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DoppelherzTOD

DoppelherzTOD

Titel: DoppelherzTOD
Autoren: Henner Kotte
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Frieder! Frieder Hosfeld. Ehrlicher meinte, ich passe zu eurer heutigen Runde.« Vor Lachen schien der Mann fast zu platzen.
    Kain konnte sich nicht vorstellen, dass Bruno wirklich Frieder Hosfeld eingeladen hatte. Aber der Major der Volkspolizei stand hier im Waschsalon, woher sonst als von Bruno konnte er erfahren haben, dass sie sich heute hier trafen? Der Hosfeld, der hatte ihm gerade noch gefehlt. Auf der Polizeischule hatte Kain den Major noch in praxi kennengelernt, kennenlernen müssen. Ein ganz harter Hund. Und politisch immer einhundertundzehn Prozent. Kain hörte ihn noch: Genossinnen und Genossen! Die mit dem Gesetz über die Aufgaben und Befugnisse der Deutschen Volkspolizei geschaffenen Rechtsnormen sind Ausdruck und Erfordernis der durch den IX. Parteitag eingeleiteten Etappe der gesellschaftlichen Entwicklung… Und jetzt hatte sein Bruno diesen Herrn in Frederikes Waschsalon eingeladen? Vielleicht sah man als Rentner die Welt wirklich anders. Kain bekam Angst vor seinem älteren Kollegen. Das war nicht mehr der Bruno, den er kannte.
    »Bestellen wir ein Bier, meine Herren?« Frieder Hosfeld war die gute Laune in Person.
    »Mir haben sie das Portemonnaie geklaut. Ich bin pleite.« Auch Walter ging merklich zum Major auf Distanz.
    »Ich arbeite hier. Da verbietet sich der Alkohol von selbst.« Kain wollte sich seinen Gästen zuwenden, doch Hosfeld vertrat ihm den Weg.
    »Nimmste ‘nen O-Saft, und für Walter das Bier. Die Runde geht auf meine Rechnung, gute Frau!« Frederike hatte verstanden. Kain blickte auf den Platz am Fenster, wo Rebecca Loepki gesessen hatte. Es war, als würde sie ihren Kopf schütteln: Glaube Walter kein Wort. Kein Wort glaube ihm.
    »Penne al Arrabiata!« Frederike knallte den Teller vor Walter auf die Theke.
    Hosfeld schlug dem Kollegen mit der Hand auf den Rücken. »Wohl bekomm’s!«

4.
     
     
     
    »Hatteste wohl schon abgeschrieben?«
    »Eben. Hundertfünfzig gewonnen, da bestellen wir noch was!«
    Ehrlicher ging Walters mehr als gute Laune auf die Nerven. Vor zwei Stunden verzweifelte der noch an der Bösartigkeit des Menschen an sich. Aber seine Gattin Ursel hatte ihn im Waschsalon gefunden. Wo auch sonst. Walters Portemonnaie hatte in ihrer Tasche gelegen. Von wegen Diebstahl und der allgegenwärtigen Gemeinheit der Menschen. Alles war gut und in bester Ordnung. Nur als Ursel Walter das sagen wollte, war der bereits auf dem Wege zur Anzeige. Als sie sich zum Hausdetektiv durchgefragt hatte, war Walter gänzlich verschwunden. So hatte sie noch etwas bei Dessous und Schuhen geschaut und war dann samt ihrem neuen Dreierset Raspeln dem wütenden Gatten nachgegangen. Denn Ursel wusste, ohne Geld in der Kneipe war und blieb peinlich, selbst wenn Frederike anschreiben ließ. Die Runde bog sich vor Lachen bei dieser Erzählung. Selbst Walter lachte mit. Bruno Ehrlicher hatte keine Ahnung, was die Kollegen so überaus lustig fanden.
    Ehrlicher war sehr spät zum Treffen im Waschsalon gestoßen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er Frieder Hosfeld quasi in die Runde eingeladen hatte, und hoffte im Stillen, dass der Major bereits wieder gegangen war. Hosfeld war nicht gegangen. Im Gegenteil, er unterhielt die Gesellschaft.
    Die Runde hatte den Tisch am Fenster okkupiert. Sie sahen auf späte Passanten, die an der Scheibe klebten und mit Interesse auf diese fröhliche Kundschaft blickten. Ehrlicher wusste nicht, das wievielte Tablett Bier und Wein und Salzstangen Kain herantrug. Frederike hatte sich vor Stunden zu ihnen gesetzt. Sie waren die letzten Gäste.
    »Und da glotzt der in die Abfalltonne und brüllt: Genosse Major, da liegt einer drin! Ich hin, selbst nachgeschaut, wirklich, da lag ich in dem Dreck.« Ehrlicher begriff nicht, die anderen lachten. Ehrlicher wurde der Gag noch einmal persönlich erklärt: »Hatte einer seinen Spiegel entsorgt. Und der Absolvent dachte, er hat den großen Gangster gefasst. Haben wir gelacht!«
    Jetzt konnte sich Ehrlicher an den Fall des jungen Leutnants erinnern, gelacht hatte damals darüber kein Mensch. Hosfeld hatte den jungen Genossen zusammengestaucht, dass der sich erst einmal krankmelden musste. Später hatte man ihn versetzt. Schonplatz, mehr ließ der Psychiater nicht zu. Nein, Ehrlicher konnte dem Gespräch und vor allem dieser Heiterkeit nicht folgen, denn alle anderen unterhielten sich offensichtlich prächtig. Frieder Hosfeld erzählte einen Schwank nach dem andern. Dabei war Hosfeld im Kollektiv der Kriminalpolizei
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