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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Autoren: Walter Jon Williams
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könnte.
    Nach so vielen Tagen brutalen Gegenschubs war ihr das allerdings inzwischen fast egal.
    Sula kannte sich mit hohen Grav-Belastungen aus. Sie war unter Kapitän Lord Richard Li an Bord der Dauntless gewesen, als das Schiff vor knapp zwei Monaten zur Heimatflotte gestoßen und nach einer Reihe quälender Beschleunigungsphasen durch die Wurmlöcher zum Feind geflogen war, der Magaria besetzt hatte.
    Die Feinde hatten sie erwartet, und Sula war jetzt die einzige Überlebende der Dauntless. Auch die Delhi, der schwere Kreuzer, der Sulas Pinasse aus den Trümmern gefischt hatte, war schwerbeschädigt. Ein Wunder, dass der Kreuzer die Schlacht überhaupt überstanden hatte.
    Die sechs überlebenden Schiffe des Geschwaders hatten kaum noch Munition und wären schon allein deshalb in einem etwaigen weiteren Gefecht völlig nutzlos gewesen. Sie mussten bremsen, an der Ringstation von Zanshaa andocken, Vorräte, Raketen und Antimaterietreibstoff aufnehmen und mit einer Reihe von Beschleunigungsmanövern genügend Geschwindigkeit aufbauen, um nicht von den Feinden, die irgendwann eintreffen würden, sofort vernichtet zu werden.
    Das bedeutete, dass ihnen noch einige weitere Monate mit drei oder vier Grav bevorstanden. Sula kam diese Belastung immer so vor, als hätte sich ihr ein schwerer, ausgewachsener Mann auf die Brust gesetzt.
    Der Bremsalarm ertönte, das Schiff stöhnte mehrmals ausgiebig, und Sula keuchte erleichtert, als der unsichtbare Mann endlich aufstand und wegging. Essenszeit . Eine ganze Stunde bei wundervollen 0,6 Grav. Zeit, die Bänder zu lockern und die verkrampften Muskeln auszuschütteln. Danach musste sie auf der Hilfsbrücke eine Wachschicht übernehmen. Das war der einzige Ort, wo so etwas überhaupt noch möglich war, denn die Brücke war zerstört worden. Dabei waren der Kapitän der Delhi und zwei Leutnants umgekommen.
    Die Müdigkeit zog ihre Augenlider herab und drückte ihr aufs Herz. Sula löste die Gurte, die sie auf der Beschleunigungsliege festgehalten hatten, und stand auf. Ihr wurde schwindlig, als das Herz verzweifelt versuchte, den Blutdruck an die veränderten Verhältnisse anzupassen. Sie riss sich den Helm vom Kopf – es war vorgeschrieben, während der Beschleunigungsphasen den Druckanzug zu tragen – und atmete die Luft in ihrer unmittelbaren Umgebung ein, die nicht völlig von ihrem eigenen Gestank gesättigt war. Dann ließ sie den Kopf kreisen und hörte ihre Halswirbel knacken. Schließlich pellte sie das Medpflaster hinter dem Ohr ab. Die Medikamente hatten ihr geholfen, die hohen Grav-Belastungen besser zu ertragen.
    Sie überlegte, ob sie genug Zeit für eine Dusche hatte, und beschloss, es darauf ankommen zu lassen.
    Die anderen hatten das Abendessen schon fast beendet, als Sula, mit einem geliehenen sauberen Overall bekleidet und mit einem frischen Medpflaster hinter dem Ohr, am Offizierstisch Platz nahm. Die Offiziere aßen jetzt in der Mannschaftsmesse, weil ihr eigenes Casino ebenfalls zerstört war. Da auch ihre privaten Essens- und Spirituosenvorräte vernichtet worden waren, mussten sie jetzt mit der Kost der Gemeinen vorliebnehmen. Das Essen, das der Steward Sula vorsetzte, war gewissermaßen zweidimensional. So sah das Ergebnis eben aus, wenn man irgendetwas in einen Ofen steckte und fünf Stunden lang einem Druck von drei Grav aussetzte.
    Sula atmete den abgestandenen Geruch des stark komprimierten Gemüseauflaufs ein und spülte den ersten Bissen mit einem Glas Wasser hinunter. Der Steward wusste bereits, dass sie im Gegensatz zu den anderen Offizieren statt Wein oder Bier lieber Wasser trank.
    Leutnant Lord Jeremy Foote saß ihr gegenüber. Seine jetzt wieder makellose grüne Uniform war ein Zeugnis des Fleißes seiner Diener.
    »Sie kommen spät zum Essen«, bemerkte er.
    »Ich habe gebadet, mein Lord«, erwiderte Sula. »Vielleicht versuchen Sie das auch mal.«
    Das war üble Nachrede, weil Foote vermutlich ebenso ungern in seinem eigenen Gestank lebte wie sie, doch ihre Erwiderung zwang den amtierenden Kapitän, sich hastig ein Grinsen zu verkneifen.
    Foote zeigte keinerlei Reaktion auf Sulas Seitenhieb. Vielmehr lächelte er mit schmalen Lippen wie eine Katze und sagte: »Ich dachte, Sie haben vielleicht Ihren letzten Brief von Kapitän Martinez gelesen.«
    Als sie den Namen hörte, setzte Sulas Herz einen Moment lang aus. Sie hoffte, auch ihr sei äußerlich nichts anzumerken. Als sie noch dabei war, sich eine Antwort zurechtzulegen, schaltete sich
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