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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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die
Deutschen, die uns vor denen beschützen wollen?
     
    Weisung für den
»Fall Weserübung«
    Die Entwicklung
der Lage in Skandinavien erfordert es, alle Vorbereitungen dafür zu treffen, um
mit Teilkräften der Wehrmacht Dänemark und Norwegen zu besetzen. Hierdurch soll
englischen Übergriffen nach Skandinavien und der Ostsee vorgebeugt, unsere Erzbasis
in Schweden gesichert und für Kriegsmarine und Luftwaffe die Ausgangsstellung gegen
England erweitert werden …
     
    Decknamen: Wesertag
= Tag des Unternehmens
    Weserzeit = Uhrzeit
des Unternehmens
     
    (gez.) Adolf Hitler
     
    »Die Deutschen kommen, die Deutschen
kommen!«
    Einen Tag
später marschiert der Zweite Weltkrieg mit lautem Getöse durch das Dorf. Aase ist
gerade mit der Mutter auf dem Markt, um Fisch zu verkaufen, da sieht sie den Krieg
kommen, das erste Mal leibhaftig. Kolonnen von Soldaten treibt er vor sich her.
Uniformen ziehen in einer langen Reihe auf der Straße vorbei, an den niedrigen Hausmauern
entlang, und sichern mit erhobenen Waffen seine Flanken. Aus den Kehlen der Soldaten
dröhnt ein Lied, dessen Worte Aase nicht verstehen kann, die aber unheilvoll in
ihren Ohren klingen und die ihr die Kehle zuschnüren.
     
    Wildgänse
rauschen durch die Nacht
    Mit schrillem
Schrei nach Norden;
    Unstete
Fahrt habt Acht, habt Acht,
    die Welt
ist voller Morden.
     
    Wie ein wolkenschweres Gewitter
zieht der Spuk vorbei, Helme, Gewehre und Rucksäcke, schier endlose Reihen von Uniformen,
grün in grün, schwarze Stiefel, die im Gleichschritt stampfen, sture Blicke, die
sich geradeaus einrichten. Am Ende des Zuges poltern Pferdewagen voll Brot, keine
Panzer und kein einziges motorisiertes Fahrzeug. Die Menschen von Hansted verharren
dort, wo sie gerade sind, stehen stumm am Fleck. Sie wollen nicht wahrhaben, was
ihren Augen zugemutet wird. Aase spürt die Feindseligkeit der Hanstedter. Sie will
auch zornig sein, wie alle anderen, zornig auf diese Fremden, die durch ihr Dorf
ziehen, durch ein Dorf, das ihnen nicht gehört. Sie geht an den Straßenrand und
streckt ihre Zunge heraus, dreht allen eine lange Nase. Die Mutter packt sie an
beiden Schultern, schüttelt sie hin und her, zieht sie von der Straße weg und schimpft:
»Mach das nie wieder, Kind! Willst du uns alle umbringen?«
    Aber Aase
will niemanden umbringen.
    Warum sagt
die Mutter so etwas?
    Erst viel
später in ihrem Leben wird sie begreifen, dass jede verbrecherische Handlung die
Menschen verändert. Sie werden merkwürdig verwirrt, können mit einem Mal Gut und
Böse nicht mehr unterscheiden. Und besonders die Kinderseelen müssen das dann aushalten,
Kinderseelen, denen man nichts mehr richtig erklären kann, die mit ihrer Angst allein
bleiben, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Und dann krallt sich eine Welt mit
dunklen Gestalten in ihrer Kinderphantasie fest, und sie glauben, wildfremde Menschen
können plötzlich ihre Gedanken lesen, und wenn die Möwen über der Brandung kreischen,
kommen die Deutschen einfach in ihr Haus, die Deutschen, die jetzt an jeder Ecke
des Dorfes herumstehen und die anscheinend hier tun und lassen können, was sie wollen.
    Aus dem
kleinen Radio in der Wohnstube krächzen Nachrichten aus dem Land, das hinter ihrem
Dorf beginnt: 30.000 deutsche Soldaten haben in den frühen Morgenstunden die dänische
Staatsgrenze überschritten. Eine Infanteriedivision ist über Krusau eingedrungen
und rückt durch Ostjütland vor. Eine andere Truppe versucht von Pattburg und Rens
aus, das westliche und mittlere Jütland zu besetzen.
     
    Schon lange vor diesen Nachrichten
haben die Deutschen das Haus des dänischen Rundfunks betreten. Es ist so früh, dass
die Sendung der Morgengymnastik noch nicht begonnen hat. Ein alter Hausmeister ist
gerade damit beschäftigt, Ordnung zu machen, als plötzlich die Tür auffliegt, ein
preußischer Offizier in den Raum tritt, die Hacken zusammenknallt und brüllt: »Deutsche
Wehrmacht!«
    Der Hausmeister
sieht erstaunt auf, reicht dem Deutschen die Hand und sagt seelenruhig: »Petersen.«
    Nach dänischer
Sommerzeit ist das alles zwischen 4.00 und 4.30 passiert. Die deutschen Truppen
sind bereits überall im Land, da überreicht der deutsche Gesandte v. Renthe-Fink
dem dänischen Außenminister Munch in Kopenhagen das deutsche Memorandum. Munch veranlasst
eine Regierungssitzung unter Vorsitz des Königs auf Schloss Amalienburg, Beginn
6.45 Uhr. Draußen sind Gewehrschüsse zu hören. Die Schlossgarde liefert sich ein
Feuergefecht mit einem
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