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Drachenehre

Drachenehre

Titel: Drachenehre
Autoren: Malin Wolf
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Tatjana.
    „Und dir, meine Liebe, würde ich raten sehr, sehr vorsichtig zu sein! Nicht, dass du den Bonus, den du dir hier erarbeitest, gleich wieder zum Tilgen deiner Unverschämtheiten benutzen musst!“
    „Ach? Ich krieg 'nen Bonus? Gut zu wissen. Dann darfst du mein armes Autochen gerne weiter beschimpfen, nachdem es dich so zuverlässig und sicher hierher gebracht hat.“
    Vorlautes, kleines Luder. Aber sie ist nicht auf den Mund gefallen. Genau das war der Grund, warum er sie ausgewählt hat. Das und ihre wirklich exzellenten schauspielerischen Fähigkeiten. Glücklicherweise passt sie von Statur und Größe ungefähr auf die Angaben, die Sirrusch ihm zu Ari gemacht hat. Und als echte, weißblonde Russin war es ihr nicht schwer gefallen, ihre Haare in Aris rote Lockenmähne zu verwandeln.
    „Okay. Du verhältst dich wie besprochen. Keinen Kontakt zu dem Gör. Es wird die sein, die am hartnäckigsten versuchen wird, dir über den Weg zu laufen. Sie hat normalerweise lange, dunkelbraune Locken und blau-graue Augen. Kann sein, dass sie sich ein anderes Aussehen verpasst hat. Sieh zu, dass du sie so lange wie möglich hier festhältst. Wenn Probleme auftauchen, rufst du mich umgehend an. Egal zu welcher Uhrzeit. Sonst noch Fragen?“
    „Ne. Ist schon alles klar, Chef. Lass mal Tatjana machen.“
    „Ab jetzt Ariane Rosenthal.“
    „Ja, ja. Ab jetzt gebe ich dir die perfekte kleine Kranke. Kein Problem.“
    Und vor seinen Augen beginnt sie nicht mehr ganz so strahlend, nicht mehr ganz so unmenschlich schön auszusehen. Das Mädel hat es echt drauf. Er sollte das mal im Hinterkopf behalten. Vielleicht kann er ihr den Weg aus dem Puff in eine Schauspielkarriere ebnen. Vorausgesetzt, sie erledigt ihren Job hier zu seiner Zufriedenheit.
    „Ich hab mir überlegt, es wäre authentischer, wenn du Arianes … also meine Sachen, hier lassen würdest. Ich bringe sie dann mit, wenn ich abreise. Okay?“
    „Gut. Die Jungs sind bereits seit heute Morgen dabei, ihre Bude leer zu räumen. Wir lagern die Sachen in der hinteren Garage ein. Stell ihre Koffer von hier dann einfach mit dazu, wenn du zurück bist.“
    „Geht klar, Chef.“
    „Die Klinikleitung ist informiert und ich hoffe die Angestellten halten dicht. Bei der Kohle, die wir rüberwachsen lassen, sollten sie sich keine Versprecher leisten. Wenn dir was auffallen sollte, hast du die Erlaubnis einzuschreiten. Okay. Dann zieh ab und mach einen ordentlichen Job.“
    „Oui, mon Capitan!“
    Genervt verdreht er die Augen. Weiber!
     
    Er schaut ihr kurz nach, wie sie hüftschwingend und von ihren Bodyguards flankiert mit einem kleinen Rucksack in der Hand zum Eingang schlendert. Noch einmal wirft er einen mürrischen Blick auf die Dreckskarre mit den nagelneuen Kennzeichen. Vor der Abfahrt aus Berlin hat er sie mit reichlich Dreck beschmiert, damit es nicht so auffällt, wie neu sie sind. Frisch aus der hauseigenen Druckerpresse, um genau zu sein. Denn es würde schon recht unglaubwürdig wirken, wenn diese Ariane Rosenthal plötzlich mit einem Berliner Kennzeichen unterwegs ist. Wo sie doch selbst aus Kiel kommt. Also macht er sich dann jetzt mal besser auf die Suche nach dem echten Wagen der echten Ariane. Was nur durch die Größe und Weitläufigkeit des Parkplatzes leicht erschwert wird. Denn natürlich steht nur ein alter, dunkelgrüner VW Käfer 1303 S mit Kieler Kennzeichen auf dem Platz. Nachdenklich umrundet er den Wagen. Von außen sieht er gut gepflegt aus. Kleinere Dellen und Kratzer sind von Hand und mit einem Lackstift liebevoll aber unprofessionell ausgebessert worden. Sanft streichen seine großen Hände über den sonnenwarmen Lack.
    „Na, Morpheus? Dann wollen wir doch mal schauen, wie es unter deiner Motorhaube so aussieht.“
    Mit einem schnellen, geübten Handgriff hat er die Fahrertür geknackt und den Hebel für die Motorhaube gezogen. Doch was er dann sieht, kann er kaum fassen. Alle Teile sind noch Original und ohne größere Verschleißerscheinungen. Ein wunderschönes, vierzig Jahre altes Schmuckstück. Kein Wunder, dass seine Herrin durch die Decke gestartet ist, als Sirrusch von einem möglichen Verkauf gesprochen hat. Niemand, der auf Oldies steht und halbwegs bei Verstand ist, würde so einen Wagen aus den Händen geben! Es juckt ihn schon in den Fingern, Morpheus Stück für Stück auseinander zu nehmen, um ihn generalüberholt und auf maximale Leistung getuned, neu lackiert und auf Hochglanz poliert an seine Herrin zu übergeben.
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