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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Reaves
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brüllte zustimmend und erklärte, was die Frostdrachen ihm berichtet hatten.
    »Dann gab es also einen Grund für Johans Tod«, sagte Amsel. »Die Frostdrachen haben ihn zur Vergeltung für die Zerstörung der Dracheneier getötet.«
    Die Erkenntnis erfüllte Amsel mit Traurigkeit, denn er wusste, dass der Junge nie umgebracht worden wäre, wenn er die Schwinge nicht gehabt hätte. Johan war an jenem Tag bei seinem Flug ein leichtes Ziel für den vor Wut rasenden Frostdrachen gewesen. Die Wächterin hatte die zerstörten Eier gesehen, hatte gewusst, dass die ersehnten Jungen nie schlüpfen würden. Aus Rache hatte sie, rasend vor Zorn, die drei Kinder in Fandora und Simbala getötet.
    »Sie wusste von keinem der beiden Länder etwas«, sagte Amsel traurig, »und sie wusste auch nicht, dass die Eier wahrscheinlich von unschuldigen Kindern beim Spiel zerbrochen wurden.« Er blickte Willen an. »Kann es nicht so gewesen sein?«
    Der Weldener nickte. »Ja, es gibt einige Kinder, die gern dort am Strand herumspielen. Vielleicht hat Kia die Überreste ihres Unfugs gefunden. Sie selbst hätte sicher nicht die Eier zerbrochen.«
    Jondalrun begann zu weinen, mit dem Kummer eines Mannes, der die Wahrheit über ein tragisches Ereignis zu spät erfahren hat, um es noch verhindern zu können. Dayon und Amsel stimmten in seine Wehklage ein.
    Tränen waren für den Drachen ein unbekannter Anblick, und er sah seinen Freund voller Mitgefühl an.
    »Die Zahl derer, die du gerettet hast, ist größer als die derer, denen du Leid zugefügt hast«, sagte er mit seiner dröhnenden Stimme. »Ich habe viel mehr verloren als du. Wir dürfen nicht länger verzweifeln.«
    Amsel antwortete nicht. Er blickte in die Nacht hinaus und fühlte die Last seiner Aufgabe von seinen Schultern gleiten. Er wusste, dass der Kummer länger brauchte, um zu vergehen. Plötzlich spürte er eine Hand auf seinem Arm. Er drehte sich um und sah Jondalrun vor sich stehen.
    »Ich habe dich des Mordes beschuldigt«, sagte er steif, »aber ich mache dir keine Vorwürfe mehr. Du hast dein Leben gewagt, um die Wahrheit herauszufinden.« Dayon stand hinter seinem Vater. Er war stolz auf ihn. Dieses Eingeständnis musste Jondalrun sehr schwergefallen sein, aber er hatte es geschafft. Jetzt konnten die Wunden endlich heilen.
    Falkenwind trat mit Ceria auf den Drachen zu. »Vielleicht sind nicht alle Eier zerstört worden«, sagte er. »Wäre es nicht eine gute Idee, wenn unsere Truppen die Strände für die Frostdrachen absuchen?«
    Der Drache erwiderte mit einem Dröhnen: »Die Frostdrachen haben sich an euren Stränden Nester für ihre Eier gebaut, weil es in ihrem Land zu kalt für das Ausbrüten geworden war. Es ist unwahrscheinlich, dass noch unversehrte Eier übrig geblieben sind.«
    »Sollten wir nicht wenigstens nachschauen?«, fragte Ceria. »Ihr seid schon so wenige geworden – wenn auch nicht so wenige, wie wir gedacht hatten!«
    Der Drache warf ihr einen resignierten Blick zu. »Ich fliege im Augenblick nur mit Mühe«, sagte er, »aber du hast recht. Ich muss mich vergewissern, dass die Frostdrachen sich nicht geirrt haben.« Er breitete seine verletzten Flügel aus und erhob sich langsam. »Ich komme zurück«, dröhnte er. Er flog nach Süden, in Richtung der Küste Simbalas.
    »Wenn man diese Dinge doch nur früher gewusst hätte«, sagte Falkenwind zu Ceria. »Dann hätte es keinen Krieg gegeben.«
    Ceria nickte. »Hätten wir alle die Wahrheit gekannt, dann würde das Kind aus Nordwelden heute noch leben! Es gibt unendlich viel Platz, wo die Frostdrachen brüten können.«
    »Ja«, sagte hinter ihnen Tamark. »All dies hätte nicht zu geschehen brauchen. Wir müssen daraus lernen. Wir müssen miteinander sprechen, damit ein solcher Wahnsinn nicht noch einmal geschieht.«
    Hoffentlich!, dachte Amsel. Hoffentlich reden wir das nächste Mal, anstatt zu kämpfen. Es gab so viel auf dieser Welt zu lernen, und es war Wahnsinn, sie zu zerstören. Wenn wir diese Lektion lernen, dann ist Johan nicht ganz umsonst gestorben.
    Er zog überrascht die Augenbrauen hoch, als ihm klar wurde, dass er »wir« gedacht hatte, nicht »sie«. Andere waren bisher immer »sie« für Amsel gewesen – er hatte sich selbst nie als zugehörig betrachtet. Zum ersten Mal, seit er zurückdenken konnte, war das nun grundlegend anders. Zwar hatte er sich als Fandoraner gefühlt, dem seine Landsleute nicht gleichgültig waren, aber doch stets aus der Sicht des Außenseiters; er hatte
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