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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold
Autoren: Novik Naomi
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sprudelte aus einer Wunde, lief dem Mann über die Wange und tropfte auf seinen Mantelärmel, und Laurence donnerte ihm seine Faust, die sich um seinen Degengriff klammerte, ins Gesicht.
    Der Mann suchte noch einmal an Laurence’ Waffenarm Halt und riss ihn mit sich, als er zu Boden rutschte, und schon setzte der französische Riese zum Angriff an. Laurence kämpfte darum, seinen Arm aus der Umklammerung zu befreien, um das von oben niedersausende Entermesser zu parieren. Die Klinge war nur ein verschwommener Schatten in der Dunkelheit, und die Rostflecke auf der Oberfläche sahen wie schwarze Löcher aus. Laurence hob den Arm hoch, um lieber ihn zu opfern, als einen solchen Hieb auf den Schädel zu bekommen, doch der Franzose sackte plötzlich zusammen und fiel mit seinem ganzen Gewicht tot auf ihn.
    Laurence rollte sich unter dem Leichnam hervor und sah zu seiner Überraschung Gong Su, der soeben ein langes Messer aus der Seite des Franzosen zog; die Klinge war so scharf, dass kaum Blut daran klebte. Das Metall glänzte bläulich und kalt und verlieh Gong Sus Gesicht eine seltsame Färbung. Über ihnen zischte es mit einem Mal – die Leuchtrakete war abgefeuert worden. Das bedeutete, dass sie auch auf der Maréchal kämpften. Die nächsten zehn Minuten würden nun über den Ausgang ihres Vorhabens entscheiden – aber vielleicht würde es nicht einmal so lange dauern. Wenn die Decks nicht auf beiden Schiffen gehalten werden konnten, wenn die Fregatten bereits alarmiert waren und man die Boote zu Wasser ließ …
    Und dann brüllte ganz unverkennbar Temeraire, und es war, als würde die Welt selbst in Stücke zerfallen. Laurence spürte, wie sogar die riesige Polonaise zu schaukeln begann, als der Ozean um sie herum aufgewühlt wurde. Über das Wasser hinweg konnte er Alarmrufe hören und ein dumpfes Klopfen wie bei einem Hagelsturm – wobei die Hagelkörner aus massivem Gestein waren und jeweils die Größe eines Männerkopfes hatten. Die Drachen warfen scheffelweise Felsstücke auf die Fregatten und zielten dabei auf die Kanonenboote, die noch auf den Gestellen vertäut lagen.
    Laurence hielt sich nicht mit dem Versuch auf zu sehen, ob sein Hieb getroffen hatte; hinter ihm wurde das Wasserfass, das den Durchgang zu den Strickleitern versperrte, mit einem Mal leichter. Offenbar hatten die Männer darunter eine Daube herausgerissen, um es leerlaufen zu lassen, damit sie es wegdrücken und so den Weg zum Deck frei machen konnten. »Halten Sie das Fass an Ort und Stelle, Wesket«, schrie Laurence einem der Matrosen zu und stellte sich so, dass er diesen vor den angreifenden Franzosen schützen konnte.
    Dann ging wieder ein Ruck durch die Polonaise , als Temeraire auf dem Deck landete. Sofort stellte er sich auf die Hinterbeine, riss die französische Fahne vom Mast und brüllte noch einmal. Selbst die meisten der englischen Matrosen warfen sich flach aufs Deck, so entsetzt waren sie von diesem Lärm. Dulcia kam herbeigeflogen; es gelang ihr, sich in der Mitte des Schiffes ziemlich wackelig neben die Backbord-Reling zu hocken und von da aus einen Franzosen nach dem anderen vom Deck zu pflücken und ins Meer zu schleudern.
    Â»Laurence!«, rief Temeraire besorgt, dann sah er ihn: ganz am anderen Ende des Schiffes in der Nähe des hinteren Niedergangs, beinahe eingekreist von Franzosen, auch wenn die meisten von ihnen im Augenblick flach auf den Planken lagen, ohne dass Temeraire den Grund dafür wusste. Er schnaubte vorwurfsvoll. So viel also zu dem Versprechen, sich zurückzuhalten und vorsichtig zu sein. »Dulcia!«, rief er dieser zu. »Kannst du bitte Laurence helfen? Ich muss wieder in die Luft, denn da sind noch vier Fregatten, um die wir uns kümmern müssen.«
    Â»Ja, das werde ich tun. Ist Chenery auch hier?«, schrie sie zurück, während sie pflichtschuldigst einen Satz über das Deck machte und sich mit den Zähnen einige der Männer griff und über Bord warf, die sich gerade wieder erhoben hatten und nun auf Laurence hatten losgehen wollen.
    Â»Ja, er ist da oben in der Takelage«, sagte Temeraire, nachdem er sich rasch umgeschaut hatte. »Soll ich ihn zu dir bringen?«
    Â»He, ich kann ja wohl ohne Hilfe über ein Schiffsdeck laufen«, rief Chenery, hob den Blick und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Könntest du diese Fußangeln nehmen und
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