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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition)
Autoren: Angela Planert
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heim. Er fasste sich an den Kopf, was seine Beschwerden verschlimmerte. Dann hörte er sich aufstöhnen und spürte nur noch, wie er auf den harten Untergrund au f schlug.
     
    Ein Gefühl von Fremdheit überfiel Marcus, so, als erwache er am falschen Ort, zur falschen Zeit. Er blinzelte. Unterbrochene Sonnenstrahlen fielen durch die heruntergelassene Jalousie auf sein Gesicht. Diese gestreiften Schatten riefen eigenartige Empfindung von Beklemmungen in ihm hervor, die ihm Angst ei n jagte. Nur langsam kamen seine Gedanken in Gang und er brauchte einige Momente, bis er sich die Ereignisse der letzten Tage ins Gedächtnis rufen konnte. Seine Kopfschmerzen schienen fast verschwunden und er fühlte sich jetzt viel besser. Lediglich einen leichten Druck hinter seiner Stirn nahm er noch wahr. Leises Piepsen drang in sein Bewuss t sein. Er schreckte hoch. Wo war er nur? Als er sich umsah, erkannte er ein Krankenzimmer. Neben seinem Bett stand ein Metallständer, an dem eine Infusionsflasche hing. Eine gel b liche Flüssigkeit tropfte durch einen glasklaren Plasti k schlauch und schlängelte sich von dort aus zu einer Kanüle, die unter dem Klebeband in seinem rechten Arm verschwand. Auf seiner Brust klebten Elektroden, die seine Herztöne über Kabel an den EKG-Monitor weiterle i teten. Er beobachtete gerade die Sinuskurve, als eine Schwester die Tür öffnete. Als sie Marcus ins Gesicht schaute, stutzte sie und ihre Augen weiteten sich unnatürlich. Sie ließ einen geräuschvollen Seufzer h ö ren.
    „Du lieber Gott, Sie sind wach?“
    Marcus drehte sich um und fragte sich, ob er einen Zimmergenossen übersehen hatte, aber außer ihm befand sich hier niemand. Die Schwester meinte offensichtlich ihn. Ihre Worte klangen fast danach, als sei sein Zustand etwas Verbotenes. Ihr entsetztes Auftreten wirkte auf Marcus reichlich überspitzt. Ohne ein weiteres Wort trat die Schwester den Rückzug an.
    „Hallo?“, rief Marcus. Zumindest hätte sie die Tür hinter sich schließen können. Klappernde Geräusche drangen von einem Flur, den er vom Bett aus aber nicht einsehen konnte, herein. Marcus schü t telte den Kopf über das Verhalten der Schwester. Dann überfiel ein Lächeln sein Gesicht. Er öffnete seine Faust und schaute auf seinen Wohnungsschlüssel. Endlich! Jetzt sollte er nach Hause fahren, in seine Wohnung, die nur er allein bewohnte.
    „Na, das nenne ich eine Wunderheilung.“ Ein Mann mittleren Alters im Arztkittel betrat das Zimmer. „Ihre Hand wurde von einem schlimmen Krampf heimgesucht, damit konnten wir den Gegenstand in Ihrer Hand nicht entfernen.“ Seine Augen schienen Marcus intensiv zu studieren. Nach einem Moment wa n derten sie jedoch nervös hin und her.
    „Ich bin Dr. Kramer.“ Er rieb sich über das rasierte Kinn. Der Gegenstand war sein Schlüssel. Ha! Für nichts in der Welt hätte er ihn losgela s sen.
    „Wer bitte ist Ihr behandelnder Arzt?“
    In diese Verlegenheit war Marcus bisher nicht gekommen. Seine Worte klangen fast nach einem Triumph. „Ich habe keinen.“
    Dr. Kramer zog seine Augenbrauen nach oben. „So?“ Er rieb sich erneut über das Kinn, als wäre er ratlos. „Das erklärt Einiges.“ Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich ans Bett, als wollte er ein längeres Gespräch mit Marcus führen. Er räusperte sich. „Ihre Angehörigen haben Kenntnis über die Mengen von Schmerzmitteln, die Sie Ihrem Körper zuführen?“
    Marcus presste die Lippen zusammen. „Meine Kopfschmerzen waren wirklich heftig in den letzten Tagen.“
    „Sind Ihre Angehörigen darüber informiert?“ Die Stimme des Arztes klang ernst.
    „Ich bin ein Findelkind!“ Marcus musste grinsen. Er liebte diesen Ausdruck.
    „Und wer hat Sie gefunden?“ Dr. Kramer hörte sich genervt an. Er gehörte offensichtlich nicht zu der Gattung humorvoller Mediziner.
    „Wollen Sie die Adresse vom Kinderheim? Ich bin neunzehn und befugt, über mein Leben selbst zu bestimmen.“
    „Schön wäre es ja, Herr Sonntag!“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Aber das erklärt, warum die Herren aus Ihrer Wohngemeinschaft sich nicht in der Lage sahen, uns Ihre Angehörigen zu nennen. Damit waren uns sozusagen die Hände gebunden.“ Dr. Kramer knetete auf dem Schlauch seines Stethoskops he r um. „Sobald sich Ihr Kreislauf halbwegs stabilisiert hat, werden wir mit einer Therapie beginnen. Ich habe mit meinen Kollegen bereits alles durchgesprochen.“
    „Therapie?“ Marcus blies vernehmlich seinen Atem aus. Dr. Kramer
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