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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Reaves
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nicht konnten. Die Frostdrachen schrien kummervoll auf, als der Letzte Drache ihnen vom Schicksal der anderen Drachen berichtete. Er wusste, dass sie sich fürchteten. Die Kälte brachte sie um. Aber sie würden nichts erreichen, wenn sie die Menschen angriffen.
    Der Letzte Drache brüllte wieder. Er würde nach einem sicheren Ort für sie suchen, einem Ort, wo es nicht so kalt war. Er würde ihn finden, versprach er ihnen. Alles sei möglich, wenn sie die Hoffnung nicht aufgäben. Er forderte sie auf, zu ihren Höhlen zurückzukehren. Er würde ihnen bald folgen. Da flog die Wächterin zu ihm und berichtete ihm von ihren Angriffen auf die Menschen.
    Der Letzte Drache hörte ihr zu und schwor sich, die Gründe für das, was die Menschen getan hatten, herauszufinden. Die Wächterin kreischte zustimmend und kehrte in die graue Masse der Flügel zurück. Dann wandten sich die Frostdrachen nach Norden und begannen den friedlichen Rückzug zu ihren Höhlen.
     
    »Seht nur!«, rief Amsel. »Der Drache kommt zurück!«
    Aus dem Rauch und den Wolken tauchte der Letzte Drache auf. Die Verletzungen an seinen Flügeln zeigten sich deutlich an der Art, wie er flog. Dennoch ließ er sich so sanft auf die Wellen nieder, dass die Schiffe in seiner Nähe ihre Lage kaum veränderten.
    Amsel sah zusammen mit Falkenwind, Ceria, Tamark, Vora und Jondalrun zu, wie der Drache auf dem Wasser aufsetzte. Trotz der beruhigenden Worte Amsels schreckten viele Besatzungsmitglieder vor dem Drachen zurück. Auf Befehl Falkenwinds waren einige tapfere simbalesische Frauen auf die Masten geklettert und hatten den dort befestigten Drachenbann entfernt. Als der Drache seinen Hals zum Bug neigte, dachte Ceria an den Beutel an ihrer Seite. Die Drachenperle gehörte rechtmäßig den Drachen. Sie würde sie dem Drachen zurückgeben.
    Weit hinter ihr, im Schatten des Marssegels, stand jemand, der auch einen Beutel in der Hand hielt. Es war Willen aus Nordwelden. Er tastete nach den regenbogenfarbigen Muscheln. Er wusste jetzt, dass es die Frostdrachen gewesen waren, die Kia getötet hatten, aber er wusste immer noch nicht, warum. Auch in Fandora waren zwei Kinder getötet worden. Es konnte nicht ohne Absicht geschehen sein, dessen war er sicher. Vielleicht hatte der Drache eine Antwort. Er musste es herausfinden.
    Der Drache neigte den Kopf den Leuten zu, die in der Nähe des Ruders standen, und öffnete langsam den Rachen. Und dann sprach er – zum großen Erstaunen aller außer Amsel.
    »Die Frostdrachen sind fort«, sagte er. »Sie wurden eingeschüchtert und zum Angriff getrieben. Sie werden nicht wiederkommen.«
    Amsel lächelte. Er hatte Falkenwind und Jondalrun von seiner Begegnung mit Ephrion erzählt und von seinem Auftrag und seinen Abenteuern im Norden. Doch Jondalrun hatte nur geschrien: »Warum haben die Frostdrachen meinen Sohn umgebracht?« Amsel litt selbst noch wegen Johans Schicksal, und jetzt war sicher die letzte Gelegenheit, die Wahrheit zu finden. Er trat zum Bug und rief in der langsamen, bedächtigen Sprechweise, die der Drache bevorzugte: »Diese Leute sind die Anführer der Menschen.« Er nickte dabei in Richtung der Ältesten und der Simbalesen. »Sie sind dankbar für alles, was du getan hast, aber sie stellen eine Frage, die ich nicht beantworten kann.«
    »Ja«, sagte der Drache mit seiner dröhnenden Stimme. »Da gibt es noch die Frage nach dem Mord an den ungeborenen Jungen der Frostdrachen.«
    »Die Jungen der Frostdrachen?«, fragte Amsel überrascht. »Es waren Kinder aus Simbala und Fandora, die ermordet wurden!«
    Der Drache brummte: »Nach dem Bericht der Wächterin haben Menschen an der Nordküste ihres Landes das Nest mit den Eiern der Frostdrachen zerstört.«
    Während der Drache sprach, war Willen leise vorgetreten. »Es war ein Kind aus Nordwelden, das umgebracht wurde!«, brüllte er. »Das Mädchen hatte nichts zerstört! Sie hatte nur Muscheln am Strand gesammelt!«
    Willen schleuderte den Beutel auf das Vorderdeck, wo er vor Amsels Füßen landete. Amsel hob ihn auf, schüttete vor allen Augen den Inhalt in seine Hand und untersuchte rasch die regenbogenfarbigen Stückchen. »Das sind keine Muscheln«, sagte er und hielt sie in die Höhe, so dass der Drache sie sehen konnte. Der Drache kam näher, ebenso Jondalrun, Falkenwind und Ceria. Willen drängte sich zu ihnen durch.
    »Diese Splitter sehen aus wie Stücke einer Eischale!«, fuhr Amsel fort. Er fragte den Drachen, ob er recht habe.
    Der Letzte Drache
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