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Drei Eichen (German Edition)

Drei Eichen (German Edition)

Titel: Drei Eichen (German Edition)
Autoren: Helmut Vorndran
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anschließend kurz und kräftig gegen die perforierte Fläche, und die Scheibe splitterte und fiel widerspruchslos und komplett nach draußen auf den Teer. Schreiend und kreischend warfen sich die Kunden der Tankstelle hinter oder gar unter ihre Fahrzeuge, während Lagerfeld wie der Rächer der Enterbten mit der Waffe in der Hand durch den leeren Türrahmen stieg.
    »Echt filmreif, Herr Kollege!«, entfuhr es Haderlein anerkennend, als er Lagerfeld durch die zerschossene Tür folgte. Mehrere verängstigte Augenpaare beobachteten derweil sorgenvoll, wie die beiden Verbrecher ruhigen Schrittes zu ihrem geparkten Fluchtfahrzeug gingen, einstiegen und davonfuhren.
    Der Inhaber der freien Tankstelle in Rödental, Wolfgang Friedrich, war über die unerwartete Wendung der Situation nicht etwa erschrocken, sondern eher verärgert. Es schien, als wäre sein Sicherheitssystem doch noch verbesserungsfähig. Schusssichere Eingangstür , notierte er unwirsch auf einem Zettel, während das Radio hinter ihm gerade verkündete, dass sich das offizielle Wahlergebnis noch weiter verzögern würde, da es sehr knapp zuging. Anscheinend stand es fifty-fifty.
    »Vorsicht!«, schrie Haderlein, als direkt vor ihnen aus dem Teer scharfe Krallen hervorragten, die die Reifen des Freelanders wie Papier zu zerschneiden drohten.
    Geistesgegenwärtig riss Lagerfeld den Landrover nach links und nahm die Abkürzung über den gewölbten Rasenstreifen Richtung Hauptstraße. Die Werbetafel, die lästigerweise auf dem kleinen Hügel stand, musste als unvermeidbarer Kollateralschaden dran glauben – genauso wie der linke Nebelscheinwerfer von Haderleins Wagen.
    »Der Vollpfosten kann sich jedenfalls auf eine Rechnung gefasst machen«, knurrte Haderlein und spielte gedanklich bereits die eine oder andere Foltermethode durch, mit der er den Tankstellenbesitzer zu beglücken gedachte. Als sie sich wieder auf der Hauptstraße befanden, gab Lagerfeld Vollgas.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte er seinen Beifahrer, da er sich bei dem Affentempo uneingeschränkt auf die Straße konzentrieren musste.
    »Laut Navi höchstens noch vier Minuten«, meldete ihm Franz Haderlein. »Ich hoffe nur, dass Fidibus mit seinen Insiderinformationen richtiglag, sonst stehen wir endgültig da wie die Könige der Idioten.«
    Mit über hundert Sachen, Aufblendlicht, Hupen und Warnblinkanlage donnerte der Landrover durch die Coburger Innenstadt. Es konnten nur noch wenige hundert Meter bis zum Ziel sein, als Lagerfeld voll in die Eisen stieg und das ABS die zwei Tonnen Leergewicht des Freelanders in Rekordzeit zum Stehen brachte. Vor ihnen hatte die Polizei eine Straßensperre errichtet, blaue Warnlichter blinkten, und Polizisten standen mit ihren Waffen im Anschlag herum, während hinter ihrem Fahrzeug weitere Polizeiwagen nun auch den Rückweg versperrten.
    »Wirklich filmreif«, wiederholte Haderlein trocken. »Da haben wir an zukünftigen langen Winterabenden wenigstens etwas zu erzählen.«
    »Los, mit erhobenen Händen aussteigen!«, rief ein Polizist mit auf sie gerichteter Waffe.
    »Okay, Riemenschneider«, flüsterte Haderlein leise nach hinten zu dem verstört schauenden Ferkel, das bei der Vollbremsung vom Rücksitz gerutscht war. »Du bleibst in Deckung unten auf dem Boden liegen, sonst halten die uns hier noch endgültig für bescheuert.«
    Seufzend öffneten die beiden Beamten daraufhin die Türen. »Wir sind von der Bamberger Polizei, das ist alles ein Missverständnis!«, versuchte Lagerfeld die Situation zu entschärfen.
    Der Polizist musterte Lagerfeld kritisch von oben bis unten. Vor ihm stand ein Typ, der mitten in der Nacht mit Sonnenbrille in einem SUV herumfuhr und Lederjacke, alte Jeans und Cowboystiefel trug. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Klar, Bruder, und mein Känguru scheißt goldene Milchtüten.«
    »Aber er hat recht«, meldete sich nun auch Haderlein energisch zu Wort. »Wenn ich hier in meine Jacke greifen dürfte, könnte ich Ihnen auch meinen Dienstausweis zeigen.« Er stockte und schaute verzweifelt zu Lagerfeld hinüber. Ihre Dienstausweise lagen noch auf dem Tresen einer freien Tankstelle in Rödental bei Coburg.
    »Mein Gott, siehst du das auch?« Der Polizist wandte sich an seinen Kollegen und deutete lachend auf die Rückbank. »Da sitzt ja ein Ferkel!«
    Magnus alias Byron Gray hob die Beretta und schoss Werner Grosch einmal ins Herz und einmal durch die Stirn. Die Wucht der Kugeln war so stark, dass Grosch alias Steve
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