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Doppelt geküsst hält länger (German Edition)

Doppelt geküsst hält länger (German Edition)

Titel: Doppelt geküsst hält länger (German Edition)
Autoren: Susan Mallery
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Leute hatten begonnen, hölzerne Gehwege zu bauen, und vor vielen Läden hingen hübsch bepflanzte Blumenkästen. Ein großes Schild im Gemischtwarenladen kündigte eine Lesung von Shakespeares Viel Lärm um nichts für den nächsten Abend an. Er nahm an, dass es sich bei dem „Hammel“, über den sich einer der Männer beschwert hatte, um Hamlet handelte. Nicht viele Lehrerinnen, die nach Titanville kamen, hatten Shakespeare gelesen. Er musste es wissen. In den vergangenen acht Jahren war er mit den meisten von ihnen im Bett gewesen.
    An der Titanville First Baptist Church wandte er sich nach links, in Richtung Stadtrand. Dort stand das Schulhaus mit seinen zwei Klassenzimmern. Als das ursprüngliche Gebäude vor drei Jahren niedergebrannt war, hatte er das Geld für einen neuen, größeren Bau gestiftet.
    Zwei Jungen rannten über den Schulhof, einen Drachen hinter sich herziehend, der im Wind flatterte. Ein paar Mädchen hockten zusammen und spielten mit Murmeln. Als er sich näherte, trat eine Frau aus dem Schulhaus, blickte kurz in seine Richtung und beschattete dann ihre Augen, um ihn besser sehen zu können.
    Nach allem, was man ihm erzählt hatte, hatte er erwartet, dass die neue Lehrerin groß, alt und spindeldürr sei. Die Frau, die nun vor ihm stand, reichte ihm jedoch kaum bis zur Schulter. Sie war jung und hatte angenehme Rundungen mit einem vollen Busen. Als er bei ihr ankam, ließ sie ihre Hand sinken. Die Narben, über die jemand geklagt hatte, entpuppten sich als Sommersprossen. Sie passten sehr gut zu ihren flammend roten Haaren. Und die angeblich kalten Augen hatten die Farbe von frischem Frühlingsgras. Sie wirkten sehr groß und wurden von dichten, langen Wimpern eingerahmt.
    Ihre vollen Lippen schienen wie fürs Lachen geschaffen zu sein … oder fürs Küssen. Sie war ausgesprochen hübsch, und es überraschte ihn, dass eine so feminine Person die Männer in die Knie gezwungen hatte.
    „Mrs Harbaugh? Ich bin Zeke Titan.“ Er tippte sich zum Gruß an den Hut.
    „Sind Sie gekommen, um mich zu erschießen, Mr Titan?“
    „Wie bitte?“
    Sie zeigte auf die Winchester, die er immer noch in der Hand hielt. „Ich erlaube keine Gewehre auf dem Schulgelände. Oder überhaupt irgendwelche Waffen.“
    „Welchen Schaden kann ein Junge mit einem Messer schon anrichten?“
    „Sehr viel, Sir. Wenn es stimmt, was man über Sie sagt, haben Sie selber ausreichend Erfahrung mit der Gefahr, die von Messern und Schusswaffen ausgeht.“
    „Was man über mich sagt?“ Exzellent. „Also haben Sie schon von mir gehört?“
    „Es ist unmöglich, in Titanville zu leben und nicht von Ihnen und Ihrem zweifelhaften Ruf zu hören.“ Sie runzelte leicht die Stirn. „Ich gebe zu, ich hatte Sie mir ein wenig älter vorgestellt.“ Sie musterte kurz seinen flachen Bauch. „Und mit etwas mehr Körperumfang.“
    Er schenkte ihr ein träges Lächeln. „Enttäuscht?“
    Sie kniff die grünen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Das Wort ‘enttäuscht’ würde implizieren, dass Ihre Anwesenheit irgendeine Bedeutung für mich hat. Ich versichere Ihnen, dass dies nicht der Fall ist.“
    „Sind Sie allen Ihren Besuchern gegenüber so stachelig?“
    „Sie verwechseln meinen Unwillen, Zeit zu vergeuden, mit meinem Temperament, Mr Titan. Sie sind derjenige, der zum Schulhaus gekommen ist. Darf ich erfahren, was der Grund dafür ist?“
    „Na, ich wollte Sie kennenlernen, Mrs Harbaugh.“
    Dieses Bekenntnis schien sie ein wenig zu verwirren. „Das haben Sie ja jetzt. Ich habe immer noch Schüler hier, die meiner vollen Aufmerksamkeit bedürfen.“
    „Dann werde ich Sie nicht weiter stören.“ Er tippte sich erneut an den Hut. „Bis heute Abend.“
    „Was ist heute Abend?“
    „Wir werden zusammen dinieren, Mrs Harbaugh. Sie wohnen doch auch im Hotel, oder nicht?“
    Er wusste bereits, wie ihre Antwort ausfallen würde. Alle Lehrer blieben ihr erstes Jahr im Hotel. Sollte es jemand ins zweite Jahr schaffen – was bislang niemandem gelungen war –, würden die Einwohner dem standhaften Lehrer ein Haus bauen. Zeke übernahm die Kosten für die Unterkunft der Lehrer, was ihm nicht schwerfiel, weil ihm das Hotel ohnehin gehörte. Die Mahlzeiten wurden in einem kleinen Speisesaal im hinteren Bereich des Gebäudes eingenommen.
    „Ich wohne dort“, sagte sie, „aber das geht Sie nichts an.“
    „Jetzt schon“, widersprach er sanft. „Wir sehen uns um sechs.“
    „Ich werde nicht mit Ihnen zu Abend essen. Das
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