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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Reaves
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sich immer einsam gefühlt, auch wenn er sich an diese Einsamkeit gewöhnt hatte. Jetzt aber gehörte er nicht nur zu Fandora, sondern auch zu Simbala – und noch mehr! Er gehörte zur Menschheit. Richtig verstehen würde er das erst später. Aber für den Augenblick genügte es ihm, es zu fühlen – in sich das Gefühl zu haben, dass er dazugehöre. Er lächelte. Er war sehr müde. Jetzt wäre er gern zu seinem Baumhaus zurückgekehrt, um sich auszuruhen, aber das war nicht möglich. Es war abgebrannt. Er würde sich ein neues Zuhause suchen – vielleicht an einem Ort, dachte er, der nicht ganz so abgeschieden lag.
    Amsel blickte auf die Fandoraner und Simbalesen, die sich um ihn herum miteinander unterhielten. Er war zuversichtlich.
     
    Der Tag hatte schon begonnen, als der Letzte Drache zurückkehrte. Er landete wieder auf dem Wasser neben dem Flaggschiff. Zwischen den Zähnen trug er vorsichtig ein einziges regenbogenfarbiges Ei, so groß wie ein Faß. Er legte es behutsam auf das Vorderdeck, und alle Anwesenden versammelten sich um das Ei.
    »Es ist ein Riss drin«, sagte der Drache, »aber vielleicht lebt es noch.« Er neigte den Kopf über das Ei. Alle traten zurück. Er hauchte eine warme gelbe Flamme aus. Sie berührte das Ei, spielte leicht über die Schale und verschwand. Alle warteten stumm.
    Das Ei erbebte. Ein Knacken ertönte, und die zackige Linie auf der Schale wurde breiter. Dann fielen die zwei Schalenhälften auseinander, und vor ihnen saß ein kleiner Frostdrache, nicht größer als ein Pony. Er blinzelte im Tageslicht wie eine Eule und sah sich um. Seine Flügel waren nass und schimmernd grau, und er flatterte ungeschickt, um sie zu trocknen. Er blickte zu dem Drachen auf und gab ein Geräusch von sich, das zwischen einem Krächzen und einem Zwitschern lag.
    Die Menschen ringsherum fingen an zu lachen. Zuerst war es nur ein zögerliches Lachen, fast schuldbewusst, als hätten sie das Gefühl, es sei nicht richtig, nach so viel tragischem Geschehen schon wieder zu lachen. Doch als der ausgeschlüpfte Frostdrache herauszufinden versuchte, wozu seine Beine gut waren, wurde das Lachen lauter. Es hört sich gut an, dachte Amsel. Gut und heilend. Und er lachte mit.
    Das Drachenkind blickte mit einem erstaunlich menschlichen, vorwurfsvollen Ausdruck auf. Es schlug wieder mit den Flügeln, mit wachsender Sicherheit und Schnelligkeit, aber zum Fliegen reichte es noch nicht.
    »Es muss zu seiner Mutter gebracht werden«, sagte der Drache. »Ich muss Abschied nehmen.«
    Ceria holte die Drachenperle aus dem Beutel an ihrer Seite. »Warte!«, sagte sie und hielt einer Legende eine andere Legende hin. »Nach allem, was wir erfahren haben, gehört dies den Drachen. Ich möchte es zurückgeben.«
    Der Drache brüllte laut, als er die vor langer Zeit verloren gegangene Drachenperle sah. Unter seinen Blicken glühte die Kugel zu einem gleißenden Weiß auf.
    Es wurde still auf dem Vorderdeck. Sogar das Frostdrachenbaby hob den Kopf, um den Edelstein zu sehen. Das leuchtende Weiß verblasste langsam, sanft wie eine Wolke. Dann erschien eine riesenhafte, drachenähnliche Kreatur in der Kugel. Es war ein anmutiges Wesen mit großen, wunderschönen Flügeln, aber irgendwie sah es anders und noch größer aus als der Drache, der es beobachtete.
    »Was ist das?«, fragte Amsel.
    Der Drache schaute in stummer Faszination.
    »Ich weiß es nicht«, dröhnte er schließlich, aber in seiner Stimme lag Hoffnung.
    Falkenwind lächelte. »Es sieht so aus, als wäre das Zeitalter der Drachen keineswegs vorbei!«
    »Die Drachenperle enthält die Erinnerungen von acht Drachengenerationen«, sagte Ceria, während der Drache die Wolken in der Kugel angespannt beobachtete. »Keiner kann sagen, wie alt diese Szene sein mag.«
    Der Drache hörte ihre Worte und dröhnte: »Nein! Ich wusste genau, was in den Steinen enthalten war, bevor die Menschen sie uns nahmen. Dies gehörte nicht dazu!«
    Amsel blickte auf die Bilder in der Drachenperle. Obwohl er nicht viel mehr als den bewölkten Himmel drum herum sah, wirkte das Geschöpf, das dort flog, sehr gesund. »Wenn er noch lebt«, sagte Amsel aufgeregt, »gibt es vielleicht noch mehr!«
    Der Drache beobachtete die Kugel, dann blickte er Amsel an, und es sah so aus, als ob ein Lächeln sein uraltes Gesicht erhellte. »Ich muss ihn finden«, sagte er. »Die Frostdrachen können nicht länger im Norden leben. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du, Amsel aus Fandora, mich auf
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