Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung
Autoren: Anne Roquelaure
Vom Netzwerk:
dass er das tut? “
fragte sie aufgeregt. Ihr Lächeln wurde auf charmante Weise verführerisch. Diese
nassen Lippen und vortrefflichen Zähne. „Dann müssen wir einen Weg finden, uns
von den übrigen abzuheben, Laurent.“
    Sie stützte ihr Kinn auf eine
Hand. „Ich möchte nicht lediglich eine unter tausend leidenden kleinen Prinzen
und Prinzessinnen sein. Wir müssen zusehen, dass der Sultan erfährt, wer wir sind.“
    „Gefährliche Gedanken, meine
Liebe“, sagte ich, „wenn wir weder selbst sprechen noch angesprochen werden
dürfen, wenn wir als einfache kleine Bestien verhätschelt oder bestraft werden.“
    „Wir werden schon einen Weg
finden, Laurent“, sagte sie mit einem schelmischen Zwinkern. „Nichts zuvor hat
dir Furcht eingeflößt, nicht wahr? Du bist weggelaufen, nur um zu sehen, wie es
ist, wenn du gefangen wirst. Oder stimmt das etwa nicht?“
    „Du urteilst zu voreilig, Elena“,
sagte ich. „Woher willst du wissen, dass ich nicht aus Furcht fortlief?“
    „Ich weiß es eben. Niemand ist
jemals vom Schloss der Königin aus Furcht geflohen. Stets geschieht es im
Geiste des Abenteuers. Ich tat es selber, musst du wissen. Und deshalb wurde ich
ins Dorf verbannt.“
    „Und war es das wert, meine
Liebe? “ fragte ich.
    Oh, wenn ich sie nur küssen
könnte, wenn ihre Hitzköpfigkeit sich in meinen Mund ergießen würde, wenn ich
ihre kleinen Brustwarzen kneifen könnte. Es war eine große Ungerechtigkeit, dass
ich ihr während unserer Tage im Schloss niemals hatte nahe sein können.
    „Ja, das war es wert“, sagte
Elena nachdenklich.
    Als der Sklavenraub passierte, war
sie bereits ein Jahr im Dorf als Sklavin auf dem Gut des Bürgermeisters, arbeitete
in seinen Gärten auf dem Land, rupfte mit den Zähnen, auf Händen und Knien, Unkraut
aus dem Gras; und der Gärtner, ein untersetzter, strenger Mann, war nie ohne
Peitsche in seiner Hand.
    „Ich war bereit für etwas Neues“,
sagte sie und drehte sich auf den Rücken, ließ ihre Beine auseinandergleiten, so
wie sie es immer tat.
    Ich konnte nicht aufhören, auf
das dichte braune Haarunter dem gewobenen Schutz aus Gold zu starren.
    „Und dann kamen die Soldaten
des Sultans -fast als hätte ich sie mit meinen Gedanken herbeigerufen. Denk
daran, Laurent, wir müssen etwas tun, um uns von den anderen abzuheben.“
    Ich lachte still in mich hinein.
Mir gefiel ihre Art. Ich mochte sie alle - Tristan, eine betörende Mischung aus
Stärke und Not, der sein Leiden still ertrug; Dimitri und Rosalinde, beide
reumütig, als ob sie geborene Sklaven wären und nicht von königlicher
Abstammung. Dimitri konnte seinen Aufruhr und seine Lust nicht beherrschen, konnte
nicht stillhalten, wenn er bestraft oder benutzt wurde, obgleich seine Seele
von nichts anderem erfüllt war, als von hohen Gedanken an Liebe und
Unterwerfung.
    Während der kurzen Zeit seiner
Verdammung hatte er, an den Pranger auf dem Platz der Öffentlichen Bestrafung
gebunden, auf seine Auspeitschungen auf dem Drehsockel gewartet. Und auch
Rosalinde konnte keinen Anflug von Beherrschung erkennen lassen, wenn sie nicht
fest und eng gefesselt war. Beide hatten gehofft, das Dorf würde ihre Ängste hinwegspülen
und ihnen erlauben, mit der Eleganz und Vollkommenheit zu dienen, die sie an anderen
so sehr bewunderten. Was Dornröschen betraf, so war sie neben Elena die
bezauberndste und ungewöhnlichste Sklavin. Sie erschien kalt, aber
unbestreitbar süß, nachdenklich und aufrührerisch. Ab und zu sah ich, wie sie
mich in dunkler Nacht durch die Gitterstäbe hindurch anstarrte mit einem
verwirrten Ausdruck auf ihrem Gesicht und schnell lächelte, wenn ich sie ansah.
    Wenn Tristan weinte, verteidigte
sie ihn sanft: „Er liebte seinen Herrn.“
    Und sie zuckte mit den Achseln,
als fände sie es traurig und gleichermaßen unverständlich.
    „Und was ist mit dir?“ fragte
ich sie eines Nachts. „Hast du denn niemanden geliebt?“
    „Nein, nicht wirklich“, sagte
sie. „Nur hin und wieder andere Sklaven . . . „
    Und da war wieder dieser
provozierende Blick, der meinen Schwanz sofort in Erregung versetzte. Etwas Wildes,
Unberührtes war an ihr, trotz ihrer scheinbaren Zerbrechlichkeit. Ab und zu
schien sie über ihren Widerstand zu grübeln.
    „Was bedeutet es, sie zu lieben?“
fragte sie einmal, fast so, als würde sie zu sich selbst sprechen. „Was
bedeutet es, dem Herzen völlig nachzugeben? Die Bestrafungen liebe ich. Aber
einen Herrn oder eine Herrin zu lieben . . . „
    Sie sah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher