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Dollars

Dollars

Titel: Dollars
Autoren: Gerben Hellinga
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»Ich komme«, sagte er, als er mich sah. Schweigend gingen wir zu seinem Lager in einer Seitengasse. Es war eine große Lagerhalle, die bis unter die Decke mit Schrott vollgestaut war.
    »Warte mal eben«, sagte er und kletterte auf einen Berg alter Herde. Oben angelangt, ließ er verlauten: »Ich bin gleich wieder da« und verschwand aus meinem Blickfeld. Es dauerte einige Minuten. Ich hörte ihn im Hintergrund herummachen, wobei allerlei Metallgegenstände gegeneinanderschlugen. Als er wieder hinter den Herden auftauchte, hielt er triumphierend die beiden Päckchen in die Höhe. »Da sind sie«, sagte er.
    Ich öffnete das Päckchen mit den Dollars und gab ihm fünf Hunderter. »Bitte schön, Kees, für deine Mühe. Und nimm es ruhig an, es kommt von Herzen.«
    Aber er wehrte ab. »Tut mir leid, Sid. Früher hätte ich nicht nein gesagt, das weißt du, aber ich bin seit ein paar Tagen Mitglied einer neuen Gemeinde. Unser Ziel ist es, das Geld abzuschaffen. Das bringt mir also gar nichts mehr.«
    »Bist du Kommunist geworden?«
    »Eine Art Kommunist vielleicht«, antwortete er ernst. »Ich gehöre den Gläubigen der Ersten Stunde an. Wir streben nur nach gemeinschaftlichem Besitz. Urchristen, weißt du.«
    »Dann nimm’s doch für eure Vereinskasse. Ihr habt doch bestimmt Druckkosten und so.«
    Er strahlte. »Stimmt. Ich tu’s dann in unsere Kriegskasse. Danke, Sid, bleib so, es wird dir nicht schaden. Und vergiß nicht, was immer auch passiert, auf mich kannst du zählen.«
    Ich wußte, daß wenigstens das der Wahrheit entsprach. Wir gaben einander die Hand, er ging in sein Café zurück, ich zu meinem Wagen. Die Bank in der Leidsestraat, bei der ich meine Kronen deponiert hatte, war geschlossen. Pech, aber die siebentausend Dollar, die ich noch übrig hatte, würden fürs erste reichen. Ich brachte den Wagen zu der Werkstatt zurück, beider ich ihn gemietet hatte. Ich hatte die Leihfrist um ein paar Tage überzogen, aber da dem Wagen nichts fehlte, konnten sie mir wenig anhaben. Von der Werkstatt waren es zum Hilton zurück nur fünf Minuten zu Fuß.
    Henderson erwartete mich mit beunruhigtem Gesicht in der Lobby. »Ich dachte schon, Sie wären uns wieder entwischt«, flachste er. »Wie fühlen Sie sich jetzt?«
    »Bescheiden. Sie haben sicher schon bei mir angerufen, was?«
    »Stimmt. Wo waren Sie?«
    »Weg.«
    »Schon gefrühstückt?« Er versuchte, einen saloppen Ton anzuschlagen, aber ich spürte, daß er sich ein bißchen genierte. Und das zu Recht.
    »Ja, danke. Wie geht es Daisy?«
    »Ganz gut. Sie ist nur noch ein bißchen steif.«
    Ich lachte. Er versuchte mitzulachen, aber es kam nicht von Herzen.
    »Hören Sie, Mr. Henderson, ich muß noch kurz was an der Rezeption regeln, ich bin gleich wieder da.« Ich ging, ohne seine Antwort abzuwarten. An der Rezeption hatten sie schon alles für mich erledigt. Ich steckte die Papiere in meine Brieftasche und fragte, wo meine Koffer seien. Sie standen beim Portier.
    »Sie werden heute oder morgen abgeholt. Könnten Sie sie so lange dort stehen lassen?«
    Das ging in Ordnung.
    Als ich zu Henderson zurückkam, hatte sich Signor Polesino zu ihm gesellt. Der begrüßte mich mit dem gleichen verlegenen Lächeln wie Henderson. Polesino war der Mann, den ich vor ein paar Tagen auf dem italienischen Konsulat gesprochen hatte, der, der so schmuddelig ausgesehen hatte. Das tat er nochimmer, aber ich wußte jetzt, warum. Er hatte seit vier, fünf Tagen nicht mehr geschlafen oder sich auf alle Fälle schon solange nicht mehr rasiert. Polesino arbeitete für den italienischen Geheimdienst, wie mir Henderson schon am vorigen Abend erzählt hatte, als ich wieder zu mir gekommen war.
    »Wollen wir etwas trinken gehen?« schlug Henderson vor.
    Ich schaute auf meine Armbanduhr, es war zwölf Uhr. »Ich habe nicht viel Zeit, ich muß noch wohin. Könnten Sie mich mit dem Wagen bringen?« fragte ich Henderson.
    »Natürlich, natürlich«, sagte er begeistert.
    Ich gab Polesino die Hand. »ArrivederLa.«
    Man sah ihm an, wie froh er war, daß ich wegmußte. Ich vermutete, daß er sich in die Falle hauen würde, sowie wir gegangen waren.
    Henderson hatte einen silberfarbenen Cadillac mit italienischem Nummernschild. Ich setzte mich neben ihn und warf meinen Lederbeutel auf die Rückbank.
    »Wohin?« fragte er.
    »Hier nach rechts und dann immer geradeaus.«
    Wir bogen in die Apollolaan ein.
    »Rauchen Sie?« fragte er und bot mir eine Zigarette an. »Nein, danke.«
    Er zündete sich
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