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Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Titel: Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat
Autoren: Enid Blyton
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wenn Marilyn bei Frau Nordberg Eindruck zu schinden versuchte.
Marilyn war aufgeregt. Wenn sie nur Frau Nordberg beibringen könnte, wie begabt sie für die Bühne war!
“Marilyn Miller, du bist die geborene Schauspielerin!” müßte sie sagen. “Du darfst diese Begabung auf keinen Fall vernachlässigen – noch dazu, da du so blendend aussiehst! Du bist eine große Hoffnung für die Bühne! Ich werde einmal stolz sein, dich unter meinen Schülerinnen gehabt zu haben!”
Marilyn hatte ihr Haar wieder toupiert – zwar nicht so hoch wie früher, aber so, daß sie älter wirkte. Das Gesicht hatte sie sich geschminkt, und ihre Fingernägel waren lackiert. Und sie hatte ihr schickstes Kleid angezogen. Sie bildete sich ein, jetzt schon wie ein Bühnenstar auszusehen.
Die wirkliche Schauspielerin – Frau Nordberg – wirkte dagegen sehr schlicht. Sie trug ein gut sitzendes, aber ganz einfaches Schneiderkostüm, und auch ihre Frisur war in keiner Weise auffallend. Marilyn war ein wenig enttäuscht. Eine ehemalige Schauspielerin mit dem klingenden Namen Nora Nordberg hatte sie sich ganz anders vorgestellt!
Frau Nordberg schaute sich die Mädchen, die hereinkamen, genau an. Sie hatte einen guten Blick dafür, wer für welche Rolle geeignet war, und ihr Urteil über schauspielerisches Talent galt als sehr sicher.
Als sie Marilyn sah, mußte sie leise lächeln. Was wollte dieses Mädchen mit seiner aufgedonnerten Aufmachung erreichen? Frau Nordberg konnte ja nicht ahnen, daß sich Marilyn schon jetzt wie eine große Tragödin oder ein Filmstar vorkam.
Da die Zeit bis zur Aufführung knapp war, hielt sich Frau Nordberg nicht mit langen Vorreden auf, sondern fragte gleich: “Hat jemand von euch schon einmal in ,Romeo und Julia’ mitgespielt?”
Niemand meldete sich – bis auf Marilyn. “Bitte, Frau Nordberg”, sagte sie eifrig, “ich habe schon die Jungfrau von Orleans gespielt.”
“So? Wirklich?” Frau Nordberg betrachtete Marilyns Frisur. “Sag mal, was hast du mit deinen Haaren gemacht? Die sehen sehr, sehr unnatürlich aus.”
Marilyn wurde rot und trat zurück.
Marilyn bildete sich ein, ihre Rolle großartig zu spielen
    “Hat jemand schon das Stück gelesen?” fragte Frau Nordberg weiter.
Dolly und Marlies hoben die Hand, ebenso natürlich Marilyn.
“Kann eine von euch schon eine der Rollen?”
Marilyn nahm wieder einen Anlauf. “Ich kann die ganze Rolle der Julia auswendig”, rief sie. “Eine traumhafte Rolle.”
“Ja, sie ist ausgezeichnet als Julia”, warf Evelyn ein, und Marilyn dankte ihr mit einem freundlichen Lächeln.
“Nun gut. Da du dir die Mühe gemacht hast, die Rolle zu lernen, darfst du sie heute aufsagen”, erklärte Frau Nordberg. Dann sah sie sich nach einer Schülerin um, die den Romeo spielen könnte. Ihr Blick fiel auf Will.
“Du”, sagte sie, “wie heißt du – Wilhelmina? Du kannst die Rolle übernehmen. Und du, Dolly, spielst Julias Amme.”
Schnell verteilte sie die anderen Rollen. Die Mädchen sahen sich ihre Textbücher an und bereiteten sich auf das Lesen und Spielen vor.
“Schlagt die dritte Szene auf, wo Julia zum ersten Mal auftritt”, sagte Frau Nordberg. “Marilyn, bist du soweit?”
Und ob sie es war! Sie brannte ja geradezu darauf anzufangen. Sie fühlte sich als Julia, wie sie leibte und lebte! Mit Feuereifer begann sie. Sie deklamierte ihren Text, fuchtelte mit den Armen, schritt mit wuchtigen Schritten auf und ab und warf den Kopf theatralisch nach hinten. Und sie bildete sich ein, wunderschön und liebenswert und tief tragisch zu wirken.
“Halt, Marilyn!” rief Frau Nordberg schließlich verblüfft.
Aber Marilyn war nicht zu bremsen. Ohne auf das Gekicher der anderen zu achten, spielte sie in derselben übertriebenen und unnatürlichen Weise weiter.
“Halt!” rief Frau Nordberg abermals.
Jetzt erst hielt Marilyn inne und starrte Frau Nordberg bestürzt an. Warum machte sie solch böses Gesicht?
“Wie kannst du es wagen, dich so aufzuführen?” wetterte Frau Nordberg los. “Willst du hier den Klassenclown spielen? Das verbitte ich mir! Weißt du überhaupt, wie herrlich diese Verse sind, die du eben gesprochen und völlig verhunzt hast? Wie kannst du es wagen, die junge, zarte Julia wie einen aufgeblasenen, affektierten Filmstar darzustellen?”
Marilyn war wie vom Schlag gerührt. Sie glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. Vor Schreck wurde sie kreidebleich unter der rosa Schminke.
“Und warum hast du dich so aufgetakelt?” forschte Frau
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