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Drachenzauber

Drachenzauber

Titel: Drachenzauber
Autoren: authors_sort
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ansehen konnte. Es war trotz des Geschirrs, das sie ihm angelegt hatten, ein Kampf. Dieses Geschirr war dazu gedacht, von Lust getriebene Hengste zurückzuhalten, und hatte stumpfe Metallknöpfe an Stellen, wo sie dem Pferd wehtun würden, wenn es sich dagegen stemmte. Eine Kette, die um seine Nase gewickelt war, konnte dem Hengst die Luftzufuhr abschneiden und ihn wenn nötig bewusstlos machen.
    Bestie war riesig; das ließ ihn langsam wirken, was er tatsächlich nicht war. Er konnte sich schneller drehen (und bocken), als er sich vorwärtsbewegte, aber er war auch kein schlechter Renner. Die meisten Tiere von seinem Körperbau hatten keine große Ausdauer, aber Vater hatte Bestie auch dann weiter geritten, wenn seine Männer die Pferde wechseln mussten, um Schritt zu halten. Besties Fell hatte eine dunkle, schlammbraune Farbe, die an Bauch, Flanken und Nase in ein helleres Rostbraun überging. Es gab auch noch andere hellere Flecke nahe seinen Flanken und an seinem Rumpf, weil er jahrelang mit Peitsche und Sporen traktiert worden war.
    »Sein Zügel und der Sattel sind hier, Herr. Falls Ihr reiten möchtet.« Penrod, zufrieden, dass ich das Pferd nicht töten lassen würde, gab sich nun wieder respektvoller. »Obwohl es vielleicht besser wäre, ihn einfach auf die Weide zu schicken.« Er räusperte sich. »Ich habe vorgeschlagen, ihn in ein Zuchtpro-gramm zu nehmen, aber Euer Onkel sagte, das werde nicht geschehen, solange er für Hurog verantwortlich sei. Er sagte, ein Temperament wie das von Bestie sollte nicht vererbt werden.«
    »Dann können wir ihn nicht zur Zucht verwenden«, sagte ich bedauernd.
    Penrods respektvolle Miene ließ häufig selbst klü-gere Männer als meinen Onkel glauben, dass der Stallmeister ihrer Meinung sei - meinen Vater zum Beispiel. Duraugh hatte den Stall vermutlich in dem Glauben verlassen, Penrod werde mich drängen, Bestie zu töten. Diese Fehleinschätzung wollte ich ausnutzen. Wenn mein Onkel in den nächsten beiden Jahren zurechtkommen wollte, würde er die Unterstützung der Leute in der Burg gewinnen müssen, und das galt noch mehr, wenn er vorhatte, längerfris-tig meinen Patz einzunehmen.
    Es würde nicht schaden, wenn ich selbst ein paar Männer für mich gewinnen könnte. Penrod mochte mich bereits, wenn auch mehr, weil ich seine Schutzbefohlenen gut behandelte, als aus irgendeinem persönlichen Grund. Er war ein kluger Mann, oder er hätte nie in seiner Stellung überlebt, wenn man bedachte, wie sehr sich seine Ideen von denen meines Vaters unterschieden.
    »Wir sollten ihn vielleicht in eine andere Box bringen«, sagte ich schließlich. »Seine ist dunkel.
    Und klein. Ich mag keine kleinen Räume - vielleicht geht es ihm ebenso.« Mein Abenteuer im Abflusssystem heute hatte mir das sehr deutlich gemacht.
    Die Stallknechte wurden müde, aber dem Pferd ging es nicht besser. Bestie hatte bereits einen anstrengenden Ritt hinter sich. Ich war dem Hengst für das, was er getan hatte, etwas schuldig, aber ich fragte mich, wieso ich mich nicht mehr darüber freute.
    »Diese Box ist die einzige, in der wir ihn halten konnten«, erklärte Penrod, als ob ich das nicht schon gewusst hätte.
    »Die große Koppel bei den alten Ställen ist für Hengste gebaut«, sagte ich. Und nur für den Fall, dass er nicht verstand, was ich meinte, fügte ich hinzu: »Wir müssen natürlich gut aufpassen, dass das Seitentor sicher verriegelt ist.«
    Penrod stand einen Augenblick vollkommen reglos da und gab vor, das Pferd zu beobachten. Dann sah er mich an. Die Hengstkoppel wurde zur Zucht benutzt und hatte einen gemeinsamen Zaun mit der Weide der Stuten. Wenn jemand das Seitentor aus Versehen (oder mit Absicht) offen ließe, würde Bestie alle rossigen Stuten auf der Weide bespringen.
    Ich hätte es dabei belassen können. Penrod hatte die Andeutung gut verstanden, aber ich brauchte ihn.
    Mein Onkel würde zwei Jahre haben, meine Leute für sich zu gewinnen. Ich musste dafür sorgen, dass die Menschen von Hurog, wenn der Zeitpunkt kam, auf mich hörten und nicht auf Duraugh. Also musste ich Penrod wissen lassen, dass ich mehr sein konnte, als er bisher gedacht hatte. Ich zwinkerte ihm zu.
    Penrod wurde noch starrer und war so schockiert, dass er sich einen Augenblick von dem Pferd abwandte, um mich anzustarren. Es war sicher schwierig für ihn, seine Ansichten über jemanden so schnell ändern zu müssen, aber er hatte immerhin die Möhre, die ich ihm in Form von Besties Überleben angeboten
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