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Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg

Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg

Titel: Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg
Autoren: Enid Blyton
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mutigsten in der Runde.
„Stimmt es, daß Sie früher mal Opernsängerin waren, Fräulein
Wehmut?“ platzte Juanita heraus.
„Nein, leider nicht, meine Lieben!“ Fräulein Wehmut lächelte
geschmeichelt, hielt sie die Frage doch für eine direkte Folge ihres
bewegenden Gesanges. „Aber ich hatte es mir sehnlichst gewünscht,
und ich habe seither nicht aufgehört, meine Stimme zu pflegen und zu
schulen!“
„Ach, darum.“
„Ja. Aber nun wollen wir singen.“
Wieder setzte Fräulein Wehmut ein, klagend ging der Mond zum
drittenmal über ihnen auf. Alexa machte einen schüchternen Versuch
mitzusingen, traf aber den Ton nicht. Hilda und Berti summten mit,
Regine bewegte lautlos die Lippen.
„Können Sie uns nicht lieber etwas aus einer Oper vorsingen, eine
Arie vielleicht“, wagte Babsi einen Vorstoß.
„O ja, eine Opern-Arie!“
Fräulein Wehmut fiel die schlecht gespielte Begeisterung zum
Glück nicht auf, auch wenn sie noch so übertrieben klang. Sie schlug
geschmeichelt die Augen nieder.
„Aber Kinderchen, das geht doch nicht.“
„Warum nicht! Nur eine!“
„Ja, Ihre Lieblings-Arie! Es könnte auch ein Lied sein!“ „Können Sie etwas aus Madame Butterfly?“
„Oder aus La Bohème?“
„Bitte, Fräulein Wehmut!“
„Ach ja, bitte! Oder den Gefangenenchor aus Nabucco, und wir
summen alle mit!“
„Aus Carmen! Können Sie Carmen?“
Fräulein Wehmut machte eine beschwichtigende Geste. So viel
Begeisterung für ihren Gesang hatte sie sich nicht träumen lassen. „Kinderchen, bedenkt doch, ich habe ja nicht mal einen Flügel hier,
um mich zu begleiten.“
„Das macht doch nichts!“
„Außerdem, was sollen die anderen denken!“
„Ach, die hören das sicher gar nicht, sie machen selber genug
Krach“, meinte Babsi fröhlich. „In der Dritten haben sie jede Menge
neue Rock-Platten.“
Bei dem Wort Rock-Platten zuckte Fräulein Wehmut zusammen,
enthielt sich aber wohlweislich jeder Kritik. Und daß Cornelia
flüsterte: „Die Glücklichen!“, überhörte sie in der eifrigen Suche nach
einem Stück, das sie auch ohne Klavierbegleitung zum besten geben
könnte.
Carmen war das Stichwort gewesen. Dieser Verlockung konnte sie
nicht widerstehen; einmal die Carmen auf der Bühne darstellen zu
dürfen, war ihr größter, unerfüllter Wunschtraum gewesen. „Nun gut, da ihr mich so sehr bittet…. aber nur eine Arie“, sagte
Fräulein Wehmut und schien in ihrem Stuhl zu wachsen, „eine
einzige! Ich werde euch das Auftrittslied der Carmen vortragen.“ Die Mädchen applaudierten. Emsig rutschten sie mit ihren Stühlen
zur Seite, als Fräulein Wehmut sich nun erhob und sich in Carmen zu
verwandeln suchte. Sie warf den Kopf zurück, schob den Busen vor
und knickte in einer Hüfte ein wenig ein, so schob sie sich tänzelnd
vorwärts.
Daß das Auftrittslied der Carmen eine ziemlich schwierige Sache
sein mußte, ahnten sie Mädchen bereits nach den ersten paar Takten.
Fräulein Wehmut jedenfalls mußte ziemlich kämpfen, den richtigen
Ton zu treffen. Hatte sie ihn, verzierte sie ihn mit einem kleinen
Extra-Triller, der eher einem Juchzer glich, so als wäre sie von
jemandem mit Wasser bespritzt worden. Besonders liebte sie die ganz
hohen Töne. Die zog sie in die Länge wie Gummibänder und bewegte sich auf den nächsten Ton zu wie auf einer Rutschbahn. Es war von atemberaubender Gräßlichkeit, fand Juanita, so gräßlich, daß man
unbedingt etwas damit anstellen mußte, sie wußte nur noch nicht, was. Für dieses Mal allerdings fand die Vorstellung ein abruptes Ende. Fräulein Wehmut, durch den stürmischen Applaus angefeuert, hatte
gerade ihre kleine Zugabe begonnen und ruhte sich auf einem ihrer
Lieblingstöne aus, als die Tür aufgerissen wurde und KlausHenning
Schwarzes Kopf erschien.
„Ja, seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Wer jault
denn hier so grauenhaft? Nehmt doch ein bißchen Rücksicht auf
meine Tochter, Kathrinchen kann nicht einschlafen! Oh“, unterbrach
er sich erschrocken, „oh, Fräulein Wehmut, entschuldigen Sie
vielmals, ich wußte nicht, daß Sie hier sind! Entschuldigen Sie bitte!“ Verwirrt zog er sich zurück.
„Männer!“ knurrte Fräulein Wehmut verächtlich. „Alles Banausen,
das weiß man ja. Nun, dann gute Nacht für heute, Kinder. Seid nicht
traurig. Ein andermal mehr.“
„Gute Nacht, Fräulein Wehmut. Und vielen Dank, es war
phantastisch!“ sagte Alexa überschwenglich.
Juanita und Cornelia bekamen einen Hustenanfall.
Olly hat sich etwas
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