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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Autoren: Walter Jon Williams
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Sula setzte den Injektor auf Spences Halsschlagader, doch auf einmal wurde ihr übel, und ihr wurde schwarz vor Augen. Ihre Hände zitterten.
    »Mach das lieber selbst«, sagte sie.
    Sula musste den Raum verlassen, bevor sie das Zischen des Injektors hörte. Vom vorderen Zimmer aus starrte sie auf die belebte Straße hinunter und beobachtete die Händler mit ihren Ständen und Karren, all die Passanten, die sich dort drängten und es nie sehr eilig zu haben schienen.
    Sula war frustriert. Keiner dieser Mitbürger wusste, dass an diesem Tag eine Schlacht für Zanshaa geschlagen und verloren worden war. Höchstwahrscheinlich würden sie es nie erfahren, falls die Naxiden sich nicht entschlossen, es ihnen zu sagen.
    Sie dachte an Guei, der durch den Flur gekrochen war, während aus seiner Augenhöhle das Blut tropfte. An die Hilferufe des Teams 317, als es beschossen wurde. An Caro Sula, deren Gesicht von den Drogen erschlafft war, deren blondes Haar auf einem Kissen aufgefächert lag, während ihre beste Freundin ihr eine Dosis Phenyldorphin-Zed nach der anderen in den Hals jagte …
    Sula knallte die Fäuste auf die Fensterbank und kehrte in das Zimmer zurück, das sie sich mit Spence teilte. Die Verletzte erwiderte benommen mit halbgeschlossenen Lidern ihren Blick. Den Injektor hatte sie noch in der Hand. Es roch nach Desinfektionsmittel.
    »Kann ich etwas für dich tun?«, fragte Sula. »Willst du etwas essen?«
    »Kann nicht essen.« Spence machte eine unbestimmte Geste zur Wand hin. »Ein Video vielleicht.«
    Sula wies die Videowand an, sich einzuschalten, und setzte sich auf ihr Bett, um zusammen mit Spence eine Liebesgeschichte anzusehen. Der Held war ein älterer Peer, gut aussehend und zynisch, die Heldin jung und umwerfend schön. Ihre Schönheit schien den Helden tief zu berühren, bis er förmlich den Verstand verlor. Er überschüttete sie mit einer ungeheuren Menge von Schmuck und Kleidung, schenkte ihr Reisen an exotische Orte und verstieß schließlich sogar seine langjährige Geliebte, damit die Heldin in seinen Palast in der Hohen Stadt einziehen konnte. Sie wirkte verwirrt und verstört, weil ihr das alles zu viel wurde, doch immerhin wusste sie, was ein Palast war, und willigte ein, den Peer zu heiraten.
    Sula, die mit älteren, zynischen Peers mehr Erfahrung hatte als Spence, verfolgte die lächerliche Handlung mit zunehmender Ungeduld. Ihre Mutter hätte diese Geschichte sicher gern gesehen, sie hatte sich sogar sehr bemüht, sie zu leben , denn sie war immer wieder verschiedenen Männern zu Diensten gewesen. Leider hatte sie mit ihrer Schönheit keine Peers, sondern Bewunderer aus der entgegengesetzten Gesellschaftsschicht angezogen, die zudem größtenteils auch noch verheiratet gewesen waren.
    Ihre Mutter, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
    Watteweiche Finger legten sich um Sulas Herz. Sie saß in ihrer Wohnung und wartete – worauf eigentlich? Darauf, dass ein hübscher Peer mit einer Handvoll Schmuck auftauchte? Auf eine Horde Naxiden mit Sturmgewehren? Auf Martinez, der sie in seinen Palast entführte? In das Gebäude, das Maurice Chen ihm gekauft hatte?
    Sula vergewisserte sich, dass Spence es bequem hatte, und ging auf die Straße hinaus. Sie hörte Lachen und Unterhaltungen, in ihrem Kopf hallten aber immer noch die Schüsse nach. Der erste Einsatz gegen die Naxiden hatte mit einer Katastrophe geendet. Die Aktionsgruppe Blanche war aufgerieben, die Überlebenden versteckten sich. Unterdessen waren die Naxiden dabei, in der Hohen Stadt ihre neue Regierung zu installieren.
    Da ihr nichts Besseres einfiel, wanderte Sula zur Wohnung in Grandview. Sie war fast eine Stunde unterwegs. Als sie davorstand, beobachtete sie das Gebäude eine Weile, kam jedoch zu der Ansicht, dass die Naxiden noch nicht auf sie warteten. Sie hatte dort einige Dinge hinterlassen, die sie mitnehmen wollte, und bei der Gelegenheit konnte sie auch gleich gewisse Vorkehrungen treffen.
    Als sie in der Wohnung des zahnlosen alten Hausmeisters noch Licht brennen sah, fiel ihr etwas ein. Sie kaufte an der Ecke ein Nachrichtenblatt, betrat das Haus und steckte beim Hausmeister den Kopf in die Tür.
    »Mister Greyjean?«
    »Ja, Miss?« Der alte Mann schlurfte aus der Küche herbei, in einer gichtigen Hand hielt er einen Teller mit einem Stück Toast.
    »Dürfte ich Sie vielleicht um einen Gefallen bitten?«
    »Aber natürlich.«
    Sula schloss hinter sich die Tür. »Erinnern Sie sich noch an meinen Einzug? Sie
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