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Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Titel: Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
Autoren: B. C. Bolt
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überraschte mich nun wirklich.
    „Es war vor Nyredds Tod? Und er flog fort von hier?“, vergewisserte ich mich.
    „Fort“, sagte Irmen und stopfte seine Pfeife mit der schwieligen Daumenkuppe nach.
    Ich kratzte mich im Nacken und versuchte Sinn in diese Neuigkeit zu bringen. Niflingyr hatte es längst nicht mehr nötig, selbst irgendwohin zu fliegen. Wenn es etwas zu erledigen gab, schickte er Menschen aus oder einen der jüngeren Drachen. Er selbst zog es vor, auf seinem eigenen Hort zu liegen und zu dösen, wie es sich für einen Drachen ziemt. Der Neid musste ihm lassen, dass er seine Schätze nicht geerbt, sondern allesamt persönlich erworben hatte – wenn auch nicht mit der Zustimmung jener, zu deren Besitz sie gehört hatten. Niflingyr war einst der verkörperte Untergang ganzer Zwergendynastien gewesen. Man munkelte sogar, er habe Zwerge verschlungen, was Drachen sonst ungerne tun, da Zwergenbärte ihnen Verdauungsprobleme bescheren.
    Nun, inzwischen war Niflingyr sesshaft geworden, lag auf Gold und Juwelen gebettet und besaß einige sehr gute Schwerter als Rückenkratzer. Darunter Mîrmâsh, den Drachenfluch – jene sagenumwobene Klinge, die ich vor zwei Jahren auf meiner Flucht verloren hatte. Ich trauerte dieser Waffe immer noch nach, doch würde ich sie wohl kaum noch einmal in die Hand bekommen. Ich seufzte und wandte mich wieder der Aufgabe zu, die mir aufgezwungen worden war.
    „Kommt Niflingyr häufiger hier herüber?“
    Irmen war eingenickt und gähnte ausgiebig, ehe er Antwort gab.
    „Nie.“
    Er gähnte wieder, klopfte die ausgegangene Pfeife aus und begann sie aus einem kleinen Lederbeutelchen neu zu stopfen. Ehe er den Beutel in sein Wams zurückstecken konnte, zog ich ihn Irmen aus der Hand.
    „Irre ich mich, oder ist dieser Beutel aus Haar gewebt?“
    Irmen spitzte ein wenig die Lippen, was Unschuld und Unwissenheit ausdrücken sollte. Ich befühlte das seidig weiche, geschmeidige Ding.
    „Elfenhaar“, sagte ich anklagend.
    Irmen nahm mir den Beutel ab und steckte ihn fort.
    „Und? Nichts hält den Tabak länger frisch. Kann ihn monatelang herumliegen lassen und er schmeckt immer noch wie am ersten Tag.“
    Das war ganz gewiss nicht gelogen. Aber es gefiel mir nicht, dass man jetzt auch hier schon wenig Scheu zeigte, solche Besitztümer ganz offen zu verwenden. Bisher war eine solche Kaltblütigkeit den Bewohnern Reseldârs vorbehalten gewesen.
    Ich stand auf.
    „Danke für deine umfangreichen Auskünfte!“
    Irmen verzog keine Miene.
    „Dem Gesandten der Drachen sind wir immer gerne behilflich“, behauptete er und spuckte ganz beiläufig neben sich ins Gras.
     
     

Von der Schönheit der Elfen
     
    Nach dieser Unterredung gönnte ich mir einen kleinen Spaziergang, um nachzudenken.
    Lynfir hatte sich zu einem Schläfchen zusammengerollt und mich ziehen lassen.
    Ich wanderte ziellos über dicke Teppiche aus modrigem Laub und hielt dabei vergebens Ausschau nach Pilzen. Ich wollte mich eben bücken, weil ich zwischen dem Grau-Braun der welken Blätter etwas von vielversprechend goldenem Farbton wahrgenommen hatte, da sirrte eine Schwertklinge an meinem Ohr vorbei. Was ich entdeckt hatte, war kein Pilz, sondern ein Schuh aus blankem, hellem Leder. Ich packte ihn, riss den Angreifer um und krachte mit ihm in dürres Gezweig.
    Aus nächster Nähe blickte ich in zwei Augen von delikatestem Grün, gesäumt von langen, honigblonden Wimpern. Dann machte ich einen Satz rückwärts. Rund um die bezaubernd schönen Augen war das Gesicht eine zerfurchte Landschaft, durchsetzt mit Kratern und gefärbt wie der Bauch eines toten Fisches.
    Der Widerwille kam zuerst, dann das Erkennen.
    „Ich grüße dich, Sirluîn“, sagte ich, und reichte dem Elfen die Hand zum Aufstehen.
    Er übersah meine freundliche Geste und kam auch ohne meine Hilfe geschmeidig auf die Beine.
    „Nenn mich nicht so!“
    „Tut mir leid.“
    Die Begegnung war unverhofft gekommen und so war mir der Name herausgerutscht, unter dem er in der Gegend seit Jahren bekannt war. Sirluîn – Schönauge – nahm nicht ohne Spott Bezug darauf, dass der Rest seiner elfischen Schönheit für immer verloren war. Leider wusste ich nicht, wie Sirluîn wirklich hieß.
    Er gehörte zu jenen acht Unglücklichen, die mit Fackeln in die Höhle eines schlafenden Drachen eingedrungen waren, ohne zu wissen, was geschehen würde. Unweigerlich hatte sich der Drachenatem durch die Fackeln entzündet und die nächtlichen Besucher in eine
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