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Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Titel: Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
Autoren: B. C. Bolt
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dabei blieb er, obwohl ich ihn noch eine Stunde lang in die Ecke zu treiben versuchte. Einmal hörten wir Lynfir draußen leise lachen. Das verunsicherte Hirgar für einen Augenblick, doch er hatte sich schnell wieder im Griff.
    „Such anderswo. Hier wirst du nicht den Schatten eines Zweifels finden.“
    „Das werden wir sehen“, entgegnete ich, doch ich glaubte selbst nicht, dass ein Mann wie Hirgar an dem Ast sägen würde, auf dem er schon seit acht Jahren so bequem saß.
    Also stand ich auf und verließ das gastliche Haus, in dem man mir nicht einmal so viel wie einen Becher Wasser angeboten hatte.
     
    „Und?“, fragte Lynfir. „Wohin wendet sich der Recke nun?“
    „Weiß nicht.“
    Im Grunde genommen verspürte ich wenig Zuversicht. Nyredd konnte einfach an schwachem Herzen gestorben sein, auch wenn bisher noch niemand je von einem Drachen mit schwachem Herzen gehört hatte. Vielleicht war er auch umgebracht worden, ja. Aber dann würde der Mörder nicht so dumm sein, mir das auf die Nase zu binden. Als Drachenjäger besaß ich nur wenig Befähigung, mir subtile Fragen auszudenken. Ich besaß Geduld. Obwohl – vielleicht nicht mehr so viel wie früher. Was also konnte ich in die Waagschale werfen? Meine Klugheit?
    Ich lächelte melancholisch.
    Lynfir kratzte sich am Hinterteil, was sich anhörte, als würde jemand eine alte Mauer mit einer Drahtbürste schrubben.
    „Du gibst also jetzt schon auf?“
    „Ich gebe nicht auf. Ich habe nur Hunger.“
    Lynfir legte den Kopf schief.
    „Da geht es dir nicht anders als mir. Woher bekommen wir zwei also nun einen gebratenen Ochsen und ein wenig Gemüse? Meinst du, die Stachelbeeren sind schon reif? Ein wenig Stachelbeermarmelade ist genau richtig, wenn man einen gefüllten Mastochsen interessanter machen möchte.“
    Ich musste lachen.
    „Ein wenig Gemüse“, wiederholte ich. „Wie viel ist das wohl, wenn man die Maßstäbe eines Drachen anlegt?“
     
    Ich hatte bald Gelegenheit, es herauszufinden. In Reseldâr ist man auf die Wünsche eines Drachen eingestellt. Lynfir bekam seinen Ochsen – hübsch gefüllt mit einer Farce aus Weißbrot und Kapaunen – und dazu das Gemüse: zwanzig sehr fein gehobelte Weißkrautköpfe in Butter gedämpft, mit gebratenen Zwiebeln bestreut und nur wenig gesalzen. Ich saß neben ihm und sah ihm zu. Man fühlt doch Betroffenheit, wenn man einen Drachen beim Essen beobachtet. Wie viele seiner Artgenossen glich Lynfir in manchem einer Katze. Er stocherte in allem, warf alles herum, spuckte Knochen in die Gegend, und gegen Ende ließ er kräftige Winde, die der Kohl hatte erwarten lassen. Auch sie waren von einer Dimension, die Drachen ansteht.
    „Du hättest den Kohl mit Kümmel bestellen sollen.“
    Er krauste die Nase und lachte.
    „Ja, wahrscheinlich. Aber was ist mit dir? Warum isst du nichts?“
    „Nicht hier.“
    Er zog die haarlosen Brauen nach oben.
    „Hier gibt es reichlich.“
    „Reichlich wenig von dem, was ich essen würde.“
    Lynfir packte mich am Kragen, hob mich auf und flog über den Ort hinweg, überquerte mehrere kleine Waldstücke und setzte mich nach einer Weile vor einer einfachen Kate ab.
    An der Tür saß eine junge Frau und verlas Himbeeren. Ohne Scheu streckte sie die flache Hand aus und Lynfir nahm eine Beere mit der Zungenspitze herunter. Dann sagte er: „Ich reise mit einem Helden, der sich zu gut ist, in Reseldâr zu speisen. Hast du etwas, das du ihm anbieten kannst?“
    „Ich habe süßen Brei gekocht“, sagte sie, stand auf und betrat das armselige Häuschen. Man hörte von drinnen das Klappern eines Topfdeckels.
    „Wer ist sie?“, fragte ich leise.
    „Oh, ein Mädchen“, sagte Lynfir.
    „Das habe ich auch gemerkt! Wohnt sie hier allein? Weshalb hat man sie nicht schon längst weggeschleppt?“
    „Die Kate ist abgelegen“, sagte Lynfir und lächelte unschuldig. „Da hat sie wohl noch niemand gefunden.“
    Ich vergaß meine Fragen, als die junge Frau mit einer Schüssel herauskam, in der buttergoldener Grießbrei glänzte. Darauf häufte sie so viele der leuchtenden Himbeeren, wie nur irgendwie unterzubringen waren, und drückte mir einen einfachen Holzlöffel in die Hand. So wunderbar habe ich selten gegessen. Selbst heute läuft mir das Wasser im Munde zusammen, wenn ich daran denke.
    Lynfir grinste selbstzufrieden.
    „Fühlst du dich gestärkt?“, fragte er, als ich die Schüssel bis auf den Grund geleert hatte.
    Ich nickte und musterte die junge Frau so unauffällig wie
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