Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
in die Wege leiten, die für Silena nach ihm gesucht hatte.
    Es klopfte, und die Tür wurde auf Grigorijs Zuruf geöffnet.
    Ihr Kommunikationsoffizier streckte den Kopf zur Tür herein. »Verzeihen Sie die Störung, Fürst, aber wir haben eine Nachricht an Sie. Aus Sankt Petersburg.« Er betrat das Zimmer und reichte ihm den Umschlag, in dem das Papier mit der Botschaft steckte. »Kam eben über den Telegrafen rein.« Er salutierte und wartete an der Tür. »Man möchte eine sofortige Antwort. Die Angelegenheit sei dringend und staatstragend, wurde angemerkt.«
    Mutter! Grigorij riss das Papier auf. Ich habe ihr Schicksal sträflich vernachlässigt. Es wird ihr hoffentlich nichts geschehen sein! Er las die Blockbuchstaben, mit denen der Funker die Nachricht notiert hatte; mit der freien Hand goss er sich einen dritten Whisky ein, stürzte ihn bleich hinab und schenkte sich erneut ein. Das darf nicht sein! Es soll nicht geschehen sein! Er stand auf, im Gehen trank er aus und stellte das Glas achtlos in ein Regal. »Melden Sie, dass ich sofort komme«, sagte er zum Offizier, dann wandte er sich aufgebracht an Litzow: »Lassen Sie die Lena startklar machen. Ich muss nach Russland.«
    Grigorij rannte hinaus und stürmte in den Wohnbereich, wo er Silena im Schlafzimmer vorfand. Sie lag in ihrem Bett und las ein Buch.
    »Grigorij«, sagte sie erstaunt. Als sie seinen Atem roch, verzog sich ihr Gesicht. »Du bist betrunken. Und ein Blick in deine Augen genügt, um zu erkennen, dass du Haschisch…«
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Schimpfe später mit mir«, sagte er hastig, »aber jetzt lies das!« Er reichte ihr das Telegramm:
    +++ AN KNJAZ GRIGORIJ WADIM BASILIUS ZADORNOV +++ +STOPP+ BOMBENATTENTAT AUF ZAR NIKOLAUS DEN ZWEITEN UND FAMILIE +STOPP+ ALLE MITGLIEDER DER ZARENFAMILIE TOT +STOPP+ TESTAMENT GEFUNDEN +STOPP+ NÄCHSTER ERBE ZARITSASOHN ZADORNOV +STOPP+ ANWESENHEIT IN SANKT PETERSBURG ERFORDERLICH +STOPP+ ODER REVOLUTIONÄRE ÜBERNEHMEN MACHT +STOPP+++
    Silena senkte das Papier. »Bei den Heiligen. Deine Mutter ist tot!« Sie nahm ihn in die Arme.
    »Ja«, sagte er und biss die Zähne zusammen. Es war nicht die Zeit für Trauer, und er fühlte sich auch nicht danach. Die Drogen verhinderten es. Ihn verlangte es nach Rache, nach den Köpfen der Schuldigen. Nach dem Blut von Stalin. Er löste sich ungewohnt schnell von ihr.
    »Du bist der neue Zar?«
    »Zar Grigorij der Erste!«, sagte er düster. »Ich muss sofort nach Russland, um ein Chaos und Morden zu verhindern. Dafür möchte ich deinen Segen.« Er legte die Hand auf ihren Bauch, wo das Leben wuchs. »Ich hole euch nach, wenn die Verhältnisse sich beruhigt haben. Bist du damit einverstanden? Sag ein Wort, und ich bleibe bei dir, wenn du es nicht möchtest.« Bitte, verwehre es mir nicht! Sonst muss ich mein Wort brechen und ohne deine Einwilligung gehen!
    Silena reichte ihm die Botschaft zurück. »Ich weiß, was es bedeutet, wegen der Herkunft Verantwortung zu übernehmen, die über das eigene Leben hinausgeht«, sagte sie zu ihm und nahm sein Gesicht in beide Hände, küsste ihn sanft. »Geh, mein Gemahl. Aber gib gut auf dich acht! Wir haben erst ein Abenteuer lebend überstanden. Wir sollten das Glück nicht zu off auf die Probe stellen. Und hör mit dem Haschisch und dem Alkohol auf. Du musst als Herrscher einen klaren Kopf bewahren.«
    Grigorij strahlte sie an und küsste sie nochmals. »Danke! Und mit Glück hat es nichts zu tun. Meine Hellseherei wird mich schützen.« Er küsste ihren Bauch, dann stürmte er hinaus, zog sich in aller Eile an und warf sich den Mantel über. Zar! Er war gespannt, welche Aufgaben auf ihn warteten. Ich werde Russland in deinem Sinne leiten, Mutter, schwor er der Toten. Ich begehe nicht die gleichen Fehler, die Nikolaus und mein Vater begangen haben.
    Grigorij verließ Minuten darauf das Gebäude und eilte in die Luftschiffhalle. Er betrat die Gondel, wo die Mannschaft eben einrückte und die verschiedenen Stationen des Zeppelins besetzte.
    Das Erste, was er tat, als er die Brücke betrat, war, den Flachmann aus seinem Mantel zu ziehen. Er trank einen Schluck Wodka. Seine Wut und der Hass auf die Verantwortlichen des Attentats steigerten sich. Deine Mörder werden vor mir nicht sicher sein. Sie werden alle büßen. Alle! »Hoch mit der Lena«, befahl er ruppig. »Ich muss Verbrecher zur Strecke bringen.«
    Kurz darauf wurde das Luftschiff aus der Halle geschleppt. Die Motoren schalteten von Leerlauf auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher