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Dragon Kiss (epub)

Dragon Kiss (epub)

Titel: Dragon Kiss (epub)
Autoren: G.A. Aiken
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gesprächig im Schlaf.«
    Sie verdrehte die Augen. »Du durchtriebener …« Ihre Wut verflog so schnell wie sie gekommen war. Sie lehnte sich an den Tisch, ihre Kraft schwand.
    »Hast du geglaubt, ich hätte dich irgendwie missbraucht, während du schliefst?«
    »Na ja …« Annwyl zuckte zusammen, als eine Klaue in Erwartung einer Antwort ungeduldig auf den Steinboden tippte. »Der Gedanke war mir durch den Kopf gegangen.« Zu schwach, um noch länger zu stehen, ließ sie sich auf einen der Stühle sinken. »Es tut mir leid. Ich weiß nur, was ich von meinem Bruder gelernt habe … und er hätte nachgesehen.«
    Die große Bestie seufzte. »Ich habe Geschichten von deinem Bruder gehört. Dir ist doch klar, dass er schon bei seiner Geburt hätte getötet werden sollen?«
    Annwyl lächelte. »Schön wär’s.« Sie sah über den Höhlenboden zum Bett hinüber. Es sah so weit entfernt aus, und ihr Körper war immer noch so schwach.
    »Hier.« Er senkte seine Klaue und öffnete sie. Schwarze Krallen, so lang wie ihr Bein, glänzten vor Annwyl.
    »Du musst verrückt sein.«
    »Was glaubst du, wie du hier hereingekommen bist?«
    »Ja, aber …« Nun fing sie wieder an. Sie behandelte ihn wie ein Tier, wo er sie doch in der kurzen Zeit, die sie ihn kannte, mit mehr Respekt behandelt hatte als jeder Mann, den sie in der Burg ihres Bruders kennengelernt hatte.
    Sie drückte sich hoch und machte die zwei Schritte zu seiner ausgestreckten Klaue. Mit Willenskraft, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß, stieg sie hinauf, wobei sie die Vision verdrängte, wie er sie wie ein Stück Steak in den Mund schob. Er hob sie hoch und bewegte behutsam seinen Unterarm, bis er das Bett erreicht hatte. Vorsichtig senkte er sie auf die Felldecken herab.
    »So, und jetzt wollen wir versuchen, keine Wutanfälle mehr zu bekommen, bis du mehr von deiner Kraft wiedererlangt hast.«
    Annwyl lachte. »Wie du wünschst.«
    Sie setzte sich aufs Bett, die langen Beine über die Seite baumelnd. Sie sah ihm nach, als er die Höhle verließ. Sein langer Schwanz folgte. Doch als dieser ausschlug und sich um ihr Bein wickelte, fragte sich Annwyl, ob er wohl einen eigenen Willen hatte. Einen kurzen Augenblick machte sie sich Sorgen, er könnte sie durch den Raum schleppen. Doch stattdessen liebkoste er ihr Bein; die ebenholzschwarzen Schuppen strichen über ihre Wade. Dann ließ er los und verschwand mit dem Drachen, der ihn schwang.
    Lange nachdem er fort war und sie wieder unter die Felldecken gekrochen war, spürte Annwyl noch, wo er ihr Bein berührt hatte. Und sie fragte sich, welcher Irrsinn begonnen hatte, die Herrschaft über ihren normalerweise vernünftigen Verstand zu übernehmen.
     
    Lorcan von der Insel Garbhán starrte über seine Festungsmauern hinaus, sah zu, wie die beiden Sonnen im Westen untergingen und fragte sich, wie seine Schwester seinem Griff immer wieder entschlüpfen konnte.
    Egal, was er tat oder versuchte, sie starb einfach nicht! Und je länger sie lebte, desto mehr Männer tötete sie. Seine Männer. Seine Truppen. Die Anzahl der geköpften Leichen, die ihren Namen in die Brust geritzt trugen, kam sogar der seinen gleich. Natürlich hatte er für diese Leistung einunddreißig Jahre gebraucht. Sie hatte ihre in wenig mehr als zwei angesammelt.
    Er wünschte jetzt, er hätte sie getötet, als er die Möglichkeit dazu hatte. Sie war zehn, er gerade vierzehn gewesen. Sie war gerade angekommen und schlief tief in ihrem neuen Bett. Er hielt das Kissen in den Händen. Er wusste, er konnte sie ersticken, und niemand hätte es je erfahren. Doch sie wachte auf, sah ihn an und bekam einen schrecklichen Wutanfall. Seine Reaktion stand dem in nichts nach. Sein Vater fand die beiden, wie sie auf dem Boden herumrollten in dem Versuch, sich gegenseitig zu erwürgen. Er war nicht erfreut gewesen, und er ließ sie dafür bezahlen, dass sie ihn aus tiefem Schlaf geweckt hatten.
    Lorcan zuckte bei der Erinnerung an die Brutalität der Tracht Prügel, die sie beide bezogen hatten, zusammen. Was ihm eine kleine Befriedigung verschaffte, war, dass er die Prügel erwartet hatte. Seine uneheliche Schwester hatte offenbar ein einfaches Leben in ihrem armen Dorf gelebt und war wenig oder gar nicht diszipliniert worden. Ihre Reaktion auf die Strafe … nun, sie war wahrlich Belohnung genug für ihn gewesen.
    Er hatte nicht gewusst, dass man jemanden so sehr hassen konnte, wie er dieses Mädchen hasste. Doch sie führte ihn weiter vor. Es
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