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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd
Autoren: Rüdiger Zuber
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auf, Thanan, lass dich nicht hängen. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    Thanan schlug die Augen auf. Sein Blick ging ins Leere. Er blinzelte, die Haare an seinem ganzen Körper standen zu Berge.
    »Was hast du ...«, lallte er.
    »Ich habe dein armseliges Leben gerettet. Mal wieder. Komm, keine Zeit für Erklärungen, ich habe eine Idee.«
    »Raziah?«
    Wortlos deutete er auf den Finger, an dem weiterhin der Ring feststeckte.
    Thanan setze sich auf, funkelte den Rubin wütend an.
    »Welche Idee?«
    Garathond beugte sich zu ihm, flüsterte ihm seinen Plan ins Ohr. Thanans Gesichtsausdruck wechselte von Ärger zu Erstaunen, hin zu blanker Schadenfreude.
    »Wie viel Zeit bleibt uns?«
    »Bis morgen hat sie genug Energie regeneriert, um einen neuen Versuch zu unternehmen. Leg dich hin und schlafe ein paar Stunden, du hast es bitter nötig. Du kannst mein Bett benutzen, ich bereite derweil alles vor.«
     
     
    Der nächste Morgen begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln. Warme Sonnenstrahlen krochen über das Land und spendeten wohlige Wärme. Der intensive Duft der Blumen wehte durch das offene Fenster, Vögel zwitscherten fröhlich in den Bäumen.
    Garathond schüttelte Thanan wach.
    »Genug geschlafen, Assassine. Es ist an der Zeit, eine Königin zu töten.«
    Sofort war Thanan hellwach. Es duftete nach Rührei und frischgebackenem Brot, sein Magen knurrte laut. Hastig schlang er das Frühstück hinunter, umarmte seinen Freund zum Abschied und machte sich auf den Weg.
    »Dein Magierfreund kann dich nicht ewig beschützen. So oder so gehörst du mir«, sagte Raziah giftig. »Sobald ich genug Kraft habe …«
    Thanan ignorierte sie, was sie nur umso wütender machte.
    »Törichter Mensch, glaubst wohl, mich besiegen zu können«, ereiferte sie sich. »Ich habe Jahrtausende gewartet, da kommt es auf den einen oder anderen Tag nicht an. Bald bin ich stark genug und fresse deine Seele.«
    »Ja, ja, Raziah, mach nur«, sagte er lahm.
    »Du glaubst mir nicht? Du wirst dich winden vor Schmerz, wenn ich dich zerschmettere! Sag, wohin gehen wir?«
    »Ein Auftrag. Kannst du denn meine Gedanken nicht lesen?«
    Schweigen.
    Unbeirrt ging Thanan weiter, verschwendete keinen Gedanken an Garathonds Plan, um ihn nicht zu gefährden. Seine Füße trugen ihn ins Nobelviertel, zu einer stattlichen Villa. Eine langgezogene Auffahrt für Kutschen führte bis zum Eingang, hohe Eichen säumten den Weg wie eine Ehrengarde. Ein gepflegter Rasen umgab das Anwesen, die Hecken bildeten geometrischen Formen. Bunte Beete voller exotischer Blumen leuchteten in allen Farben der Schöpfung.
    Über allem lag die Patina des Reichtums.
    »Wo sind wir hier?«, verlangte Raziah zu wissen.
    Thanan antwortete nicht. Sollte sie ruhig zappeln, das Miststück. Der Assassine vergewisserte sich, dass ihn niemand beobachte, ging schnellen Schrittes zum Dienstboteneingang und verschaffte sich mit einem Dietrich Zutritt.
    Eine prunkvolle Halle breitete sich vor ihm aus. Teure, armdicke Teppiche lagen auf dem Boden, Ölgemälde und Trophäen zierten Wände und Schränke. Eine geschwungene Treppe aus reinem Marmor führte bis hinauf ins Obergeschoss.
    Zielsicher eilte Thanan nach oben, folgte dem langen Gang zum letzten Zimmer, einem Schlafzimmer. Er warf einen Blick durch das Schlüsselloch und trat ein.
    Vor einem Schminktisch saß eine bildschöne junge Frau, langes goldblondes Haar fiel über ihre Schulter. Sie kämmte sich mit einer perlenverzierten Bürste, summte dabei ein Lied. Ihre Stimme klang wundervoll.
    Die Stimme eines Engels.
    Thanan zog den Dolch aus seiner Tasche, ging in die Hocke und pirschte sich an.
    »Warte«, flüsterte eine Stimme in seinen Gedanken.
    Er hielt inne.
    »Was tust du?«
    Der Assassine zog sich zurück.
    »Ich führe meinen Auftrag aus und töte dieses Weibsbild da.« Er deutete auf das Mädchen, das seelenruhig die Haare kämmte.
    »Halte ein!«
    Thanan zögerte. »Warum sollte ich?«
    »Töte sie nicht, gib ihr stattdessen den Ring. Ihr Körper ist einer Königin würdig. Warum sollte ich als hässlicher kleiner Meuchelmörder wiedergeboren werden, wenn ich die Schönheit einer Göttin besitzen kann?«
    Thanan überlegte.
    »Dann kann ich meinen Kontrakt nicht erfüllen«, sagte er widerstrebend.
    »Ich werde dich großzügig entlohnen.«
    »Wie könnte ich mich auf das Wort einer verbannten Elfenkönigin verlassen?«
    »Wir gehen ein magisches Bündnis ein. Sobald du den Ring auf ihre Hand steckst, wird mein Bann über dich
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