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Dornröschengift

Dornröschengift

Titel: Dornröschengift
Autoren: Krystyna Kuhn
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ihn gefunden habe? « »Was? « »Den Schatz! « »Welchen Schatz? « »Silber, Geschirr, Bilder. « Ich hatte keinen blassen Schimmer, wovon er sprach . »Er war an einer anderen Stelle im Park vergraben als auf Mike s Plan. Nicht, wo die Eiche stand, sondern ganz hinten an de r Mauer. Unter dem hohlen Baum. « »Mike? « »He was a good guy. « Ein schrecklicher Gedanke nahm in mir Gestalt an . »Du weißt, was mit ihm passiert ist. « »Du auch. « »Nein. « »Sein Grab liegt in den Tiefen des Pazifischen Ozeans. Er is t beim Tauchen ertrunken. Die Polizei hat heute bei euch ange rufen. Sie haben einen Teil seiner Taucherausrüstung gefun den. Das Mundstück war abgerissen. « »Was hast du mit ihm gemacht?«, schrie ich . Toms Lachen – ein unheimliches Geräusch in der Finsternis, i m nächsten Moment vom Wind weggeweht . »His death will be a mystery«, kicherte er, »a beautiful secret. « Plötzlich begriff ich: Tom war schuld an Mikes Tod, doch u m keinen Preis würde er das Geheimnis preisgeben. Es würde kei ne Spuren geben, keine Beweise . Ich hörte, wie er sich erhob. Panisch rutschte ich tiefer in di e Höhle . »You have a problem, little princess«, rief er und stand nun in ei nem solchen Winkel in der Höhle, dass die Wände das Echo zu rückgaben: problem princess, problem princess . Dann hörte ich einen tiefen Seufzer . So etwas wie einen Stoß . Tom ging in die Knie, sackte einfach in sich zusammen, dan n rührte er sich nicht mehr . Was war los ? »Hier hat nur einer ein Problem«, hörte ich Jamaicas Stimme . »Und das bist du, Crocodile Dundee! « »Jamaica? «
    »Hast du etwa gedacht, ich lasse dich im Stich? « Klar hatte ich das gedacht, hatte ich doch in den letzten Tage n gelernt, niemandem mehr zu vertrauen . »Du hättest auf mich warten sollen«, erklang eine andere Stim me, die mein Herz schneller schlagen ließ, »dann hättest d u mich im Restaurant getroffen. « Finn ! »Was wäre dann aus mir geworden?«, protestierte Jamaica. »Ic h wäre hier verrottet! « »Wenigstens«, sagte ich, »hattest du einmal im Leben ein schö nes Kleid an. « Komisch, keiner von uns lachte .

Magnetismus
    W ie dieser Tag endete? Verwirrend, obwohl so viele Fragen beantwortet wurden. Jamaica und ich wurden ganz dramatisch von Rettungssanitä tern mit einer Trage aus der Höhle gerettet. Obwohl wir versicherten, dass wir völlig okay seien und zu Fuß gehen könnten. Aber vielleicht hatte Finn ja auch recht, als er meinte, er könne kein Risiko eingehen. Wir stünden beide unter Schock und seien völlig unterkühlt. In der Höhle waren es bestimmt nicht mehr als vier Grad. Und so ließen wir uns mit dem Krankenwagen nach Hause fahren. Inzwischen, so erklärte mein Vater später, wusste das ganze Dorf über Lisas Tod Bescheid. Carlotta war tatsächlich zu ihren Eltern gegangen und hatte alles erzählt. Sie, Valerie und Ruven wurden immer noch von der Polizei befragt. Aber Pa versicherte, dass es ein Unfall gewesen war. »Sie wollten doch nicht, dass Lisa stirbt«, erklärte ich aufgeregt. »Sie tun mir wirklich leid.« »Mir nicht«, widersprach dagegen Jamaica. »Schließlich muss man für seine Fehler einstehen.« »Genau«, erklärte ihre Mutter, die gemeinsam mit Mam voller Sorge in unserer Küche gewartet hatte. »Und deswegen gehst du auch persönlich zu dem Geschäftsführer von H&M und bringst ihm das Geld für das Kleid. Das Geld kannst du in der Küche des Restaurants abarbeiten.« Jamaicas verzweifelter Blick suchte meinen Vater: »Dr. Fischer, Sie als mein Hausarzt können doch sicher meiner Mutter bestätigen, dass ich nach dem Schock für längere Zeit nicht arbeitsfähig sein werde. Ach ja«, fügte sie grinsend hinzu, »und wenn Sie dasselbe vielleicht auch gleich dem Dunkelmann mitteilen könnten?« Sie lachte und vielleicht war ich die Einzige, die spürte, dass sie tatsächlich so etwas wie einen Schock erlebt hatte. Schließlich hatte genau der sie töten wollen, den sie glaubte zu lieben. Tom! Ja, ich wusste, was in ihr vorging, wie es sich anfühlte, den zu fürchten, den man zu lieben glaubt. Zum Abschied umarmten wir uns. Und als Jamaica betont cool sagte: »Du hast mir das Leben gerettet, das werde ich dir nie vergessen«, sah ich tatsächlich Tränen in ihren Augen. Sie glitzerten wie feine Kristalle hinter den schwarzen Wimpern.
    Eine Stunde später lag ich in einem Nachthemd meiner Mutter, das nach Lavendel duftete, und mit einer Wärmflasche im Bett. Allein das zeigte
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