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Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Titel: Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Autoren: Gordon R. Dickson
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etwas Magisches?«
    Die Aussicht, daß es sich nicht um etwas Gottloses, sondern um etwas Magisches handeln könnte, schien der Situation in Brians Augen einen gut Teil ihres Schreckens zu nehmen. Von Jims Standpunkt aus wurden die Erscheinungen dadurch nicht ungefährlicher. Er, Brian und Dafydd - wobei nur zwei von ihnen Rüstungen trugen - sahen sich anscheinend fünf Rittern in voller Rüstung gegenüber, die ihre Visiere heruntergeklappt hatten und schwere Lanzen in den Händen hielten. Von diesem Anblick gefror Jim das Blut in den Adern; alles Übernatürliche hätte ihn weit weniger erschreckt. Bei Brian verhielt es sich genau umgekehrt.
    »Ich glaube, es handelt sich um Magie«, antwortete Jim, weniger aus Überzeugung, als um die anderen zu beruhigen.
    Jim blieb noch die schwache Hoffnung, daß die fünf Gestalten sich nicht in feindlicher Absicht näherten. Diese Hoffnung wurde jedoch alsbald zunichte gemacht. Eine Bewegung der sich nähernden Ritter machte ihre Absichten deutlich.
    »Sie legen die Lanzen an«, bemerkte Brian, dessen Gesicht wieder Farbe angenommen hatte, in beinahe munterem Ton. »Das sollten wir am besten auch tun.«
    Dies war genau die Situation, die Angie im Sinn hatte, als sie gegen seine Abreise Einwände erhoben hatte. Im vierzehnten Jahrhundert dieser Welt war das Leben ebenso unsicher, wie es im vierzehnten Jahrhundert in ihrer Heimatwelt gewesen war. Eine Frau, deren Mann mit einem Karren voller Waren zum nächsten Markt fuhr, konnte sich niemals sicher sein, ob sie ihn auch lebend wiedersehen würde.
    Unterwegs lauerten zahllose Gefahren auf ihn. Nicht bloß Räuber und Geächtete. Jederzeit konnte er in einen Kampf verwickelt werden; oder er wurde wegen Übertretung einer örtlichen Bestimmung sinnlos verhaftet und hingerichtet. Angie und Jim hatten beide gewußt, was sie im Mittelalter erwartete. Als College-Dozenten des zwanzigsten Jahrhunderts hatten sie es aus Büchern gewußt, und in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft hatten sie es auch am eigenen Leib erfahren. Allerdings dauerte es eine Weile, bis sie dieses Wissen auch tatsächlich verinnerlicht hatten. Jetzt machte Angie sich Sorgen - und dazu hatte sie auch allen Grund.
    Das half ihnen jetzt allerdings auch nicht weiter.
    Jim packte die schwere Lanze, die mit dem Griff nach unten im Sattelfutteral steckte, und legte sie an, so daß sie waagerecht über den Sattelknauf nach vorne wies. Er wollte gerade das Helmvisier herunterklappen, als Dafydd ein Stück weit vorausritt, sein Pferd anhielt und sich aus dem Sattel schwang.
    Dafydd packte seinen Langbogen aus und nahm den verschlossenen Köcher ab. »Ich würde vorschlagen, daß Ihr erst einmal abwartet, welche Wirkung ein Pfeil bei ihnen erzielt, wer immer sie sein mögen. Es macht keinen Sinn, zum Nahkampf überzugehen, wenn man nicht muß.«
    Jim teilte Dafydds Gelassenheit nicht. Es war durchaus möglich, daß gepanzerte Männer auf unsichtbaren Pferden selbst gegen Pfeile von Dafydds Langbogen unempfindlich waren. Dafydd zeigte allerdings keinerlei Anzeichen von Beunruhigung.
    Ohne sich vom Donnern der unsichtbaren, im Galopp näherkommenden Hufe und den fünf funkelnden Stahlklingen der Speere, hinter denen jeweils eine halbe Tonne Stoßkraft lag, stören zu lassen, legte sich Dafydd den Lederriemen des Köchers über die rechte Schulter, so daß der Köcher mit der Oberseite nach vorn bequem auf seine linke Hüfte hinunterhing. Dafydd war hochgewachsen, athletisch schlank und stattlich, und wie üblich zeugte jede einzelne Körperbewegung von seinem Können.
    Als nächstes nahm er den Regenschutz vom Köcher, wählte einen Pfeil aus und unterzog den etwa einen Meter langen Schaft und die breite Metallspitze einer sorgsamen Überprüfung, dann legte er den Pfeil an und spannte die Sehne.
    Der Bogenschaft bog sich, das gefiederte Ende des Pfeils wich immer weiter zurück, bis es gleichauf mit Dafydds Ohr war - und dann auf einmal schoß der Pfeil davon und stieg empor. Jim vermochte ihm kaum mit den Augen zu folgen, als er den vordersten Reiter auch schon mitten in die Brustplatte traf und bis zu den Federn darin eindrang.
    Der Ritter - falls es denn einer war - stürzte vom Pferd; die übrigen vier aber ritten weiter. Nicht lange, und drei weitere Ritter hatten Pfeile im Leib. Bis auf den gestürzten Reiter wandten sich alle zur Flucht, wobei sie sich an den unsichtbaren Pferden festklammerten, bis sie im Dunst verschwanden.
    Dafydd packte den Bogen wieder ein.
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