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Donavan und das süsse Leben

Donavan und das süsse Leben

Titel: Donavan und das süsse Leben
Autoren: Carter Brown
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Story.« Ihre Stimme klang belustigt. »Halsstarrig — vielleicht ist
das nicht ganz die richtige Bezeichnung für Jennie, aber mir fällt gerade keine
bessere ein. Der Major hat einen ausgeprägten Besitzsinn, Mr. Donavan. Er
erwischte sie heute nachmittag mit einem der Gärtner im Gewächshaus. Jennie
weiß, wie er ist, wenn ihm der Geduldsfaden reißt, und wollte das, was
geschehen würde, nicht erst abwarten. Sie lief einfach weg. Also sattelte der
Major sein Pferd und ritt hinter ihr her. Den Rest der Geschichte kennen Sie
ja. Aber ich muß gestehen, es würde mich interessieren, wie sie Ihnen gegenüber
das alles erklärt hat?«
    »Sie behauptete, sie sei
sozusagen gekidnappt und dazu gezwungen worden, hier zu arbeiten«, sagte ich.
»Dieses Haus sei ein sehr teures Bordell für Leute mit speziellen perversen
Neigungen und würde vom Major geleitet. Sie seien diejenige, die dafür sorgt,
daß die Mädchen spuren. Jennie zufolge müssen es mindestens zehn sein. O ja,
und Sie seien nicht nur eine Sadistin, sondern auch noch lesbisch veranlagt.«
    »Ich hätte Jennie nicht so viel
Fantasie zugetraut«, sagte sie in gepreßtem Ton. »Und die Tatsache, daß Sie
mich nach ihrer Beschreibung sofort erkannt haben, freut mich nicht besonders,
Mr. Donavan.«
    »Ganz gewiß sehen Sie nicht wie
eine Sadistin aus«, sagte ich milde und sah, daß sich ihr Gesicht mit hellem
Rot überzog. »Kann ich den Major sprechen?«
    »Sie können hereinkommen, und
ich werde mich erkundigen, ob er Sie zu sehen wünscht«, erwiderte sie kalt.
»Achten Sie nur darauf, daß Sie im Korridor nicht über all die nackten Mädchen
stolpern.«
    Sie öffnete die Tür weiter, und
ich trat ins Haus. Die Eingangsdiele war geräumig, die Wände getäfelt und die
breite, geschwungene Treppe verlieh dem ganzen einen Anstrich von
Distinguiertheit.
    »Wenn Sie bitte hier warten
wollen, Mr. Donavan.«
    Ihr kleines, aber
wohlgerundetes Hinterteil hüpfte elastisch unter der engen Hose, als sie sich
von mir entfernte. Sekundenlang war es ein lohnender Anblick. Ich hoffte
aufrichtig, Lottie sei keine echte Lesbierin, denn das wäre eine betrübliche
Vergeudung von Werten gewesen. Nachdem sie verschwunden war, war das Haus sehr
still. Keinerlei nackte Mädchen kamen in die Diele, damit ich über sie stolpern
konnte. Dann tauchte Lottie wieder auf.
    »Der Major möchte Sie jetzt
sprechen«, sagte sie. »Er ist noch immer nicht sehr gut gelaunt, Mr. Donavan.«
    »An manchen Tagen lohnt es sich
einfach nicht, auch nur in den Sattel zu steigen«, sagte ich mitfühlend. »Noch
nicht einmal, um hinter einem nackten Mädchen herzupreschen.«
    »Jennie ist zufällig seine
Nichte«, sagte sie in scharfem Ton.
    Sie ging mir voran an der
geschwungenen Treppe vorbei und blieb vor einer Tür stehen.
    »Hier hinein«, sagte sie und
klopfte an die Täfelung.
    Ich öffnete die Tür und trat
ins Zimmer. Die Wände waren mit Drucken von Jagdszenen und Bildern von
Jagdhunden gespickt. Der Major saß hinter einem altmodischen, mit Leder
bezogenen Schreibtisch — ein großer, massiger Bursche mit dickem, flammendrotem
Haar und einem ebenso üppigen Schnauzbart von der gleichen Farbe. Bei näherer
Betrachtung hatten seine hellblauen Augen einen kalten, unbewegten Ausdruck,
der alles andere als beruhigend wirkte.
    »Setzen Sie sich, Donavan«,
sagte er mit dröhnender Baritonstimme. »Und fassen Sie sich kurz. Ich habe
mich, gegen besseres Wissen, dafür entschieden, Ihre Entschuldigung
entgegenzunehmen. Aber wenn ich je Ihren Freund zwischen die Finger bekomme,
breche ich ihm sein elendes Genick.«
    »Das war mein Faktotum Hicks«,
sagte ich und ließ mich in einen hochlehnigen Ledersessel nieder. »Und ich bin
nicht gekommen, um mich zu entschuldigen.«
    Seine zottigen Brauen hoben
sich. »Warum denn dann, zum Teufel?«
    »Nur um mal einen Blick in Ihr
Haus zu werfen«, sagte ich. »Ich muß zugeben, es gleicht keinem Bordell, in dem
ich je gewesen bin, noch nicht mal einem der teureren.«
    »Was, verdammt noch mal, reden
Sie da eigentlich?«
    »Jennie Moss hat mir erzählt,
Sie hätten sie gezwungen, hier zu arbeiten, und es handle sich um ein teures
Puff für Leute, die einen Tick weghaben.«
    Er lachte plötzlich auf. »Meine
Nichte hat eine lebhafte Einbildungskraft.« Er sah mich mit offener Verachtung
an. »Und Sie waren wirklich einfältig genug, ihr zu glauben?«
    »Ich habe mir überhaupt keine
Meinung gebildet«, erklärte ich liebenswürdig. »Aber wenn es stimmt und
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