Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
herausgebildet hatte. „Entscheide, dich, Brajdyr! Wenn du zögerst, wird es kein neues Schicksal mehr geben ...“
     
     
    12. Kapitel
    Das Muster des Schicksals
     
    Brajdyr veränderte seine Gestalt in immer rascherer Folge, sodass ein menschliches Auge die einzelnen Verwandlungen kaum noch wahrzunehmen vermochte.
    Rajin trat ein paar Schritte auf ihn zu, und abermals übernahm Komrodors Geist die Kontrolle und ließ ihn rufen: „Es gibt nur eine einzige Gestalt, in der dir die Weber gehorchen werden!“
    Die Geschwindigkeit der Verwandlung nahm noch zu und wurde so rasend, dass nur noch eine dunkle Säule aus wirbelnden Gliedern und Formen zu sehen war. Daraus allerdings formte sich dann mehr und mehr eine feste, beständige Gestalt. Sie nahm verschiedene, klar voneinander zu unterscheidende Farbtöne an, und auch die Konturen verfestigten sich, und schließlich stand ein nahezu perfektes Ebenbild Groenjyrs vor Rajin und Kallfaer; der einzige Unterschied zum Gott des Schicksals war, dass dieser Groenjyr nicht ein bisschen schwankte und sein Blick vollkommen klar war.
    „Dies ist die Gestalt, für die ich mich entschieden habe“, sagte Brajdyr. „Denn es ist die einzige, die mit ermöglicht, was nun getan werden muss!“
    Und dann stieß der Riese einen Pfiff aus, so wie Groenjyr es über Ewigkeiten hinweg getan hatte, um die Webergesellen zu rufen. Scheu kamen sie von allen Seiten heran, und Brajdyr sandte einen Strom von Gedanken aus, der sie genauestens anwies, was sie zu tun hatten. In seiner versteinerten Form hatte er innerhalb vieler Zeitalter oft genug miterlebt, wie Groenjyr mit den Webern verfahren war, und so war ihm der Umgang mit ihnen geradezu vertraut.
    Von überall her setzten sich Weberkolonnen in Bewegung, und auch die Trägergesellen gruben sich wieder aus dem Erdreich, in das sie sich verkrochen hatten.
    Die feinen Greifer an den Weberbeinen, die äonenlang die beseelten Fäden zum Teppich des Schicksals verwoben hatten, begannen nun damit, diese wieder aufzutrennen.
    „Schneller!“, dröhnte die Stimme Brajdyrs. „Arbeitet schneller!“
    Und die Weber folgten seiner Anweisung, und das mit einer Schnelligkeit und einem Arbeitseifer, die Rajin und Kallfaer staunen ließen.
    „Sieh nur!“, rief Kallfaer und deutete zum grünlich schimmernden Horizont, wo der so fern gewordene Blutmond wieder ein ganzes Stück größer wurde und seine weiße Eiskappe zu schrumpfen begann. Dann zeigten sich flimmernde Lichtblitze am Himmel, und mit atemberaubender Geschwindigkeit bewegten sich dort die Gestirne, wie von unsichtbarer Hand gezogen. Manch ferner Stern erschien auf einmal wie eine sich in die Länge ziehende Schliere aus purem Licht, die Sonne und die verglühende Drachenerde gingen innerhalb von Augenblicken auf und wieder unter und zogen dabei entgegengesetzt zu ihrer normalen Richtung über das Firmament des Jademonds.
    Die Glut, welche die Drachenerde durchdrungen hatte, schien abzukühlen, und der Dampf der verkochenden Ozeane regnete hinab auf das nackte Gestein, das einst der Meeresgrund gewesen war und dies nun wieder wurde. Sogar der Schneemond quoll aus dem Krater, in den er eingeschlagen war.
    Immer schneller gingen die Veränderungen vonstatten, und ebenso steigerten die Webergesellen noch einmal ihre Arbeitsgeschwindigkeit. Ein Gewirr aus beseelten Fäden bedeckte bereits den Boden über mehr als eine Meile, und all die käferartigen Träger, die sich in das Gewebe des Teppichs eingehakt hatten, um ihn den Köhlern entgegenzuziehen, irrten ziemlich verwirrt über die mehr als ackergroßen Stücke, wo der Teppich bereits völlig aufgelöst war.
    „Ich hoffe nur, dass aus all dem Chaos etwas Besseres wird als das, was wir hatten“, meinte Kallfaer.
    „Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, erklärte Rajin.
    „Da hast du wohl recht.“ Kallfaer trat an ihn heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das Verhängnis mag mit dir seinen Anfang genommen haben, aber man kann dir zumindest nicht vorwerfen, dass du nicht alles getan hättest, um es wieder gutzumachen.“
    Rajin wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment durchdrang ein vertrauter dröhnender Ruf das mittlerweile gleichmäßig gewordene Zirpen der Webergesellen. Ghuurrhaan näherte sich vom Horizont her, und Rajin spürte schon aus der Ferne, wie aufgewühlt der Drache war.
    Er flog langsam, und eines seiner Beine war in einem unnatürlichen Winkel abgeknickt; offenbar war es gebrochen.
    Nun aber sah Ghuurrhaan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher