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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister
Autoren: C. Bertelsmann
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golden und verhöhnte die Bronzeechsen, sonst ihre besten Freunde, mit wild funkelnden Augen! Kimi befand sich in Paarungshitze. Und Menollys Bronzeechsen würden
sie erobern. Eine Woge der Leidenschaft erfasste Sebell. Er wagte es nicht, an sein Glück zu glauben. Und doch...
    »Menolly?« Er streckte beide Hände aus und warf ihr einen Blick zu, der um Verzeihung bat für das, was nun geschehen würde. Es war unausweichlich. Sie befanden sich allein auf einem Boot, mitten im windstillen Meer. Er hatte Menolly nicht auf diese Weise für sich gewinnen wollen; ein anderer Zeitpunkt, unabhängig von Kimis Paarungsinstinkt, wäre ihm lieber gewesen.
    »Es ist gut so, Sebell. Es ist wirklich gut.«
    Lächelnd legte Menolly ihre Hände in die seinen und ließ es zu, dass er sie an sich zog.
    Als sei die Umarmung der beiden Menschen ein Signal gewesen, stieß Kimi einen schrillen Schrei aus. Sie schoss vom Bug des Bootes steil in den Himmel, dicht gefolgt von den beiden Bronzeechsen. Sebell vergaß, dass er an Deck stand und Menolly in den Armen hielt; er begleitete Kimi, spürte die Kraft ihres Fluges, war entschlossen, den Verfolgern zu entkommen. Sie sollten es nur wagen, sich ihr zu nähern!
    Nie hatten ihr die Schwingen so gehorcht wie heute. Nie war sie so hoch geschwebt, geglitten. Die Sonne umspielte ihren Körper, die Strahlen brannten in ihren Augen, als sie höher und höher stieg. Die Hitze war unerträglich. Sie zog die Flügel eng an den Körper, ließ sich ein Stück fallen und kreischte vor Begeisterung, als sie genau zwischen den beiden verwirrten Bronzeechsen hindurchjagte.
    Einer von ihnen versuchte, sie mit dem Schweif an sich zu reißen, und geriet ins Taumeln, in seinem Flugrhythmus gestört. Sie gewann wieder an Höhe und kreuzte mit Hohngeschrei die Bahn des zweiten Verfolgers. Aber in ihrem Ehrgeiz, den Bronzeechsen ihre Überlegenheit zu beweisen, kam sie dem Männchen zu nahe, und es stemmte eine Schwinge gegen die ihre. Einen Moment lang war ihr der Weg versperrt. Ehe sie sich von ihm lösen konnte, umschlang er sie mit dem biegsamen Hals.
Gemeinsam stürzten sie dem schimmernden Meer weit unten entgegen.
    Auf dem winzigen Plankenrechteck, das in der Weite des Wassers wie ein Staubkorn wirkte, waren auch Sebell und Menolly verbunden, spürten die Leidenschaft der Echsen durch ihre Körper und Herzen pochen, erlebten die Freude, die Kimi und Taucher teilten.
     
    Das Klatschen des Segels riss Sebell aus seinen Träumen. Er setzte sich auf und spürte die kühle Brise an seiner Wange. Mühsam versuchte er, sich zu orientieren. Menolly bewegte sich im Schlaf, aufgeschreckt von den gleichen Geräuschen wie er. Verwirrt öffnete sie die Augen. Sebell stützte sich auf einen Ellbogen und sah sie an. Langsam wich das Staunen und die Erinnerung setzte ein. Sebell hielt den Atem an. Er hatte Angst vor Menollys Reaktion. Aber sie strich ihm mit einem zärtlichen Lächeln das Haar aus der Stirn.
    »Was hättest du sonst machen sollen, Sebell? Rocky und Taucher waren wild entschlossen.«
    »Es war nicht nur der Instinkt der Echsen«, wandte er hastig ein. »Das weißt du doch, oder?«
    »Natürlich weiß ich das, Sebell.« Ihre Finger strichen über seine Wangen und berührten seine Lippen. »Und ich liebe dich nicht weniger als den Meister.« Selbst in diesem Augenblick verbarg sie Sebell nicht ihre Zuneigung zu Meister Robinton; sie wusste, dass der Mann nie zwischen ihnen stehen würde, da sie ihn beide auf ihre Weise verehrten. »Ich hatte mir so gewünscht, dass du...«
    Das bedrohliche Knirschen der Segelstange warnte sie gerade noch rechtzeitig, und sie zog Sebell an sich, sonst wäre ihm das Holz gegen den Hinterkopf geprallt.
    »Und ich hätte mir so gewünscht, dass der verdammte Wind nicht ausgerechnet jetzt aufkommt!«, fauchte Sebell.

    »Wir brauchen den Wind, Sebell«, entgegnete sie lachend.
    Sie standen auf und kümmerten sich gemeinsam um das Segel. Dabei entdeckten sie auf dem Vorderdeck zwei eng zusammengerollte Bündel, eine Bronze- und eine Goldechse. Kimi und Taucher schliefen so fest, dass weder die Brise noch der Lärm an Deck sie störte. Sebell beneidete die beiden.
    »Wo ist eigentlich Rocky?«, fragte er Menolly.
    Sie zuckte die Achseln. »Entweder Prinzesschen nachgeflogen - oder er hat irgendwo ein grünes Weibchen entdeckt. Ich vermute das Letztere.«
    »Weißt du das denn nicht?«, fragte Sebell überrascht.
    Menolly schüttelte lächelnd den Kopf, und Sebell erkannte, dass
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