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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
Autoren: Daniel Hanover
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schrecklich.«
    »Aber Ihr habt Euch nicht gegen mich oder den Thron verschworen?«
    »Nein«, sagte sie.
    Es herrschte Schweigen.
    »Nun gut. Danke, dass Ihr Euch Zeit genommen habt. Ihr könnt gehen.«
    Clara ging hinaus an die frische Luft. Sie war in der Königshöhe. Ihr Kopf drehte sich ein bisschen, und sie hielt am Tor zur Straße inne, um wieder zu Atem zu kommen. Sie fühlte sich merkwürdig erleichtert. Als hätte man sie angegriffen, und sie wäre nur durch Glück davongekommen. Vielleicht stimmte das. Nun verstand sie die verkniffenen Gesichter. Das Gefühl der Angst und Unterdrückung, das über allem hing wie ein schwarzes Tuch. Sie fragte sich, wie viele Leute bereits ohne Vorwarnung abgeholt worden waren und bei Geders Magistraten-Spielchen hatten mitmachen müssen …
    Als sie sich wieder beruhigt hatte, machte sie sich zur Straße auf. Vor ihr war der Spalt, und der Gefangenenbogen wirkte schrecklich weit entfernt. Die Sonne stand tief, rot und aufgedunsen am Himmel, ließ alle Gebäude westlich von ihr zu Silhouetten werden wie in einem Gemälde einer brennenden Stadt. Und was noch schlimmer war, irgendwo in dem Wirrwarr hatte sie ihre Äpfel und den Käse verloren.
    Die Sonne war lange untergegangen, bevor sie zurück zu ihrer Unterkunft kam. Ihre Füße schrien bei jedem Schritt auf. Ihr Rückgrat fühlte sich an wie eine Feuersäule. Der Geruch von Abathas Eintopf war tatsächlich verlockend, was ihr eine ungefähre Vorstellung davon gab, wie hungrig sie mittlerweile war. Sie ging in die Küche, einzig um ihre Miete zu bezahlen und sich eine Schale des fettigen Eintopfs zu kaufen, aber Vincen war da, saß neben dem Ofen. Als er sie sah, sprang er auf, machte einen großen Schritt durch den Raum und nahm sie in die Arme.
    »Sie haben mir gesagt, dass Ihr weg seid«, begann er. »Sie haben gesagt, die Männer des Lordregenten hätten Euch geholt.«
    »Haben sie«, sagte Clara und ließ sich in seine Umarmung fallen. Nur ein klein wenig. »Du kannst mich jetzt loslassen, wenn du willst.«
    »Niemals, meine Lady.«
    »Sehr romantisch«, erwiderte sie. »Lass mich herunter.«
    Sie setzte sich neben den Ofen, und Abatha schenkte ihr eine Schüssel Eintopf, so dass sie sich stattdessen eine Pfeifenfüllung Tabak kaufte. Sie erzählte von ihren Treffen mit Ogene und Jorey und Sabiha und dann von ihrer Rückkehr, nur um von Geders Männern aufgehalten und mit einer Kapuze über dem Kopf fortgeschleppt zu werden. Sie aß gerade den letzten Rest ihres Eintopfs, als sie zu dem merkwürdigen dunklen Raum mit den Soldaten und Geder Palliako kam, der vor ihr aufragte und von ihr verlangte, dass sie seine Fragen beantwortete. Sie spürte, wie sie durch das Nacherzählen ruhiger wurde, als würde sie zum ersten Mal erkennen, was geschehen war. Der Abstand war beruhigend.
    Sie zündete ihre Pfeife am Herd an. Abathas Eintopf war vielleicht versalzen und langweilig, aber sie schaffte es, wirklich ordentlichen Tabak aufzutreiben. Clara setzte sich an den Herd, rauchte einige Zeit nachdenklich, ehe ihr klar wurde, dass Vincen und Abatha darauf warteten, dass sie fortfuhr.
    »Und dann haben sie mich gehen lassen«, sagte sie ziemlich lahm.
    »Aber was haben sie gefragt?«, wollte Abatha wissen. Zum ersten Mal, seit Clara ihr begegnet war, wirkte ihr Gesicht, als würde sie wirklich Anteil nehmen.
    »Oh, das. Sie haben mich gefragt, ob ich mich gegen Geder Palliako und die Krone verschworen habe.«
    »Was habt Ihr gesagt?«
    »Dass mir der Gedanke nicht gekommen ist«, erwiderte sie.
    »Und?«, fragte Vincen.
    Clara zog eine Augenbraue hoch. »Und jetzt ist er mir gekommen.«

E NTRACTE
    Meister Kit
    ZUERST WAR SUDDAPAL NOCH eine Ansammlung von Städten, ihre Gebäude und Strukturen hoch aufragend und massiv, dann war es eine dunkle und monströse Hand, die mit den fingerartigen Molen nach ihnen griff, und dann war es fort, und sie waren allein auf dem weiten Meer. Adasa Orsun konnte das kleine Schiff selbst segeln, bewegte sich von einem Tau zum nächsten, hisste die Segel, stellte die Ausrichtung des Steuerruders ein, bis alles genau so war, wie sie es wünschte. Immer wieder trug sie Marcus auf, ihr bei irgendeiner Aufgabe zu helfen, bei der drei Hände besser waren als zwei. Niemals bat sie Kit, und wenn er ehrlich war, machte es ihm nichts aus.
    Es war sehr lange her, dass er in einem kleinen Boot über das große Meer gefahren war. Er hatte beinahe vergessen, wie sich das Wasser, das bis zum Horizont reichte,
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