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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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nach Zimt und Zucker, und Clara gab ihre letzte Münze für eine Tasse Zitronentee aus, der herb und wunderbar schmeckte. Fast eine Stunde lang sog Clara so viele Neuigkeiten über ihre Kinder auf, wie sie konnte. Jorey und Sabiha kämpften mit dem, was zu erwarten gewesen war; mit etwas Glück würden sie es überstehen. Es war keine Hilfe, dass Barriath eines Tages mit unbekanntem Ziel verschwunden war. Ogene hatte gehört, dass eine seiner Bekannten in Estinhaven einen Brief von ihm erhalten und der Kurier mit einem cabralischen Akzent gesprochen hatte. Elisia war immer noch mit ihrem Gemahl und ihrer Familie untergetaucht und wartete, bis die Schande, einst eine Kalliam gewesen zu sein, abgeklungen war. Die gute Neuigkeit war, dass Vicarians Stellung innerhalb der Priesterschaft dauerhaft gesichert war. Er wurde nach Kavinpol geschickt, was nicht seiner ersten Wahl entsprach, aber zumindest würde er nichts Schlimmeres erleiden, nur weil er der Sohn seines Vaters war. Es war ein kleiner Sieg, und sie genoss ihn noch mehr als die Erdbeersoße.
    Als Ogene allzu bald gehen musste, küsste Clara sie auf die Wange und umarmte sie, wobei sie darauf achtete, es in der Bäckerei zu machen und nicht auf der Straße, wo es jemand sehen könnte. Auch Ogenes Ruf musste geschützt werden. Das war die Welt, in der sie lebten.
    Danach ging es nach Norden zum kleinen Haus von Lord Skestinin. Sie wich Karren aus, deren große Holzräder den Dreck der Straße in die Luft warfen, und den Hunden, die ihr eine halbe Meile weit folgten und sie in der Hoffnung beschnüffelten, sie würde ihr Essen mit ihnen teilen. Sie erinnerte sie daran, dass sie keine Äpfel mochten, dann versuchte sie es doch damit, und der Hund warf ihr einen vorwurfsvollen, verletzten Blick zu, und da dachte sie sich, wie lustig das doch war und dass sie es Dawson erzählen musste, und dann weinte sie eine Weile und ging weiter.
    Sie machte sich Sorgen, wie es Jorey den Winter über ergehen würde. Er würde nach Estinhaven gehen müssen. Er konnte nicht nach Osterlingbrachen. Der arme Jorey, gerettet von dem Mädchen, das er gerettet hatte. Alles führte zurück nach Vanai, wohin sonst, und zu der Schuld, all jene Leute auf Palliakos Ersuchen hin getötet zu haben.
    Sie wurde langsamer, als sie im besseren Teil der Stadt ankam. In dem Teil, den sie kannte. Sie spürte die Versuchung, einen zusätzlichen Halt einzulegen, bei jemandem vorbeizuschauen, den sie gekannt hatte, nur um zu sehen, ob sie empfangen wurde. Die Gesichter der Leute wirkten verkniffen, und sie sah immer öfter die Priester in ihren braunen Roben, die zwischen den schwarzen Mänteln wandelten, die Palliako zu einer dauerhaften Mode gemacht zu haben schien. Spatzen und Krähen, hatte Dawson sie genannt. Es war ihm immer wieder gelungen, eine wahrhaft einprägsame Wendung zu schaffen.
    »Mutter«, sagte Jorey, als sie den Garten betrat. Seine Umarmung war kurz, aber heftig. Sie küsste ihn auf die Wange.
    »Clara«, grüßte Sabiha und kam zu ihr. Ihre Augen hatten rote Ränder vom Weinen. Ganz ähnlich wie Claras eigene, dachte sie. Clara achtete darauf, auch ihr einen Kuss zu geben. Es gab so wenig, was sie für die beiden tun konnte, und sie brauchten so viel.
    »Ich bin wegen meiner Unterstützung gekommen«, sagte Clara mit einem Lächeln, das sie nur halb empfand. »Ich hoffe, es ist kein schlechter Zeitpunkt.«
    »Du bist immer willkommen, Mutter«, erwiderte Jorey, der an den Worten schwer zu kauen hatte. Es nagte an ihm. Das merkte sie.
    »Du bist zu freundlich«, sagte sie. »Das ist deine Schwäche. Auch meine. Sabiha, Liebes, ich habe mich gefragt, ob ich, nun, da ich in Ungnade gefallen bin, Zeit mit meinem Enkel verbringen könnte.«
    »Eurem …«, begann Sabiha, dann wurde sie rot.
    »Einst habe ich dir gesagt, du sollst ihn vergessen«, erklärte Clara. »Das war ein Fehler. Wir sind nicht die Familie, die wir gehofft hatten zu sein, aber wir sind die Familie, die wir sind. Du bist mir wichtig, und daher sollte auch er mir wichtig sein. Wenn ich deine Erlaubnis habe.«
    »Meine Erlaubnis?«, fragte Sabiha.
    »Natürlich, Liebes«, erwiderte Clara. »Du bist seine Mutter.«
    »Ihr habt meine Erlaubnis«, versprach Sabiha.
    »Keine Tränen. Bloß das nicht«, sagte Clara.
    Der Besuch dauerte ein wenig länger als üblich, und Clara wäre noch länger geblieben, wäre der Weg nach Hause nicht so weit gewesen. Sie brach auf, als noch genug Licht bleiben würde, um den ganzen Weg zu
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