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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
Autoren: Tina Daniell
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sie
den Angriff vielleicht übersahen, erklärte Gregor. Dann hätte
der ebenso stolze wie ungeduldige Minotaurus einen
Frontalangriff anführen wollen, um Flinkwasser und dessen
Leute möglichst aus ihrem Schlupfwinkel zu locken. Ein Teil
der angeheuerten Truppen sollte zusätzlich einen Halbkreis
schlagen und den Versuch unternehmen, Flinkwassers Lager
trotz des ungünstigen Geländes von hinten anzugreifen.
    Gregor war dagegen gewesen und hatte sich schließlich
durchgesetzt. Zuverlässige Späher hatten dem Söldnerführer
berichtet, daß die Barbaren jeden Morgen eine große Gruppe
Plünderer losschickten, die häufig von Flinkwasser selbst
kommandiert wurde. Gregor wollte, daß sich die Minotauren
aufteilten und vorsichtig im Schutz der Bäume auf beiden
Seiten des Tals bis direkt unter den Grat vorrückten, auf dem
sich das Lager der Gegner befand.
    Wenn die Gruppe für den Raubzug auf der Wiese auftauchte,
sollten die Minotauren ihnen den Rückweg abschneiden,
während Gregor und seine Getreuen von vorne kamen. Mit
etwas Glück würde Flinkwasser in der eingekesselten Gruppe
sein. Wäre der erst tot, würden seine direkten Anhänger
wahrscheinlich in Panik geraten und in den Wald fliehen. Ein
paar von Gregors Soldaten würden zwischen den Bäumen
warten, um sie dort zu erledigen. Der Plan brachte die
Minotauren zugegebenermaßen in eine schlechte Position, da
sie sowohl im Nahkampf mit der Räuberbande stehen würden
als auch einen Angriff von hinten zu erwarten hatten, wenn die,
die in Flinkwassers Lager zurückgeblieben waren, sich dem
Kampf anschlossen. Aber Gregors Truppen sollten von allen
Seiten heftig angreifen und versuchen, die Minotauren aus der
Schußlinie zu bekommen.
    Burek hatte Gregors kühnem Plan schließlich zugestimmt.
Als kriegerische Rasse hatten die Minotauren ihre riskante
Aufgabe mit Würde angenommen. Bevor sie sich aufteilten,
bemerkte Kit, daß die hünenhaften Wesen, die voller
glitzernder Waffen hingen, gemeinsam niederknieten, um
geflüsterte Schwüre auszutauschen, geheime Worte, die kein
Mensch je hören durfte.
Die anderen Söldner beobachteten das Ritual respektvoll.
Die langen Minuten des Schweigens waren fast unerträglich.
    Dann erhoben sich die gut zwanzig Minotauren hinter Burek
wie ein Mann und marschierten los. Ihnen folgten sehr feierlich
Gregor und seine Männer. Kits Vater ritt ein geliehenes
Streitroß, einen silbergrauen Hengst. Seine kostbare Cinnamon
hatte er Kit dagelassen, damit sie – für den unwahrscheinlichen
Fall ihrer Niederlage
– ein zuverlässiges Tier für die Flucht
hatte.
    Ihr Vater schenkte ihr jetzt keinerlei Beachtung mehr. Seine
Augen richteten sich entschlossen auf die vor ihm liegende
Aufgabe. Die Lippen hatte er fest aufeinandergepreßt. Es war
das erste Mal, daß Kit Gregor in die Schlacht ziehen sah, und
so wie in dieser Szene würde sie sich immer an ihn erinnern:
stolz, aufrecht, unbesiegbar.
    Hinter ihnen trotteten – eigentlich nur als Rückversicherung
– Nolan und seine kleine Gruppe von Freiwilligen aus dem Ort
her. Im Gegensatz zu den Berufssoldaten umklammerten die
Bauern grobe Keulen und Schaufeln und merkwürdige
Gerätschaften. Aber im Kampf von Mann zu Mann, der dem
ersten Aufeinandertreffen folgen würde, konnten die genauso
tödlich sein.
    Von ihrem Aussichtspunkt unter der Eiche, den Gregor für
sie ausgesucht hatte, versuchte Kit angestrengt, die Minotauren
auszumachen, die hinter den Büschen und den paar Bäumen
am Rand des Tals durch das hohe Gras liefen. Doch sie konnte
sie nicht entdecken.
    Plötzlich hörte Kitiara in der stillen Morgenluft Pferde
schnauben und wiehern. Vögel flogen aus dem Unterholz an
der anderen Seite des Tals auf, und eine Gruppe von etwa
vierzig Barbaren ritt einer nach dem anderen aus dem Wald,
und zwar auf Vollblutpferden, die für ihre Schnelligkeit
berühmt waren. Kitiara fragte sich, wie sich die Minotauren,
die zu Fuß waren, wohl gegen sie durchsetzen würden.
    Die Räuber saßen unbeschwert im Sattel. Aus der Ferne sah
es für Kitiara so aus, als hätten sie Lederumhänge an, die mit
bunten Federn geschmückt waren. Sie meinte auch, sie könnte
den untersetzten, eingebildeten Häuptling Flinkwasser an der
Spitze sehen. Dann fiel ihr ein anderer aus der Horde auf. Als
einziger war er wie ein Geist gekleidet und trug einen Mantel
ganz ohne Verzierung oder Farbe. Von seinem Sattel baumelte
ein Haufen Fläschchen und Tränke. Ein Zauberer, folgerte Kit.
    Nachdem
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