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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition)
Autoren: Helmut Vorndran
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rückwärts durch den fensterlosen Rahmen geschleudert wurde und mit einem dumpfen Geräusch unten im Garten aufschlug.
    Byron Gray drehte sich zu den anderen um und schaute jeden von ihnen mit kalten grauen Augen an. »Wo ist Joe?«, fragte er ruhig.
    Niemand der Anwesenden wagte sich zu rühren oder brachte auch nur einen Ton heraus. Niemand würde reden, es war eine Sache der Ehre. Doch dieser Magnus schien hier zu sein, um aufräumen zu wollen. Er gab ihnen noch einmal zwanzig Sekunden, dann hob er die Beretta und drückte mehrmals ab. In diesem Moment fand das Jagdabenteuer der Gruppe »Three Oaks« für die hier anwesenden Mitglieder ihr tödliches Ende.
    Als außer ihm selbst niemand mehr in dem Raum am Leben war, hörte er durch das zerbrochene Fenster sich nähernde Polizeisirenen. Er musste verschwinden. Bevor er den Raum verließ, schoss er dem am Boden liegenden Amann noch zwei Mal in die Brust, woraufhin das leise Stöhnen des Fuxmajors endgültig erstarb. Byron Gray schloss die Tür des Paukraumes von außen ab, dann verschwand er genauso unauffällig, wie er gekommen war, während aus dem Chargiertenzimmer ein laufender Fernseher und laute Diskussionen zu vernehmen waren.
    Franziska stürmte aus dem Gebüsch, riss die Beifahrertür auf und warf sich auf den Sitz. »Fahr los, fahr!«, schrie sie.
    Sofort gab Claudia Fraas Gas, und der Peugeot setzte sich quietschend in Bewegung. Irgendetwas musste schiefgelaufen sein, doch für Fragen war keine Zeit, sie musste sie beide so schnell wie möglich von hier wegbringen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Franziska am Bein blutete und ihr Gesicht schmerzverzerrt war. Ihre Tochter öffnete ihren Rucksack, nahm die zerlegten Teile des Bogens heraus und fand, wonach sie suchte. Im Mittelteil des Bogens, das aus leichtem Magnesium gefertigt war, steckte der platt gedrückte Rest einer Kugel. Das Stück Leichtmetall hatte ihr soeben das Leben gerettet.
    Claudia drehte sich zu ihr. »Was ist, hast du ihn erwischt?«
    Doch Franziska winkte ab. »Frag nicht, Mama, fahr einfach. Bring uns bloß schnell von hier weg.« Sie war erschöpft und merkte erst jetzt, dass sie am ganzen Körper zitterte. Wer war dieser Mann gewesen? Wo war er so plötzlich hergekommen? Es dauerte nicht lang, dann hatte sie realisiert, dass auch sie von einem Moment auf den anderen von der Jägerin zur Gejagten geworden war.
    Byron Gray saß bereits in seinem Jeep. Er wollte den gleichen Weg zurückfahren, den er gekommen war, als er plötzlich vor sich eine Polizeisperre sah. Zuerst wollte er schon mit Vollgas zurückstoßen und schnellstens verschwinden, dann aber sah er, dass die Polizei auf der anderen Seite der Sperre zwei Männer festnahm.
    »Bitte, fahren Sie hier rechts. Das ist nur eine Polizeimaßnahme«, teilte ihm ein freundlicher Polizist mit und lotste ihn um die gesperrte Straße herum. Sein Puls hatte sich zwar nicht beschleunigt, aber er hatte sofort in den Gefahrenmodus umgeschaltet und innerlich schon die Szenarien durchgespielt, die an einer solchen Sperre möglich waren. Doch die Polizisten schienen andere Probleme zu haben, als nach ihm zu suchen.
    Als er die Straßensperre hinter sich gelassen hatte, kreisten seine Gedanken wieder um die Geschehnisse in der Villa. Joe war nicht dort gewesen. Hatte er seine Auftraggeber benachrichtigt? Er selbst hatte in der Villa alles so vorgefunden wie angekündigt, nur die Bogenschützin im Garten war völlig unerwartet aufgetaucht. Wäre er nicht so überrascht gewesen, hätte sie niemals die Zeit gefunden, um durch dieses winzige Loch zu verschwinden. Er überlegte. Eigentlich hätte jetzt alles erledigt und er bereits auf dem Weg nach Frankfurt zum Flughafen sein sollen. Doch die Situation war nicht so, wie sie sein sollte. Joe hatte bei der Zusammenkunft gefehlt.
    Als er den Wrangler wieder unter den Brücken abgestellt hatte, setzte Byron Gray sich erst einmal auf einen großen Stein am Ufer des kleinen Flüsschens. Er hatte dringend eine Pfeife nötig. Ein paar Stunden verharrte er in dieser Position und durchdachte die Gesamtsituation, während die Geräusche der Autobahn durch die Nacht zu ihm hinunterdrangen.
    Mindestens zwei Menschen wussten von ihm. Diese schießende Amazone und der Schreiber des Hilferufes, hinter dem sich wahrscheinlich Joe verbarg. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, er konnte es sich nicht leisten, die beiden am Leben zu lassen. Sie mussten sterben, denn es durfte keine Zeugen geben.
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