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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser
Autoren: Markus Heitz
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quittierte. »Ich freue mich jedenfalls, dass wir rasch zu einer Einigung kommen, aus welchen Beweggründen Ihrerseits auch immer.«
    »Meine Mutter wünschte sich nichts anderes als Frieden und Wohlstand für alle Untertanen. Es ist ihr Erbe, das ich antrete.« Grigorij sah dem Chinesen in die braunen Augen. »Ich werde den Vertrag ohne Weiteres unterzeichnen. Und Sie, Prinz Zhu Zaihou, wissen, dass der Zar ein wachsames, nein, zwei wachsame Augen auf den Drachenthron haben wird.«
    »Meine Mutter wird darüber erbaut sein«, erwiderte er und verbeugte sich. »Ich habe Geschenke für Sie. Oder besser für das russische Volk.« Er schien nachzudenken. »Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht genau, für wen die Gaben sind, die ich im Namen meiner Mutter überreichen darf. Möglicherweise vermag die Zarin mehr damit anzufangen?«
    Was sollte Silena geschenkt bekommen? »Was ist es denn, Prinz?«
    »Leichen.« Zhu Zaihou lächelte, als hätte er Parfüm oder Bilder gesagt. »Zwei Stück.«
    Grigorij wusste sofort, wen er meinte. »Die Großmeister Donatus und Ademar? Ich hörte, es war noch ein Dritter mit dabei. Ein Ägypter.«
    Zhu Zaihou nickte. »Ja. Aber er ist noch nicht tot.« »Oh…?«
    »Der Mann, der sich Ichneumon nennt, wurde von uns schwer verletzt gefunden und geheilt. In seinen Fieberträumen schrie er ständig den Namen Ihrer Gattin, also ließen wir ihn am Leben. Als Zeichen unserer Verbundenheit und neuen chinesisch-russischen Freundschaft übergeben wir den Mann sehr gerne Ihnen.«
    Das wird Nagib und Nitokris freuen. Er hatte sich bei den Ägyptern für sein Auftreten und sein Verhalten mehrmals entschuldigt und sie zur Entschädigung mit Geld überhäuft. Glücklicherweise hatte Nagib die Schüsse überlebt, dennoch war klar, dass er und Grigorij niemals Freunde werden würden. Museumsmitarbeiter hatten ihn und die Frau gefunden. »Ich danke Ihnen dafür, Prinz Zhu Zaihou. Er ist ein Freund meiner Gemahlin.«
    »So gut, dass er ihren Namen im Schlaf schreit«, fügte der Chinese mit einem unergründlichen Lächeln hinzu. »Das dachte sich meine Mutter. Ich lasse ihn überstellen.« Zhu Zaihou nahm die Hände nach vorne. »Ich spreche offen zu Ihnen. Sie haben Einblicke in chinesische Angelegenheiten erhalten, und Ihre Frau sorgte dafür, dass wir im Reich des Drachen eine neue Ära einleiten durften. Ohne ihr Tun wäre Pü Yi niemals entscheidend geschwächt worden.«
    »Geschwächt, aber nicht getötet«, sagte Grigorij.
    »Möglich ist vieles«, deutete Zhu Zaihou das Schicksal des alten Kaisers an.
    Grigorij wollte den Prinzen zu gern ohne Handschuhe berühren, um mittels der Hellseherei mehr über ihn herauszufinden. »Gut.«
    »Noch eine Sache.« Der Prinz hüstelte, es war ihm unangenehm. »Sie wissen von den Finanzmanipulationen, die Pü Yi zusammen mit seinem deutschen Verbündeten Voss und den Drachenanbetern auf den Weg brachte.« Grigorij nickte. »Meine Mutter bedauert außerordentlich, diese Geschäfte nicht mehr rückgängig machen zu können. Die Transaktionen sind bereits getätigt, und wir haben den Eindruck, dass Voss vor seinem Tod Hebel in Bewegung setzte und eine Maschine anwarf, die keiner mehr aufhalten kann. Wenn der russische Staat Geld in deutsche Aktien investiert hat, sollte er es jetzt zurückholen. Die deutsche Börse wird bald einbrechen, egal was der Kaiser tut. Und die amerikanische wird spätestens in zwei Jahren auf Grund laufen.«
    »Meinen Dank, Prinz Zhu Zaihou!« Grigorij konnte es nicht lassen, er wollte es versuchen. Als sie sich die Hände reichten, schob er den Zeigefinger hoch, sodass er damit hinter den Handschuh rutschte – und traf auf Baumwolle. Er hat lange Unterwäsche an. Er müsste dem Prinzen die Hand ins Gesicht legen, um die Gabe der Hellsicht anwenden zu können.
    Zhu Zaihou bleckte die Zähne, das Grinsen erinnerte an Schadenfreude. Er wusste um die Talente des jungen Zaren. »Die Warnung ist nur rechtens. Viele Menschen werden Geld und Arbeit verlieren. Staaten sollten deswegen nicht zusammenbrechen. Sie müssen stark sein, um die Schwachen aufzufangen.«
    »Sie sprechen mir aus der Seele.« Grigorij führte ihn in den Saal zurück. Die Russen und die Chinesen standen in kleinen Gruppen herum und redeten leise bei ihrem Eintreten miteinander. »Sagen wir denen einfach, die Verhandlungen seien nicht einfach gewesen«, raunte er Zhu Zaihou zu. »Sie müssen den Eindruck haben, wir hätten uns gestritten und gezankt. Nur dann wird der Vertrag in
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