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Drachenehre

Drachenehre

Titel: Drachenehre
Autoren: Malin Wolf
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versorgten. Er wollte ihr folgen. Mit ihr zusammen in die nächste Welt gehen. Doch sie wieder mit ihrer verdammten Hellsicht und ihrem unumstößlichen Glauben.
    'Du hast deine Aufgabe noch nicht erfüllt, mein Augenstern.'
    Wie sehr er diesen Satz doch zu hassen gelernt hat. Jede Nacht hört er ihre liebliche Stimme in seinen Träumen. Jede Nacht schreckt er hoch und hofft, aus seinem Albtraum zu erwachen. Und jede Nacht muss er erkennen, dass sein Leben der Alp ist, der ihn drückt. Längst hat er aufgehört, die Jahre zu zählen. Er erinnert sich kaum an die Jahrhunderte, die er ohne sie verbringen musste. Seltsam nebulös sind sie an ihm vorbei gezogen. Schnell und doch quälend langsam. Laut und doch wie in Watte gehüllt. Aber nun keimt so etwas wie Hoffnung in seiner kalten, leeren Brust. Vielleicht … vielleicht kommt jetzt der Moment, wo er seine Aufgabe findet und erfüllen kann. Und danach wird er ihr endlich folgen dürfen …
     
    Energisch wendet er sich seiner Arbeit zu. Norwegen. Ja, Norwegen ist gut. Zwischen Oslo und Bergen findet er eine einsame Jagdhütte in einer abgelegenen Bergregion, die es seinem Herrscherpaar ermöglichen sollte, unbeobachtet zu trainieren. Trainieren …
    Was zur Hölle, will Sirr mit ihr trainieren?
    Auf jeden Fall etwas, das schwer umweltschädigend zu sein scheint. Und was war das nur mit diesen Medusenaugen? Ob Sirr …? Nein. So mächtig kann er in den letzten Jahrhunderten nicht geworden sein. Das wäre ihm nicht entgangen. Wenn das ein Teil seiner und des GoldDrachens Magie gewesen wäre, hätte er es nicht als so bedrohlich empfunden. Und Feuer war bisher nicht Dáhabteńiens bevorzugte Waffe.
    Was zur Hölle, ist da nur los?
     
    Einige knappe Telefonate später hat er alles zu seiner Zufriedenheit geklärt. Ein böses Grinsen huscht über sein Gesicht. Er hat sich die Freiheit herausgenommen und ein wenig umdisponiert. Eine Schauspielerin aus dem Hause ta'Marduk wird ab sofort den Platz von Ariane Rosenthal in der Klinik einnehmen und perfekt die Rolle des unwissenden Menschenmädchen spielen, um die Göre des Rates möglichst lange dort aufzuhalten. Er hat dafür gesorgt, dass die Statistin den höchsten VIP-Status und drei Bodyguards bekommt, damit sie Tag und Nacht vor jedem neugierigen Blick und jeder versuchten Kontaktaufnahme abgeschirmt werden kann. Und während die Göre vergeblich versucht, sich den Weg zu der vermeintlichen Herrin des Hauses ta'Marduk zu erschleichen, wird diese weit weg in den einsamen, schneebedeckten Bergen Norwegens sein. Den Wagen der Herrin wird er selber nach Berlin fahren. So kann er gleich einen technischen Praxischeck machen und prüfen, ob man ihn nicht ein wenig aufmotzen kann. Wär' doch gelacht, wenn er aus dem Käfer nicht eine Mischung aus Panzer und Rennwagen basteln könnte. Dann kann sie ihn weiterhin fahren und Sirr wäre beruhigt. Er macht sich nichts vor. Sirrusch wird genau so viel Angst um seine Gefährtin haben, wie er damals um Tahnee. Denn unsterblich zu sein bedeutet nicht, nicht getötet werden zu können. Und gerade eine weibliche Unsterbliche ohne eigenen Drachen ist unendlich gefährdet. Er weiß nicht warum, aber Frauen sind deutlich sorgloser und unachtsamer gegenüber eventuellen Gefahren als die Mitglieder der Kriegerkasten. Wer seinen eigenen Tod nicht ständig vor Augen hat und dann auch noch ein argloses Gemüt wie seine Tahnee besitzt, der tanzt sein Leben sprichwörtlich auf dem Rand des Vulkans. Und so hat seine Geliebte ihr Leben riskiert und verloren, um ein armseliges Menschenkind vor der Lava zu retten. Das Kind überlebte, doch ihr wunderschöner Körper war bis zum Herzen verbrannt und konnte sich nicht mehr selber heilen. Drei lange Tage und Nächte lag sie in seinen Armen, während er hilflos mit ansehen musste, wie das Licht in ihren Augen erlosch. Wie sie unter unerträglichen Schmerzen um jeden Atemzug gekämpft hat, weil sie ihn nicht verlassen wollte. Seitdem hat er nur noch einen Wunsch, einen Gedanken, der sein Leben beherrscht. Bald, Geliebte! Bald …

 
    D as leise Klopfen seines Handys meldet ihm den Eingang einer SMS. Widerwillig löst er einen Arm von Ari und überfliegt kurz den Text.
    „Liebste? Wir müssen los. Takere hat mir die Route nach Norwegen geschickt und wird sich um alles andere kümmern.“
    „Lass mich raten. Da ich ja jetzt nicht mehr in die Klinik zurück darf, muss ich mir von dir neue Klamotten kaufen lassen. Und die sind alle mindestens aus Gold
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