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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unzähliger Menschen bedeuten, die heute noch an zu großem Blutverlust starben.
    Als die Flüssigkeitsmenge der des abgelaufenen Blutes entsprach, schloß Bornholm den Regulierhahn und stellte die Maschine ab. Er entfernte die Hohlnadel aus der Oberschenkelvene und regte die Herztätigkeit zusätzlich durch eine Injektion direkt in den Herzmuskel an. Dann nickte er dem alten Wärter zu. Das Äffchen wurde vom Marmortisch geschnallt, und der Nachtwächter schlurfte mit ihm wieder hinaus zu den Ställen. Dort wurde der Affe in einen besonderen, sauberen und gewärmten Käfig gelegt, in den man reinen Sauerstoff leitete. Ein Sauerstoffzelt im kleinen.
    Dr. Bornholm zog seine Gummihandschuhe aus und warf sie weg. »Wir müssen jetzt einige Tage warten, ob sich vom Körper aus neues Blut bildet und meine Flüssigkeit dadurch abgebaut wird.«
    »Es ist phantastisch«, sagte Erika Werner ehrlich.
    »Es ist noch ein Tasten im dunkeln, liebe Kollegin. Wir stehen erst am Anfang. Was man bei Ratten, Meerschweinchen und Affen tun kann, gilt noch lange nicht für den Menschen! Aber in all der Dunkelheit haben wir jetzt einen Weg gefunden. Ob er ans Ziel führt … das wird sich zeigen! Wollen Sie mithelfen auf dieser Suche?«
    »Ja!« rief Erika Werner.
    Das Telefon schrillte. Bornholm nahm den Hörer ab und winkte Erika Werner zu.
    »Für Sie, Kollegin! Auf Ihrer Station ist ein Neueingang. Sie werden gebraucht.«
    Er sah ihr nach, wie sie über die Wiese des Klinikgartens lief, eine schlanke, biegsame, jugendfrische Gestalt mit langen Beinen. Plötzlich wußte er, daß es nicht nur ein medizinisches Interesse war, das ihm Erika Werner zu seiner Mitarbeiterin werden ließ. Er empfand etwas wie Ungeduld und Begehrlichkeit, den überaus starken Drang, sie in seine Arme zu nehmen und zu küssen, ihren Körper zu streicheln und die Wärme ihrer glatten Haut an seiner Haut zu spüren.
    Dr. Bornholm nagte an der Unterlippe, als der Tierwärter zurückkehrte.
    »Koko ist aufgewacht«, sagte er. »Aber er erkennt noch nichts.«
    »Herztätigkeit?«
    »Fast normal.«
    Dr. Bornholm wartete, bis er Erika Werner nicht mehr sehen konnte. Es wäre Dummheit, so weiter zu denken, sagte er sich. Ich werde Petra Rahtenau heiraten und einmal Professor sein. Vielleicht werde ich einmal sogar Ordinarius sein. Der Alte wird dafür sorgen.
    Noch heute abend werde ich mit Petra sprechen.
    Im Garten der Villa Rahtenau brannten einige Lampions. Über die Terrasse klang ein langsamer Walzer hinaus in die fahle Dunkelheit und flatterte durch die Buschgruppen und Rosenbeete.
    Dr. Bornholm und Petra Rahtenau standen an den Stamm einer dicken Kastanie gelehnt, im Schatten der tief herabhängenden Zweige, und sahen hinüber zu den geöffneten Terrassentüren. Die Mehrzahl der Gäste saß in den tiefen Sesseln um den Kamin und trank Wein. Zwei oder drei Paare glitten im Takt der Musik tanzend an den Fenstern vorbei, schemenhaft, wie japanische Schattentheater-Bilder.
    »Man wird uns vermissen«, sagte Bornholm und legte gleichzeitig seinen Arm um Petras Schulter. Die Berührung durchfuhr sie wie Feuer, und sie kroch in sich zusammen vor dieser Hitze.
    »Vater erzählt aus seiner Studentenzeit in Marburg und Heidelberg. Da vermißt er keinen. Außerdem ist es mir zu heiß im Zimmer. Und dann wollte ich mit dir reden.«
    »So ernst auf einmal?« Er beugte sich über sie und küßte sie auf die Augen. Einen Moment lang war sie versucht, die Arme um seinen Nacken zu werfen und wie vorhin nur in der Liebe zu leben, dann aber besann sie sich auf das, was sie sagen wollte. Sie drückte die Hände gegen seine breite Brust und stemmte sich von ihm ab.
    »Vater hat mit dir gesprochen?«
    »Ja.«
    »Was hat er gefragt?«
    »Wie lange wir uns kennen, ob wir miteinander klar seien, wie wir zueinander stehen …«
    »Und was hast du geantwortet?«
    »Ich habe mit Eleganz versucht, ihm zu erklären …«
    »Natürlich! Mit Eleganz!« Sie legte ihre schmale Hand auf seinen Mund, als er weitersprechen wollte. »Er hat mir die gleichen Fragen gestellt …«
    »Und was hast du geantwortet …?«
    »Die Wahrheit! Daß ich mit dir dreimal in der Berghütte war, daß wir uns lieben, daß alles zwischen uns klar ist, daß wir …«
    »Das hast du erzählt? Mein Gott!« Bornholm strich sich über das Gesicht. »Wie stehe ich jetzt da?! Ich habe alles so hingestellt, als sei zwischen uns nur eine Freundschaft, aus der erst etwas werden müsse …«
    »Darum will ich mit dir sprechen,
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