Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
Ohren rauschte donnernd sein eigenes Blut,
während sich seine grausig verschmierten Hände immer wieder
um den Stiel seiner mörderischen Axt schlossen.
Selana und Tolpan hatten entsetzt zugesehen. In dem Raum,
der immer noch in das gelbliche Licht des Zaubers der Elf in
getaucht war, hörte man nur noch das Keuchen des Zwergs und
des Elfen.
Fast teilnahmslos beobachtete Tolpan eine kleine, rote
Motte, die zwischen den Deckenbalken tanzte. Sie schien vor
seinen Augen zu wachsen und wurde zu einem wirbelnden
Gewebe aus unzähligen Rottönen, bis sie schließlich die Größe
seines Kopfes erreicht hatte.
Inzwischen hatten auch die anderen die schwirrende,
wachsende Motte entdeckt, und ihnen war klar: Ein Raum mit
einem Zombie konnte nichts Gutes bedeuten.
»Weg hier!« schrien Tanis und Flint wie aus einem Mund.
Aber bevor sich noch irgend jemand regen konnte, zuckte in
dem winzigen Raum ein Blitz durch die Luft, der Flint den Bart
und Tolpan den Haarknoten ansengte und eine stickige, ölige
Rauchwolke hinterließ.
Zwischen den Rauchschwaden stand eine mehr als sechs Fuß
große, breite Gestalt. Beim Anblick des gehörnten Kopfes und
der dunklen, ledrigen Flügel schrie Selana auf, doch dann rief
Tolpan neben ihr: »Das ist ein Mensch, kein Monster!« Sie
erkannte, daß die Hörner eine Kappe aus einem Widderkopf
und die Flügel ein Umhang waren, der hinter seinen Schultern
von einem Gestell gestützt wurde.
Eine riesige Narbe verlief über seine rechte Gesichtshälfte
und durch eine leere Augenhöhle. Das verbliebene Auge
funkelte vor Mut.
»Wen haben wir denn da?« Der Zauberer starrte den
rothaarigen Halbelfen und den Zwerg an, die über dem
zerhackten Zombie standen, und dann den staunenden Kender
und die zitternde Frau an der anderen Seite der Katakombe.
»Was habt ihr denn mit dem armen Omardicar, dem
Allwissenden, gemacht?«
Sein Tonfall war leichthin und spöttisch, doch sein linkes
Auge glitzerte hart und zornig, als er den Blick wieder Tanis
und Flint zuwandte. Blitzschnell hob der Zauberer die Arme
und murmelte ein einziges, unverständliches Wort. Ein riesiges
Spinnennetz, das vom Boden bis zur Decke ging, erschien aus
dem Nichts und wickelte sich um Tanis und Flint. Von den
Strängen tropfte klebrige Flüssigkeit, die an den zappelnden
Opfern hängenblieb. Je mehr sie sich darum bemühten, sich zu
befreien, desto fester legte sich das Netz um sie, bis sie sich
kaum noch bewegen konnten und schließlich auf dem Boden
zusammenbrachen.
Dann wendete der Zauberer seine Aufmerksamkeit den
beiden an der Tür zu. Wieder murmelte er das magische Wort,
und die verdrehten Stränge wollten Tolpan und Selana
umschlingen. Doch anstatt sich um sie zu wickeln, traf das
Netz auf eine unsichtbare Barriere und glitt auf den Boden, wo
es kurz aufleuchtete und dann verschwand. Selana grinste ihren
Gegner finster an.
»Du überraschst mich, Frau«, sagte der Magier in seiner
eindrucksvollen Baritonstimme, wobei auf seinem häßlichen
Gesicht eine Mischung aus Bewunderung und Ärger stand,
»aber das gelingt Euch kein zweites Mal.«
Selana bereitete schon ihren nächsten Spruch vor, der genau
dem Zweck diente, Balkom zu überraschen. Mit ausgebreiteten
Fingern streckte die Meerelfin ihre Hände aus und rief: »Dasen
filindal«
Ein bunter Farbenschwall drang aus ihren Fingern, spritzte
über den Zauberer, lief seinen Körper entlang und drehte ihn
halb um. Als er rückwärts gegen die Wand taumelte, stolperte
er über ein gebrochenes Brett und fiel auf den schmutzigen
Boden. Die scheußliche Widderschädelkappe rutschte ihm vom
Kopf und rollte in eine dunkle Ecke, das Flügelgestell des
Umhangs zerbrach. Die schwirrenden Farben umzuckten
seinen um sich schlagenden Körper weiterhin, während er
versuchte, den ruinierten Umhang abzustreifen.
»Leg dich bloß nicht mit Selana an, sonst verwandelt sie
dich in eine Wanze!« krähte Tolpan und rannte mit der
Meerelfin los, um Tanis und Flint zu befreien. Aber Balkoms
Netz war fest und klebrig. Tolpan riß den Dolch aus seinem
Hosenbein und säbelte genug Stränge durch, um Tanis’
Messerhand zu befreien. Während der Elf sich selbst weiter
herausschnitt, widmete Tolpan sich Flint.
»Schnell, der Spruch hält nicht lange an«, drängte Selana.
Aber die klebrigen Netzteile wickelten sich um ihre
Messerklingen und hingen fest an Tanis’ und Flints Armen und
Beinen.
»Ich hatte viel Glück, daß meine Sprüche bei ihm gewirkt
haben«, flüsterte sie dem Halbelfen zu.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher