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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz
Autoren: Ute Haese
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ihnen allerdings nicht so recht gelingen wollte. Thomas guckte nur noch peinlich berührt, Johannes hatte es den Appetit verschlagen, und Marga blickte mitleidig von einem zum anderen.
    »Bitte, Hemlokk. Ich muss mit dir sprechen.«
    Also gut, wir konnten hier schließlich nicht ewig stehen und uns anglotzen. Und wenn ich auf seine Bitte einging, würde ich unsere Freundschaft eben nicht sofort, sondern gleich draußen auf dem Flur beenden. Und zwar für immer!
    Schweigend marschierten wir in die Diele – Harry voran, ich hinterher – und schlossen sorgfältig die Tür hinter uns. Auch die Haustür zogen wir fest hinter uns ins Schloss. Bevor ich nun den Mund öffnen konnte, sagte Harry: »Mit dem Knaben stimmt etwas nicht, Hemlokk. Das riecht man drei Meilen gegen den Wind. Darf ich fragen, ob du schon wieder an einem neuen Fall dran bist?«
    Ich hatte das Gefühl, als hätte ich einen sauber gezielten Schlag auf den Solarplexus erhalten. Wumm!
    »Waas?«, gelang es mir deshalb lediglich zu krächzen.
    Harry verscheuchte ungeduldig eine imaginäre Fliege von meiner Schulter, während er gleichzeitig seine rechte Augenbraue emporschießen ließ. Das war eine blöde Marotte von ihm und zeigte an, dass ihm etwas entschieden gegen den Strich ging. »Dieser Breitschedt hat etwas zu verbergen, und ich hatte gehofft, du turtelst nur deshalb mit ihm herum, um ihn zum Reden zu bringen oder ihn in Sicherheit zu wiegen. Aber das stimmt nicht, oder?«
    »Nein«, entgegnete ich lahm.
    »Also, du meinst es tatsächlich ernst?«, fragte Harry ungläubig. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass er keineswegs schauspielerte. »Du meine Güte, Hemlokk, dann schalte umgehend dein Detektivin-Hirn ein und die verliebte Braut aus. Bei dem Typen stinkt etwas ganz gewaltig zum Himmel!«

II
     
    Exakt zwei Wochen nach diesem desaströsen Osterbrunch rumpelte der Möbelwagen mit Greta Gallwitz und Thomas die kopfsteingepflasterte Straße zum Haupthaus herunter und hielt direkt vor dessen Tür. Die Sonne schien an diesem späten Aprilvormittag, und für einen Frühlingstag im nicht gerade von mediterranen Temperaturen verwöhnten Norden Deutschlands war es angenehm warm: Satte 21 Grad Celsius hatte mein Thermometer vorhin angezeigt, und das im Halbschatten.
    Marga und ich standen wartend am Fenster ihres Wohnzimmers, weil ich angeboten hatte zu tragen und sie, den Möbelpackern mit etwas Ess- und Trinkbarem die Arme zu stärken. Sie selbst, hatte sie erklärt, sei aus dem Kisten- und Kartonschleppalter unwiderruflich raus, da beiße die Maus keinen Faden ab. Dem hatte ich nicht widersprochen.
    Ich rechnete ihr die Geste hoch an. Denn wenn man bedenkt, dass ich ihr diese Greta praktisch ins Nest gesetzt hatte, verhielt sie sich höchst nobel, fand ich. Aber Marga war eben nicht nachtragend.
    »Wie findest du ihn nun eigentlich?« Wir wussten beide, dass ich eine ehrliche Antwort hören wollte, auch wenn sie negativ ausfallen würde. Bislang hatte ich das Thema Thomas Marga gegenüber nämlich ängstlich gemieden, und sie hatte ebenfalls stramm den Mund gehalten, obwohl sie sonst, wie gesagt, regen bis regsten Anteil an meinem Liebesleben nahm. Jetzt grinste sie wie ein Faun.
    »Du meinst doch nicht zufällig den Wagen, mmh, Schätzelchen?«, witzelte sie.
    »Zufällig nicht, nein«, ging ich auf ihren scherzhaften Ton ein.
    »Also, im Ernst, vielleicht ist er ein bisschen zu brav für dich, aber sonst scheint er mir in Ordnung zu sein.«
    »Ehrlich?« Ein bisschen erleichtert war ich doch, musste ich zugeben.
    »Natürlich«, gab sie erstaunt zurück. »An dem ist nichts auszusetzen. Er riecht nicht komisch, mag dich sehr und tut dir sichtlich gut. Außerdem soll es ja durchaus Männer geben, die lernfähig und flexibel sind.«
    »Aber du kennst keinen«, interpretierte ich geschwind ihre Worte.
    Von der Wiese, die meiner Villa gegenüberlag, scholl ein asthmatisches Röhren zu uns herauf. Es klang vertraut und schön und kam von meiner Nachbarin Silvia, die zur Rasse der Schwarzbunten gehörte. Sie trug einen schlecht sitzenden Mopp zwischen den Hörnern, und wir mochten uns.
    »Nö«, gab Marga gut gelaunt zu. »Doch Zeichen und Wunder geschehen, so der Herrgott es denn will. Amen«, deklamierte sie volltönend und lachte dabei vergnügt, als Greta und Thomas irritiert zu uns heraufblickten. Ich versetzte ihr einen liebevollen Puff in die Seite. Ihre Worte bedeuteten mir viel, mehr als ich gedacht hatte. Dann sprintete ich die Treppe
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