Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
zu, der jetzt neben Justus aufgetaucht war und dem Verkäufer einen bunten Strauß Vergissmeinnicht entgegenstreckte.
    Justus hielt den jungen Mann an der Schulter zurück. Der blieb stehen, seine Augen funkelten Justus böse an. »Nimm die Hand da weg!«, rief er. Im selben Moment verstummte die Polizeisirene.
    »Okay«, erwiderte Justus und ließ seine Hand, wo sie war. »Aber nur, wenn wir beide jetzt warten, bis die Polizei da ist.« Er nickte mit dem Kopf in die Richtung, aus der eben noch das Martinshorn über den Platz gegellt hatte.
    Das Stichwort »Polizei« wirkte auf den Verkäufer wie ein Tarantelstich. »Bullen!«, brüllte er seinen Bruder an, der nichtweit von ihm entfernt stand. Und im nächsten Augenblick gaben sie mit einer solchen Geschwindigkeit Fersengeld, dass Bob, der den sonderbaren Dialog zwischen Justus und dem Zwilling gespannt verfolgt und nicht mit einem so plötzlichen Ende gerechnet hatte, nur noch stumm und hilflos einen Arm nach ihnen ausstrecken konnte. Mit offenem Mund sah er sie hakenschlagend über den schmalen leeren Geländestreifen zwischen zwei Standreihen davonrennen. Das Nächste, was Bob wahrnahm, war die athletische Gestalt von Peter Shaw, der wie der Blitz an ihm vorüberfegte. Es folgte ein etwas unsanfter Rippenstoß, den er von Justus verpasst bekam.
    »Hinterher!«, schrie der Erste Detektiv im Vorüberrennen. Gehorsam setzte sich Bob in Bewegung. Schon nach wenigen Metern hatte er Justus, der anklagend in die Richtung wies, in der die Zwillinge verschwunden waren, eingeholt. Als Bob um eine Kurve kam, sah er gerade noch den hinteren der beiden Burschen, wie er sich durch die Lücke zwischen zwei Ständen zurück auf eine der überfüllten Gassen quetschte. Peter war dichtauf.
    Was dann folgte, hatten die drei ??? schon oft im Kino gesehen. Nur dass sie diesmal selbst mittendrin steckten, in dieser wilden Verfolgungsjagd durch das Menschengedränge, vorüber an Blumenkübeln und Obstkisten. Zweimal, als Peter schon den Arm nach ihm ausstreckte, riss der hintere Zwilling eine Kiste mit Früchten um und schleuderte sie dem Verfolger direkt vor die Füße. Die erste war ein geschlossener Bananenkarton – Peter konnte einfach darüberspringen. Die zweite Kiste allerdings platzte auf, und eine Ladung saftiger Birnen ergoss sich über den Boden. Peter schlug der Länge nach hin, als er hineintrat und ausrutschte. Der Sturz machte ihn wütend. Er rappelte sich auf und setzte den Fliehenden so schnell nach, dass er, ungestüm durch die Menge boxend, den hinteren Zwilling bald wieder eingeholt hatte. Der rabenschwarze Schopf des Flüchtigen tauchte in immer größerer Nähe aus dem Gewoge auf.
    »Halt! Stehen bleiben!«, schrie Peter und dann wieder: »Haltet sie auf!« Aber die Leute kümmerten sich nicht darum. Manche bemerkten gar nichts von der Aufregung, aber von vielen, die da bei dieser Jagd quer über den vollgestopften Markt Knüffe und Rempler abbekamen, ernteten die drei ??? jede Menge Flüche und unfeine Worte, die ihnen nachgerufen wurden. Als Letzter in dieser eiligen Prozession hatte es Justus am schwersten, weil mancher Marktbesucher nach dem zweiten oder dritten Jungen der sich da eine Gasse bahnte, staunend stehen geblieben war und Justus so erst recht den Weg versperrte. Außerdem bekam er die meisten und hässlichsten Beschimpfungen zu hören.
    In dem Augenblick, als ein dicker, rotgesichtiger Mann, der nur auf ihn gewartet zu haben schien, ihn vors Schienbein trat, entdeckte Justus zwischen zwei Buden eine fast leere Gasse. Er schrie: »Au!«, revanchierte sich mit einem kurzen Rippenstoß und zwängte sich ins Freie. Ganz hinten, am Ende der Gasse, sah er Autos den Markt umkreisen. Benommen und nass geschwitzt, aber erleichtert taumelte Justus an der Rückseite der Stände dem Ausgang entgegen. An der Ringstraße um den Markt herum angekommen, wandte er sich ohne langes Überlegen nach links. Dort zuckte das Blaulicht des Streifenwagens.
    So kam er gerade zur rechten Zeit, um Zeuge zu werden, wie der erste der beiden Schwarzhaarigen den letzten Wall von Menschenleibern durchbrach, der ihn noch von der Straße trennte. Justus hörte die Verwünschungen, die ihm ein paar Leute nachschickten, und sah sogar eine Frau, die die Faust schüttelte, weil ihr der Hut verrutscht war.
    Das Nächste, was Justus bemerkte, war der baumlange Kerl in blauer Uniform, dem der Zwilling geradewegs in die Arme lief. »Das ist bestimmt einer!«, rief der Uniformierte, streckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher