Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love
Autoren: Syrie James
Vom Netzwerk:
Vorwurf, den man dir je gemacht hat. Was mit Lucy geschehen ist. Was den Männern auf der Demeter zugestoßen ist? Oder hast du das alles nur erfunden, um dich reinzuwaschen? Um mich zu beruhigen?“
    „Nun zweifelst du alles an?“, rief er wütend. „Natürlich ist es wahr!“
    „Wie kann ich das wissen? Du hast jetzt gelogen. Du hast mich am ersten Tag angelogen. Als wir einander kennenlernten, hast du dich als eine andere Person ausgegeben. Was sonst war noch gelogen? Oh! Dieses ganze Schauspiel, diese Jagd hinter der Kiste her, über das Meer, den Fluss hinauf, es war alles nur eine List, um mich hierherzubringen, nicht wahr?“
    „Nein ...“, antwortete er, aber seine Gedanken sagten: Ja .
    „Oh! Es ist gleichgültig, was wahr ist! Du bist trotzdem das Ungeheuer, für das dich alle anderen halten! Wie konnte ich nur zulassen, dass du mich so hintergingst? Wie konnte ich je glauben, dass ich dich liebte?“
    Ich wandte mich um und rannte auf die offene Tür zu. Blitzschnell versperrte mir Dracula den Weg. „Und wo, denkst du, kannst du jetzt hingehen?“, verlangte er zu wissen.
    „Nach Hause. Zu meinem Ehemann. Nach England zurück, wohin ich gehöre.“
    „Versuche es doch.“
    Ich rannte um ihn herum und zur Tür hinaus, dann den Steingang entlang - bis ich plötzlich schlitternd zum Stehen kam. Denn nun stand er dreißig Fuß vor mir am anderen Ende des Korridors, lächelte mich spöttisch an und ließ mich nicht durch.
    „Du hast vergessen, dich von mir zu verabschieden“, höhnte er.
    Ich fuhr herum und floh in Angst und Schrecken, nur um ihn auch in dieser Richtung wartend vor mir zu finden, wiederum nur zwanzig Fuß entfernt! Ich stöhnte verzweifelt auf. Vor mir tat sich eine Tür zu einer Wendeltreppe auf. Ich stürzte mich hindurch und rannte die Stufen empor, nur um wiederum erwirrt stehen zu bleiben. Denn oben über mir wartete er mit verschränkten Armen und lachte böse.
    Ich machte kehrt und floh treppab, aber da war er schon wieder, diesmal unten an der Treppe! Nun sauste ich den Flur hinunter, kehrte dorthin zurück, wo ich hergekommen war. Meine Füße hallten laut auf dem Steinboden wider, und ich keuchte atemlos. Ich hatte kaum das Musikzimmer erreicht, als er plötzlich vor mir auftauchte und mich fest bei beiden Armen packte.
    „Du wirst niemals nach England zurückkehren, Mina“, zischte er. Seine Augen waren nun glühend rot, seine Zähne und Fingernägel lang und scharf. „Du wirst deinen Ehemann niemals wiedersehen. Du wirst mein sein, selbst wenn ich dich hier und jetzt, in diesem Augenblick, töten und mit Gewalt festhalten müsste. Du bist mein Schicksal! Wir sind durch unser Blut verbunden!“
    Sein Mund senkte sich auf meine Kehle. Ich schrie auf und versuchte, mich ihm zu entwinden. Waren das dröhnende Schritte, die ich auf der Treppe hörte, oder war es mein eigener Herzschlag, der mir in den Ohren widerhallte? Gerade als ich spürte, wie seine Zähne in meine Haut drangen, hörte ich zu meiner Verwunderung eine Stimme, Jonathans Stimme: „Lass sie los, du Scheusal!“
    Dracula schaute überrascht auf. Plötzlich war Jonathan da ... und ich sah sein Gurkha-Messer aufblitzen. Es gab ein Handgemenge und ein Klirren ... und dann hob Dracula Jonathan in die Luft und schleuderte ihn gegen die Mauer des Korridors, wo er benommen und reglos auf dem Boden zusammensackte.
    Ich starrte entsetzt auf die Szene. Dann siegte mein Instinkt. Im Musikzimmer, gleich hinter mir, erspähte ich die langen, scharfen Holzsplitter des zertrümmerten Klavierdeckels, die auf dem Boden verstreut lagen. Ich flitzte hin, packte einen der Splitter und hob ihn wie eine Waffe über den Kopf. Dracula folgte mir. Als er sich mit einem grausigen Brüllen auf mich stürzte, trug sein eigener gewaltiger Schwung dazu bei, dass sich das Holz geradewegs in sein Herz bohrte.
    Dracula schrie auf, schockiert, verwundert und unter großen Schmerzen, fiel dann auf die Knie, blutend und den hölzernen Pfahl umklammernd, als wollte er ihn herausziehen. Doch es schien ihm an Kraft zu fehlen. Langsam sank er zu Boden und lag wie gelähmt da. Einen Augenblick lang stand auch ich wie gebannt dort. Denn vor meinen Augen, während er da auf dem Boden lag und sein Blut sich in einer immer größer werdenden Lache unter ihm ausbreitete, begann er sich langsam in einen knorrigen, faltigen, wachsbleichen Alten zu verwandeln.
    Ich hörte einen lauten Angstschrei und merkte, dass er aus den Tiefen meiner eigenen Kehle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher