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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition)
Autoren: Angela Planert
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konnte gern Therapeut spielen, aber nicht bei ihm.
    „Wären Sie bitte so freundlich und würden das Geschlängel hier aus meinem Arm entfernen, damit ich dann nach Hause gehen kann?“ Demonstrativ sah Marcus auf den Infusionsschlauch. Dr. Kramer schnellte zornig in die Höhe.
    „Junger Mann, auch wenn Sie sich das nicht vorstellen können, haben wir uns die ganze letzte Woche bemüht, Ihren Z u stand zu stabilisieren.“
    Durch diese Aussage wurde Marcus bewusst, dass ihn jemand  vor seiner Wohnungstür gefunden haben musste und dieser Jemand hatte ihn hergebracht oder vermutlich eher einen Krankenwagen g e rufen.
    „Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein.“ Hatte der Typ eben was von einer ganzen Woche gesagt? Ein Ruck ging durch Marcus. „Welcher Tag ist heute?“ Hastig setzte er sich auf.
    Dr. Kramer stand auf. „Ganz ruhig.“ Er drückte Marcus in sein Kissen zurück. „Das ist ein Schreck, wenn einem eine Woche fehlt, aber das ist leider nicht das Schlimmste.“ Er ließ seine Hände auf Marcus’ Schultern liegen. „Ihre Kopfschmerzen, die Übelkeit, die Sehstörungen haben eine Ursache.“ Woher wusste nur der Arzt davon? Er sah Marcus fest in die Augen. „Sie h a ben einen inoperablen Hirntumor.“
    „Was?“ Einen Tumor? Noch nie war er krank gewesen und nun gleich eine solche Diagnose? Nein! Der Kerl musste sich irren. Das konnte sich hier nur um einen ganz üblen Scherz handeln. Natürlich! Thomas steckte dahinter. Blödsinn! Seine Kopfschmerzen hatten nichts mit Thomas zu tun und dieser Arzt hier war viel zu intolerant, als dass er sich auf einen derartigen Streich einlassen würde.
    „Ihre Chancen stehen mit einer Bestrahlung durchaus gut. Meine Kollegen und ich beginnen, sobald Sie Ihre Einverständniserklärung unterschrieben haben.“ Erst jetzt nahm er seine Hände zurück. Dieser Arzt gehörte zu keinem seiner Träume. Einem Befund wie diesem lagen vermutlich Röntgenbilder s o wie verschiedene Blutergebnisse zugrunde. So eine Diagnose würde niemand leichtfertig stellen. Aber eine Bestrahlung oder eine langwierige Therapie, bei der alle Haare ausfallen und e i nem ständig übel ist, konnte und wollte sich Marcus nicht vo r stellen. Arztbesuche waren ihm schon fremd genug.
    „Wir werden Ihnen einen Port legen.“
    „Hören Sie, ich ...“ Marcus fühlte sich wie betäubt von dieser Nachricht. „Ich will keine Bestrahlung!“
    „Das möchte wohl niemand. Ich kann Sie gut verstehen, aber in Ihrem Fall gibt es keine Alternative.“
    Marcus schüttelte ablehnend den Kopf, „keine Bestrahlung!“
    Dr. Kramer riss seine Augen auf, „der Tumor hat eine enorme Größe erreicht. Ohne Bestrahlung wird Ihr Leben ziemlich kurz verlaufen.“
    Das fühlte sich nach einem heftigen Schlag ins Gesicht an. Endlich stand er auf eigenen Füßen, endlich hatte er eine Wohnung für sich ganz allein, konnte das nette Mädchen aus der Straßenbahn einladen und plötzlich sollte sein Leben zu Ende sein?
    „Sie werden zunächst mit unserer Psychologin sprechen, dann sehen wir weiter.“ Dr. Kramer ging drei Schritte, drehte sich kurz um und öffnete den Mund. Er sagte aber nichts und verließ schließlich das Zimmer.
    Marcus’ Blick fiel auf die Infusion. Er wollte leben, aber nicht um diesen Preis. Im Geiste sah er sich abgemagert, mit Glatze, bleicher Haut an verschiedenen Infusionsflaschen hängen. Nein! Dann lieber mit einem durchtrainierten Körper von dieser Erde gehen. Die verbleibende Zeit würde er genießen, so wie er jetzt war. Die Klebeelektroden auf seiner Brust begannen zu juckten. Marcus fühlte sich hier fehl am Platz und riss sich die Elektroden einfach ab. Das rhythmische Piepsen verä n derte sich zu einem durchdringenden Dauerton. Keine halbe Minute später kam der Nächste ins Zimmer.
    „Ich bin Dr. Stelzer.“ Eine Frau, vielleicht Ende vierzig, schaltete das nervende EKG ab und stützte sich auf den Bettrahmen am Fußende von Marcus’ Bett. Sie lächelte kurz. „Dr. Kramer sagt, Sie lehnen die Bestrahlung ab, ist das richtig?“
    „Richtig!“ Marcus setzte sich auf. Er fühlte sich nicht krank, er konnte jetzt nicht mal den Druck hinter seiner Stirn wahrnehmen. „Würden Sie mir bitte das Ding hier entfernen?“ Er zerrte an dem Infusionsschlauch.
    „Vorsicht! Warten Sie, ich mach das.“ Die schlanke Ärztin entfernte das Klebeband, zog die Kanüle aus dem Arm und klebte einen Tupfer auf die blutende Stelle.
    „Danke!“ Marcus rutschte zur Bettkante und
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