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Dollars

Dollars

Titel: Dollars
Autoren: Gerben Hellinga
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eine an, inhalierte und sagte nach einigen Sekunden nachdenklich und um die Stille zu überbrücken: »Tja...«
    »Ich habe natürlich schon ein paar Fragen«, sagte ich. »Und wohl auch Anspruch auf ein paar Antworten.«
    »Ich werde Ihnen nicht viel erzählen können. Das meiste von dem, was Sie wissen möchten, dürfte unter classified information rangieren. Aber schießen Sie los.«
    »Wer ist Schlüffer?«
    »Wie müssen wir jetzt?« Er fuhr wie alle Amerikaner mit solchenlangsamen, gemächlichen Bewegungen und dem linken Ellbogen auf dem Rahmen des geöffneten Seitenfensters. »Fürs erste immer geradeaus.«
    »Schlüffer ist gebürtiger Tscheche, genauer gesagt Sudetendeutscher. Aber er hatte eine englische Mutter. Als er klein war, hat er mit seiner Familie auch einige Jahre in England gelebt. Dann sind sie nach Prag zurückgegangen, wo der Vater sie schließlich im Stich gelassen hat. Seine Mutter hat ihm einen glühenden Haß auf seinen Vater und die Deutschen mit auf den Weg gegeben sowie eine große Vorliebe für alles Englische. Er mußte schon sehr früh auf eigenen Beinen stehen, denn seine Mutter starb, wenige Jahre nachdem sein Vater sie verlassen hatte. Er kam bei einer kleinen Fluggesellschaft unter, wo er sich vom Laufjungen zum Piloten hocharbeitete. Aber er war ein Abenteurer. Er sagte der zivilen Luftfahrt ade und flog in einigen obskuren kleinen Kriegen in Asien und Südamerika. In den dreißiger Jahren war das. Ich vermute, daß er schon damals für den englischen Geheimdienst arbeitete, aber genau weiß ich es nicht, denn die machen da ein schreckliches Geheimnis daraus. Aber sie geben zumindest zu, daß er offiziell englischer Agent war, als der Anschluß der Tschechoslowakei ans Deutsche Reich kam. Er trat in den Dienst der deutschen Luftwaffe ein und ist sogar bei der Schlacht um England mitgeflogen. Wobei ihm höchstwahrscheinlich das Herz geblutet hat. Dank seiner Luftakrobatik und seiner Tapferkeit wurde er in eine geheime Jagdstaffel der deutschen Luftwaffe aufgenommen, die allerlei Sonderaufträge ausführte. An einem Frühlingstag 1941 hat er dann sein Flugzeug auf einer Weide in Devonshire gelandet. Er war von Frankreich aus nach England herübergeflogen, und zwar mit einigen vollständigen Plänen für Bombenangriffe auf London. Dem ist es zu verdanken, daß einige Wochen später die halben englischen Luftstreitkräfte die deutschenGeschwader erwarteten. Schlüffer hatte sich über dem Kanal übrigens noch rasch seines Copiloten entledigt, der ziemlich komisch geguckt haben dürfte, als sein Kollege plötzlich in die falsche Richtung flog. Er ist dann von mehreren Geheimdiensten gescreent worden und schließlich zu einem Jagdgeschwader, ähnlich dem deutschen, in dem er vorher geflogen war, gekommen, das dem direkten Befehl des OSS unterstellt war, also des Amts für strategische Dienste. Er nahm an allen wichtigen Operationen teil und hat noch eine ganze Reihe weiterer Aufträge ausgeführt, von denen keiner je etwas gehört hat und über die wir denn auch lieber schweigen wollen. Er ist einige Male abgeschossen worden, nur nicht in Deutschland, dorthin haben sie ihn nicht mehr fliegen lassen. Wie jetzt?«
    »Rechts und an der Ampel links. Und wer sind Sie?«
    »Ich heiße wirklich Henderson, Bob Henderson, Amerikaner schwedischer Abstammung.«
    »Angenehm.«
    Er reckte einen Daumen in die Höhe. »Ich arbeite in Rom für eine amerikanische Behörde, die mit der Bekämpfung des Betäubungsmittelhandels befaßt ist. Wir arbeiten im geheimen, haben auch den Status eines Geheimdienstes, gehen aber strikt legal vor und kooperieren auch in allem mit der italienischen Regierung. Zumindest ...«, er zwinkerte mir zu und bremste vor einer auf Rot springenden Ampel.
    »Also doch Drogen«, sagte ich. »Schlüffers italienische Handlanger verstanden einfach nicht, wieso ihr hinter ihnen her seid. Sie behaupteten jedenfalls, nichts mit Opium und Heroin und dem ganzen Scheiß zu tun zu haben.«
    »Das stimmt auch. Trotzdem gibt es eine Verbindung, ich werde es Ihnen erklären. Nebenbei bemerkt, sie waren nicht seine Handlanger, denn außer Carlo und Romeo kannte ihn praktischkeiner.« Die Ampel schaltete auf Grün. »Immer noch geradeaus?«
    »Ja.«
    »Nach dem Krieg nahm Schlüffer seinen Abschied und zog aufs Land. Er hatte inzwischen die englische Staatsbürgerschaft angenommen und eine Auszeichnung erhalten. Er machte jetzt ganz auf typisch englischer Offizier im Ruhestand. Na, Sie haben
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