivieren, das einem Schmerz oder einer Wehmut auch nur ähnelte.
    Seit Violets Tod hatte sich das Haus zu groß und zu still angefühlt. Und in der Schule war sie sich nicht sicher, was schlimmer war – die Neue zu sein oder die, deren Schwester im Sommer gestorben war, das Mädchen, das alle geliebt hatte und das von allen geliebt worden war. Das Mädchen, mit dem alles so viel Spaß gemacht hatte.
    Olivia hatte ihre Sachen schon eine Woche früher gepackt, lebte aus einem Koffer und schlief auf alten Laken, die sie nicht mehr mit nach San Francisco nehmen würden. Sie war im Grunde bereits abgereist. Kein Ort wäre je wieder ein Zuhause, egal wo es war, egal wie viele von ihren eigenen Dingen sie um sich hatte.
    Und jetzt, wenn sie hoch zum nebelverhangenen Himmel schaute, versuchte sie, traurig zu sein, dass sie keine Sterne sehen konnte. Sie wollte sich etwas wünschen, das sie an Violet erinnerte. Sie wünschte , sie könnte etwas fühlen, irgendetwas.
    Aber alles, was sie fühlte, war Kälte.
    Olivia schauderte, kletterte zurück ins Haus und zog die Vorhänge zu.

3
    Olivias Blick war noch von Müdigkeit getrübt, als sie am Freitagmorgen in die Küche ging. Sie griff nach dem Kaffee, den ihr Vater normalerweise kochte, bevor er nach draußen ging, um die Zeitung zu holen – das hieß, um sich einen heimlichen Donut und eine genauso heimliche Zigarette zu gönnen. Eigentlich wünschte Olivia, er würde damit aufhören, aber insgeheim gefiel ihr es, dass ihr Vater sich dabei weniger geschickt verhielt, als er glaubte. Er kehrte immer mit verräterischen Krumen auf dem Hemd und dem leichten Geruch nach Rauch im Haar zurück.
    Olivia goss sich etwas in ihre Lieblingstasse mit dem Red-Sox -Aufdruck und bemerkte mit nur schwer unterdrücktem Frust, dass bloß noch ein paar lauwarme Tropfen herauskamen. Die Koffeinabhängigkeit ihrer Eltern hatte Olivia erst kürzlich übernommen, und ob Mac dem bewusst entgegensteuern wollte oder es aus Versehen geschehen war – er musste seine morgendliche Kaffeedosierung wohl erst noch anpassen.
    Olivia war noch zu verschlafen, um sich dazu aufzuraffen, frischen Kaffee zu kochen, und setzte stattdessen Wasser für einen Tee auf. Violet hatte Olivias wachsende Kaffeeleidenschaft abgelehnt und darauf bestanden, dass grüner Tee die gesündere Alternative war. Olivia fand, dass grüner Tee irgendwie nach Metall schmeckte, aber sie hatte die Vorratspackung, die Violet online bei irgendeiner Gesund-Leben-Website bestellt hatte, trotzdem behalten.
    Olivia lehnte sich gegen die Spüle, während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, und starrte auf den schiefen Küchentisch in der Mitte des Raumes, ohne ihn richtig wahrzunehmen. Als die Larsens einzogen, standen noch ein paar abgewohnte antike Stücke mit Möbelschonern bedeckt herum. Mac hatte sie alle restaurieren wollen und erklärt, dass er sie aufpolstern und neu lackieren würde. Doch Bridget hatte darauf bestanden, dass Mac alles zur Heilsarmee schaffte, um Platz für die neue Essgruppe und das Ledersofa zu machen, das sie im Flugzeug aus einem Designerkatalog ausgesucht hatte.
    Der Küchentisch mit einem Sprung, der sich quer durch seine Mitte zog, war das einzige Stück, das Mac zu behalten geschafft hatte, hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass die einzige Zeit, die Bridget in der Küche verbrachte, früh am Morgen war, bevor sie noch wach genug war, um sich zu beschweren.
    Der Kessel pfiff, und Olivia brühte sich eine Tasse Tee auf, bevor sie wieder nach oben ging, um sich für die Schule fertigzumachen. Aus dem hinteren Teil des Zimmers im ersten Stock, das einmal ein Fitnessraum werden sollte, aber inzwischen sowohl als Lager als auch als Wohnzimmer diente, hörte Olivia die halblauten Dialoge aus dem Fernseher und das rhythmische Geräusch der Füße ihrer Mutter auf dem Laufband.
    Bridget war während ihrer Schulzeit eine der besten Läuferinnen gewesen, ihre Jahrbücher und Fotoalben zeugten davon. Auch heute verbrachte sie immer noch eine Stunde am Tag auf dem Laufband, egal welcher Tag oder welche Stunde es war, und dabei sah sie sich irgendwelche Seifenopern an, die sie
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