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Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung
Autoren: Anne Roquelaure
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hatten. Hätte ich nur genau
hingeschaut, ich hätte sehen können, dass ihr Herz keine Ketten trug. Doch was
war die besondere Qualität meines Lebens gewesen in den Hallen des Schlosses? Mein
Herz trug Ketten. Aber was war das Wesentliche, der Kern meiner Knechtschaft gewesen?
Ich war ein Prinz und - obschon verurteilt zu dienen - ein hochwohlgeborenes
Wesen, auf Zeit seiner Privilegien beraubt und gezwungen, sich einzigartigen
und schweren Prüfungen seines Körpers und seiner Seele zu unterziehen. Ja, das
war das Gesetz der Erniedrigung: dass ich wiederprivilegiert sein würde, nachdem
es zu Ende war, wieder denen ebenbürtig, die mich jetzt strengstens für jedes
noch so kleine Anzeichen des Willens oder Stolzes bestraften und meine
Nacktheit genossen. Niemals war mir dies klarer als in den Momenten, da Prinzen
aus anderen Ländern zu Besuch kamen und sich über die Sitte wunderten, königliche
Lustsklaven zu halten. Wie es mich beschämt hatte, diesen Gästen vorgeführt zu werden!
    „Doch wie bekommt man sie dazu zu dienen?“ so fragten jene, halb
erstaunt, halb entzückt.
    Man wusste nie, ob sie sich danach sehnten, zu dienen oder
zu befehlen. Tragen alle Lebewesen diese beiden sich widersprechenden
Eigenschaften in sich? Die unvermeidliche Antwort auf ihre schüchternen Fragen
war eine bloße Demonstration unserer guten Schulung. Und so mussten wir vor
ihnen knien, ihnen unsere nackten Geschlechter hinhalten, damit sie sie
peitschen konnten.
    „Es ist ein Spiel der Lust“, antwortete meine Herrin dann. „Und
dieser Laurent, ein wohlerzogener Prinz, amüsiert mich besonders. Eines Tages
wird er ein großes Königreich regieren.“
    Sie kniff in meine Brustwarzen, nahm dann meine Hoden und
meinen Schwanz in ihre Hand, um sie den belustigten Gästen zu präsentieren.
    „Und dennoch - warum kämpft er nicht, setzt sich nicht zur
Wehr?“ fragte der Besucher.
    „Bedenke“, entgegnete meine Herrin darauf, „er ist so
ziemlich aller Merkmale der Macht entledigt. Er ist hier, um zu lernen, sein
Fleisch und seine Lust in den Dienst eines anderen zustellen. Jeder, der nackt,
schutzlos und sorgfältig unterjocht ist, würde wohl eher dienen, als es zu
riskieren, die ganze Skala weiterer schmachvoller Belehrungen durchlaufen zu müssen.“
    Welcher Besucher hatte da nicht schon vor Einbruch der Nacht
um einen eigenen Sklaven gebeten? Zitternd und mit hochrotem Gesicht war ich
gekrochen, um vielen unvertrauten, ungeübten Stimmen zu gehorchen, die mir
Befehle erteilten. Und jene waren Lords, die ich eines Tages an meinem eigenen
Hofe empfangen sollte. Würden wir uns dann an diese Momente erinnern? Würde es irgendjemand
wagen, sie zu erwähnen? Und so erging es allen nackten Prinzen und
Prinzessinnen des Schlosses.
    „Ich denke, Laurent wird wenigstens noch weitere drei Jahre
dienen“, verkündete Lady Elvira blasiert. Wie unnahbar sie war- ewig gelangweilt
und abgelenkt.
    „Aber die Königin allein fällt diese Entscheidungen. Ich
werde weinen, wenn er geht. ich denke, es ist wohl seine Größe, die mich am
meisten verlockt. Er ist größer als die anderen, grobknochiger, aber sein
Gesicht ist edel.“
    Sie schnappte mit den Fingern, damit ich näher kam, und fuhr
mir dann mit ihrem Daumen über die Wange.
    „Und sein Geschlecht“, sagte sie, „ist besonders dick, aber
nicht zu lang. Das ist wichtig. Wie die kleinen Prinzessinnen unter ihm wimmern.
Ich muss einfach einen starken Prinzen haben. Sag mir, Laurent, wie könnte ich
dich mit einer neuen Art bestrafen, mit etwas, an das ich vielleicht noch nicht
gedacht habe?“
    Ja, ein starker Prinz, für begrenzte Zeit in Unterjochung, der
Sohn eines Monarchen, mit all seinen Fähigkeiten bei der Sache und an diesen
Ort gesandt, um ein Schüler der Lust und der Pein zu sein. Doch den Zorn des
Hofes auf sich zu ziehen und dafür in das Dorf geschickt zu werden? Das war ein
völlig anderes Martyrium und eines, das ich kaum erfahren hatte, obschon das, was
ich kennenlernen sollte, wohl die Quintessenz von allem anderen war. Nur zwei
Tage bevor mich die Häscher des Sultans gefangen nahmen, war ich meiner Herrin Elvira
und dem Schloss entflohen. Und ich weiß nicht, warum ich es tat. Sicher, ich
verehrte meine Herrin. Ich betete sie an. Ohne Zweifel tat ich das.
    Ich bewunderte ihre gebieterische Art, ihr endloses
Schweigen. Und nur durch eines hätte sie mich noch mehrbefriedigen können -
wenn sie selbst mich öfter gepeitscht hätte, anstatt es anderen
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