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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Oberarzt. Ich betrachte es als eine Auszeichnung.«
    Erika blieb an der Tür stehen und sah ihm nach, wie er die Treppe zur Unfallstation hinabging. Die Stationsschwester kam mit einem Tablett aus der Teeküche. Über ihr Gesicht zog ein mildes Lächeln.
    »Ein herrlicher Mann, was?« sagte sie leise. Erika zuckte zusammen wie eine ertappte Diebin. »Halten Sie Ihr Herz ganz fest, Fräulein Doktor. Er wird bald die Tochter des Chefs heiraten.«
    Erika fror plötzlich. »Die Tochter von Rahtenau? Wirklich?« Ihre Stimme war tonlos.
    »Alle in der Klinik warten auf die Verlobungsmeldung. Das Mädchen vom Chef hat versprochen, gleich anzurufen, wenn es soweit ist …«
    Erika senkte den Kopf und ging auf ihr Zimmer. Eine dumme Gans bin ich, dachte sie. Natürlich die Tochter des Chefs. Warum tut das so weh?
    Professor Rahtenau thronte hinter einem Stapel von Krankenblättern und Röntgenbildern, als Bornholm eintrat.
    »Herr Bornholm«, sagte er, »ich habe Sie vermißt. Auf meinem Terminkalender steht: Durchsprache Operationsplan mit OI. 10 Uhr.«
    »Ich bin erst kurz vor 11 Uhr aus den Bergen zurückgekommen, Herr Professor.«
    »Das habe ich gehört. Vielleicht geben Sie mir die genaue Adresse Ihrer geheimnisvollen Baude bekannt? Dann kann ich in Zukunft zu Ihnen hinauskommen und die Klinikangelegenheiten durchsprechen. Mir macht das gar nichts aus.« Es sollte spöttisch klingen, aber Rahtenaus Stimme war so scharf, daß der Spott zu einer Anklage wurde. Bornholm verbeugte sich leicht.
    »Ich hatte versäumt, mich zu entschuldigen. Ich hole es hiermit nach, Herr Professor.«
    »Das müssen Sie jemand anderem sagen, Bornholm. Petra hat sich bei mir beschwert. Sie hatten eine Verabredung mit meiner Tochter, gestern abend. Im Parkhaus. Ganz abgesehen davon, daß ich zum erstenmal höre, daß Sie sich mit meiner Tochter treffen – ich finde es wenig schmeichelhaft, daß Sie Petra einfach sitzenlassen. Sie hat über eine Stunde gewartet!«
    »Mein Gott!« Bornholm war ehrlich verlegen. »Ich gestehe, daß ich …«
    »Geständnisse sind woanders abzugeben!« Professor Rahtenau lächelte schwach. »Seit wann kennen Sie meine Tochter? Und warum erfahre ich das erst durch Ihre Vergeßlichkeit? Warum diese Heimlichkeit? Herr Bornholm – ich bin jetzt nicht Ihr Klinikchef, sondern nur der Vater von Petra. Ich bitte um Ihre Erklärung!«
    Bornholm nickte. Die Peinlichkeit der Lage machte ihn unsicher. Daß er eine Verabredung mit Petra vergessen konnte, war mehr als nur eine Beleidigung der Tochter Rahtenaus. Es war ein Riß in einem wohldurchdachten Gebäude, den er sofort beheben mußte.
    »Ich kenne Ihr Fräulein Tochter seit einem halben Jahr.«
    »Was?« Rahtenau setzte sich mit durchgedrücktem Rücken auf. »Und das erfahre ich erst jetzt? Eine ganz klare Frage, Bornholm: Lieben Sie meine Tochter?«
    »Diese Frage ist etwas direkt, Herr Professor!« Dr. Alf Bornholm war sichtlich verlegen. Er dachte an Petra Rahtenau, die Tochter des Chefs. Gewiß, ein nettes, schlankes, blondes Mädchen mit einem runden Gesicht und Kulleraugen, etwas exaltiert und mit den Manieren eines Mädchens, das in einem sorgenfreien Haus aufgewachsen war. Sie war weder hübsch noch alltäglich, weder klug noch affig, weder versnobt noch hausbacken … sie war eigentlich von allem etwas, eine Mischung aller Eigenschaften, die man umfassend mit ›modern‹ bezeichnet. Und außerdem war sie die einzige Tochter des Ordinarius für Chirurgie. Das war für Alf Bornholm in erster Linie maßgebend. Aber Liebe? Alf Bornholm sah Professor Rahtenau etwas verlegen an.
    »Um Ihre Frage klar mit einem Ja beantworten zu können, müßte ich mir über die Gefühle Ihrer Tochter klar sein, Herr Professor. Das ist aber nicht der Fall. Wir sind gute Freunde, wenn man so sagen darf. Es ist zwischen uns nie ein Wort über tiefere Gefühle gefallen, und ich versichere …«
    »Schon gut!« Professor Rahtenau winkte ab. »Meine Tochter war jedenfalls sehr böse! Was sie alles gesagt hat, möchte ich nicht wiederholen.« Er winkte wieder zu dem Sessel hin. Bornholm setzte sich.
    »Ein ehrliches Wort, Herr Bornholm: Haben Sie feste Absichten mit Petra?«
    »Ja, Herr Professor.«
    »Das freut mich!« Es klang ehrlich. »Sie wissen, ich schätze Sie als guten Chirurgen, und Ihre Habilitierung war ein kleines Glanzstück. Wenn jetzt noch eine familiäre Bindung hinzukommt, bin ich sehr glücklich darüber.«
    »Ich habe mit Petra noch nicht darüber …«
    »Ich weiß,
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