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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman
Autoren: Hilary Boyd
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Weihnachtstag Lust auf Weizengrassaft oder Sprossen?«
    »Ich hatte eher an qualitativ hochwertiges Olivenöl oder Biokäse gedacht«, erwiderte Jeanie und stimmte in das Lachen ihres Mannes ein. »Na schön, vielleicht doch lieber nicht.«
    »Nein, nein, das ist eine gute Idee. Gutes Olivenöl kann man immer gebrauchen.«
    Während George die Geschenke in eine Tüte steckte, ging Jeanie hinunter in den Laden.
    »Wir treffen uns unten.«
    Es war ein heller, sonniger Tag mit kalter, kristallklarer Luft, die für Jeanie nach Freiheit roch. Beim Öffnen der Ladentür wäre sie fast über das schmale, in braunes Packpapier gewickelte Päckchen gestolpert, das, mit rotem Band verschnürt, davor lag. Sie bückte sich, um es aufzuheben. Unter dem Band steckte ein weißes Kärtchen. Sie drehte es um und sah die drei XXX darauf. Jeanie wusste sofort, von wem das Päckchen war, obwohl sie seine Schrift nicht kannte, denn darin befand sich eine CD: Chet Baker in Paris , die Musik, zu der sie sich geliebt hatten.
    Sie stand eine ganze Weile so da, das Geschenk in der Hand. Plötzlich hörte sie von draußen Georges Stimme, und schon streckte er den Kopf herein.
    »Warum brauchst du denn so lange? Soll ich dir beim Aussuchen helfen?«
    Sie schob Rays Geschenk schuldbewusst hinter die Theke.
    »Was ist los? Alles in Ordnung? Du siehst schrecklich aus.«
    Jeanie rang sich ein Lächeln ab. »Danke für das Kompliment.«
    »Du siehst wirklich sehr blass aus.«
    »Mir geht’s gut.« Sie nahm eilig eine Flasche Olivenöl vom Regal. »Ich bin nur müde.«
    »Kein Wunder.« Als sie in den Wagen stiegen, verkündete er: »Keine Sorge, ich habe beschlossen, heute nach dem Essen heimzufahren. Ich glaube, das ist das Beste.«
    Fast hätte sie erwidert, das sei nicht nötig, er solle ruhig bleiben. Doch sie verkniff es sich, weil sie merkte, dass sie es kaum noch erwarten konnte, wieder allein zu sein. Im Auto schwiegen sie; sie hatten einander nichts mehr zu sagen.
    »Wird er zurechtkommen?«, fragte Chanty, als sie dem Wagen ihres Vaters nachblickte. Das Essen war gedämpft, fast hastig, verlaufen, als wollten sie Weihnachten so schnell wie möglich hinter sich bringen. Chanty war erschöpft und wölbte beide Arme stützend um ihren Bauch. Alex schwieg beinahe die ganze Zeit.
    »Habt ihr euch gestritten?«, erkundigte er sich, nachdem er Ellie zu ihrem Mittagsschläfchen hinaufgebracht hatte.
    »Nein. Na ja, irgendwie schon … Das übliche Hin und Her. Ich glaube, er hat endlich begriffen, dass es vorbei ist.« Jeanie begann hemmungslos vor ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn zu weinen. Sie reagierten nicht so erschreckt und verlegen wie erwartet, eher so, als hätten sie längst damit gerechnet. Jeanie spürte, wie Chanty den Arm um sie legte.
    »Es tut mir so leid. Das ist wirklich das Letzte, was ihr jetzt braucht. Ich komme schon zurecht. Ich liebe George, kann aber nicht mehr mit ihm zusammenleben. Die Spielzeugkiste ist wunderschön; Ellie ist ganz begeistert von ihr. Es hat wirklich nichts mit deinem Vater zu tun. Er ist ein guter Mensch, es funktioniert nur einfach nicht mehr.« Während alles aus ihr heraussprudelte, lauschten Chanty und Alex geduldig.
    »Meinst du, er wird in Somerset bleiben?«, fragte Alex schließlich.
    Chanty nickte. »Ihm gefällt’s dort; er mag die Leute da. Sally kommt jetzt öfter. Und er hat seine zwei Passionen, die Uhren und den Garten. Ich glaube, er ist nicht so einsam, wie wir denken.«
    Jeanies Tränen begannen zu versiegen. »Es ist traurig«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Ist es wirklich aus? Wie kannst du dir so sicher sein, Mum, wenn du ihn noch liebst?«, wollte Chanty wissen.
    »Ich bin mir absolut sicher«, antwortete Jeanie mit fester Stimme.

23
    Jeanie lag auf dem Sofa und ließ sich von der Chet-Baker-CD in jene unvergesslichen Momente zurückversetzen, die ihr Leben verändert hatten. Zum ersten Mal seit der Trennung von George fühlte sie sich in der Lage, sich ganz diesen Erinnerungen hinzugeben – weil George endlich verstanden hatte.
    Rays Geschenk konnte nur eines bedeuten; trotzdem zögerte sie, sich bei ihm zu melden, um diesen süßen Augenblick der Vorfreude auszukosten.
    Am zweiten Weihnachtsfeiertag fragte sie Ray per SMS, ob sie sich treffen könnten.
    Er antwortete mit Ja.
    Sie schrieb: Im Park, mittags?
    Er schickte ihr Küsse zurück.
    An jenem Morgen verbrachte sie viel Zeit vor dem Spiegel im Bad und gab sich Mühe mit der Auswahl der Kleidung. Sie holte Stücke
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