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Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Titel: Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Autoren: Gordon R. Dickson
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ursprüngliche Ausrede, er habe ein Gelübde abgelegt, das ihm verbiete, im Bett zu schlafen (in dem es unweigerlich von Ungeziefer wimmeln würde), hatte zwar letztes Jahr in Frankreich seinen Zweck erfüllt, sich aber mittlerweile ein wenig abgenützt. Statt dessen war er darauf verfallen, seine Ausbildung zum Magier als Ausrede dafür zu benutzen, daß er lieber auf dem Boden schlief als im Bett.
    Diese Entschuldigung erfüllte voll und ganz ihren Zweck; erst später war Jim klargeworden, daß dies auf beinahe jede Entschuldigung zutraf, in deren Zusammenhang das Wort >Magie< vorkam. Demzufolge wählte er sich nun eine Stelle auf dem kahlen Steinboden aus und rollte dort die Steppdecke aus, die Angie ihm angefertigt hatte.
    Als zu Pferd reisende Ritter hatten sie nicht viel Gepäck dabei. Folglich brauchten sie sich zum Abendessen auch nicht groß umzukleiden und legten lediglich die Rüstung ab; und nachdem Jim Giles um etwas Wasser gebeten hatte, wusch er sich mit selbstgemachter Seife Hände und Gesicht.
    Auch dies hatte er zu einem notwendigen magischen Ritual erklärt, und Brian und Dafydd hatten dies fraglos hingenommen. Nichtsdestotrotz warteten sie mit leichter Ungeduld, bis er fertig war. Er wischte sich das Gesicht mit den Händen ab, schüttelte sich das Wasser von den Händen und ging mit den anderen zur Tafel hinunter, wo die wieder gefüllten Krüge und Becher bereits auf sie warteten.
    Giles schloß sich ihnen sogleich an. Sie saßen schwatzend und trinkend beieinander, und währenddessen kehrten auch Giles Brüder einer nach dem anderen heim.
    Offenbar hatte man ihnen eingeschärft, die Gäste an der hohen Tafel nicht zu stören, so daß sich keiner von ihnen blicken ließ. Allerdings war zu hören, wie sie einzeln zurückkehrten. Wie ihr Vater und auch Giles hatten sie Baßstimmen. Allerdings grollten sie weniger, als daß sie brüllten. Man hörte sie in der ganzen Burg.
    Schließlich traten sie einer nach dem anderen mit erstaunlicher Schüchternheit und in offenbar geplanter Reihenfolge an die Tafel, um sich ihren berühmten Gästen vorstellen zu lassen.
    Der erste war natürlich Alan, der älteste Sohn. Er war aus dem gleichen heroischen Holz geschnitzt wie Herrac und, wie sich gleich darauf erweisen sollte, seine Brüder. Wie Herrac und Giles hatten alle die gleichen dunklen Seehundaugen, große Hakennasen und flachsfarbenes Haar. Allerdings waren ihre Nasen etwas kleiner als die von Giles. Desgleichen waren sie - und das galt auch für Alan - nicht so groß und breitschultrig wie ihr Vater. Alle aber waren ein ganzes Stück größer als Jim und wie ihr Vater ausgesprochen muskulös. Jim kam es beinahe so vor, als seien sie bei Riesen zu Gast.
    Die Riesen, zumal die jüngeren, waren jedoch offensichtlich schwer beeindruckt davon, Männer kennenzulernen, von denen sie bereits in Balladen gehört hatten. Sie traten an den Tisch und wurden vorgestellt, dann nahmen sie Platz. Alan setzte sich ohne weitere Umstände und erlaubte den anderen, ihrerseits Platz zu nehmen. Neben Alan saß der nächstälteste Bruder Hector; dann kam der nächstjüngere nach Giles - William mit Namen - und schließlich der jüngste, der sechzehnjährige Christopher. Alle bemühten sich, möglichst leise zu sprechen.
    Anscheinend regierte Herrac de Mer sein Haus mit strenger Hand.
    Je mehr Wein ihre durstigen Kehlen hinunterrann, desto kühner wurden sie jedoch und bestürmten die drei Gäste mit Fragen, welche die Ritterschaft betrafen, Waffen, Rüstungen, die Franzosen, Drachen und alle möglichen anderen Themen, von denen sie glaubten, sie ansprechen zu dürfen, ohne unhöflich zu erscheinen.
    Irgendwann verstummten sie alle gleichzeitig. Als Jim aufsah, wurde ihm der Grund dafür klar. Sir Herrac war von der Küche in den Palas getreten und näherte sich dem Tisch.
    Er nahm Platz. Einen Moment lang blickte er seine fünf lautstarken Söhne, welche die Augen schuldbewußt niedergeschlagen hatten, finster an.
    »Giles«, grollte er, »haben deine Brüder etwa deine Gäste behelligt?«

3
     
    Jim runzelte die Stirn. War es Einbildung, daß er gemeint hatte, Herrac habe dem Wort >behelligt< eine besondere Betonung verliehen - die Art Betonung, mit der Familienangehörige untereinander Botschaften austauschten?
    Er hätte sich leicht das Gegenteil einreden können, doch er wußte, daß er sich nicht getäuscht hatte. Womit aber hätten Herracs Söhne Jim, Brian und Dafydd -oder sonst irgendwen - behelligen sollen?
    Worin
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