Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Hund stand sprungbereit vor ihm und fletschte die Zähne.
    »Laß den Knüppel fallen, Ubali!« rief Dragon, einen Fuß im Steigbügel.
    Zainu kam herangelaufen, fuchtelte mit den Armen und blieb ruckhaft stehen, als er Xando und Ubali sah. Sein Blick ging hinüber zu Dragon.
    »Laß den Knüppel fallen, Ubali!« sagte Dragon mit aller Schärfe.
    Ubali gehorchte zögernd.
    »Was ist hier los? Du reitest weg, Dragon?« rief der Häuptling überrascht.
    »Ja. Ich reite allein«, sagte Dragon fest. »Der Hund hat mich geweckt, er wird mich führen, wie er uns hierhergeführt hat. Ich weiß nicht, wohin, aber ich glaube, er bringt mich zu Amee.«
    Zainu sah zu, wie Dragon sich mit einem Schwung auf den Rücken des Pferdes setzte.
    »Gut!« sagte der Häuptling schließlich. »Du reitest davon. Ich werde die Krieger zurück zur Hochebene bringen – schließlich sind die heiligen siebenmal sieben Tage nicht vorbei. Wir werden wach bleiben und auf die anderen aus deiner Gruppe achtgeben. In welche Richtung reitest du, Dragon?«
    Dragon hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    Er rückte den breiten Ledergurt mit dem Schwert zurecht, hielt den Schild fest und riß an den Lederschnüren der Sporen.
    »Hör zu, Häuptling Zainu«, sagte er, »ich folge dem Hund. Sag es bitte Partho und den anderen. Gebt auf Iwa und Ada acht – vielleicht bin ich schon in ein paar Tagen zurück und bringe Amee mit. Schließlich ist der Ah’rath unser Ziel, die Burg der Weisen.«
    Der Häuptling klatschte mit der flachen Hand auf die Kruppe des gescheckten Pferdes und versprach: »Alles wird so geschehen.«
    Die Sonnenstrahlen erreichten das Lager mit den Kamelen und Pferden. Der Hund hob den Kopf und schluckte den letzten Bissen Braten hinunter, den ihm Dragon hingeworfen hatte. Dann sprang das Tier aus der Senke hinaus, vorbei an dem zerstampften und niedergetrampelten Lehm rund um die Quelle, den steinigen Weg abwärts über den Hang. Dragon kitzelte das Pferd mit den Sporen, setzte sich im Sattel zurück und strich das Haar aus der Stirn. Dann folgte er in schnellem Trab.
    »Wohin wirst du mich führen, Hund?« murmelte er.
    Xando bellte weit unter ihm.
    Dragon ritt schneller und schneller den Hang hinunter, kam auf den Streifen grünen Landes und folgte eine Stunde lang der Spur, die das Heer der Krieger getreten hatte. Dann bog der Hund auf einen Weg ab, den Dragon nicht kannte. Es war die Richtung, aus der sie damals mit Partho gekommen waren.
    »Eine Abkürzung?« rätselte Dragon.
    Der Morgen war kühl und wolkenlos. Der Hund blieb zwanzig Doppelschritte vor dem Pferd, das sich jetzt in einem langsamen, kräftesparenden Galopp bewegte. Sie ritten vorbei an Bäumen mit herunterhängenden Zweigen, die wie Peitschenschnüre aussahen, übersät mit kleinen roten Früchten. Zwischen dem Grün tauchten immer wieder Felsbrocken auf, größer als ein Haus und mit verwitterten Flanken. Kaum wahrnehmbar führte ein Weg zwischen diesen Felsen hindurch; es mochte ein Pfad sein, auf dem wilde Tiere wechselten oder einstmals kleine Herden gewandert waren.
    Xando kannte den Weg. Und Dragon, der in der Spur ritt, merkte, daß der Hund ihn und das Pferd auf einem sicheren und schnellen Weg führte.
    »Bringst du mich zu Maratha?« fragte Dragon, ohne eine Antwort zu erwarten und zu bekommen.
    Sie liefen und galoppierten durch diese Landschaft. Felsen und Büsche wechselten einander ab. Die Sonne brannte auf den kupferbeschlagenen Schild auf Dragons Rücken. Dragon beugte sich weit über den Hals des Pferdes. Stunden vergingen, und die Landschaft der Berge und Hochebenen hinter ihm wurde kleiner und sank schließlich hinter die niedrigen, steinübersäten Hügel und die Bäume.
    Das Pferd watete durch schmale und seichte Bachläufe. Während sich Dragon auf den Weg und die Hindernisse konzentrierte und vor sich immer den breiten Rücken des Hundes sah, dachte er nach.
    Die Söhne Nuaks konnten ihren Sieg feiern. Nur Nabib würde schlechte Laune haben, weil er seinen erhofften Vampirschatz nicht gefunden hatte. Dragon lachte kurz, dann dachte er wieder an die verschwundene Amee und biß die Zähne aufeinander.
    Langsam erkannte Dragon, daß er für Cnossos – wer immer dieses rätselhafte und bösartige Geschöpf sein mochte – eine Gefahr darstellte. Es konnte nicht anders sein. Vom Augenblick seines Erwachens an waren sie sich als Feinde gegenübergestanden. Wenn er nur seine Erinnerungen hätte oder zumindest die wenigen, die er hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher